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Heidelberg im Jahr 1582: Anna Jakobaä Fugger scheint ihre Heimat Augsburg sowie die Wirren ihres Lebens so weit weg wie nie zuvor. Sie erinnert sich zurück an den Tag, von dem an alles anders werden sollte.
Zu dem Zeitpunkt, zu dem man in die Geschichte eintaucht, hat man den Eindruck, die Protagonistin würde im Sterben liegen. Aus ihrem Delirium heraus begibt man sich mit Anna gemeinsam in die Geschichte ihrer Vergangenheit. Ihr erscheint der Beelzebub, der in das Haus ihrer Familie eindringt und sich an der Küchenmagd vergeht. Dahinter verbirgt sich ein ausgeklügeltes Komplott von ihrem Oheim Christoph und Pater Canisius. Ersterer will das Erbe auf jede erdenkliche Weise zusammenhalten und damit an Einfluss gewinnen. Alle Kinder, die ihm dabei im Weg stehen, werden aus dem Weg geräumt. Die meisten landen im Kloster. Anna gehört zu seinen Opfern und verbringt ihr Leben an unterschiedlichen Orten fern der Familie. Nach und nach offenbart sich ihr, was in ihrer Familie vor sich geht und letztendlich muss sie sich dem Unvermeidlichen stellen...
Die Autorin Rebecca Abe nimmt den Leser mit auf eine Reise in die Vergangenheit der Anna Fugger. Man lernt die Protagonistin im Verlauf des Buches gut kennen, fragt sich jedoch immer wieder, wie sich das Geheimnis um ihre Familie für sie offenbaren soll. Die Geschichte weißt hier deutliche Längen auf und kommt leider nicht recht in Schwung.
Dafür, dass der Verlag den Roman mit dem Wort "Thriller" gekennzeichnet hat, kommen die spannenden Momente leider nur vereinzelt vor, nämlich wenn man als Leser ausnahmsweise mal nicht erahnen kann, wie es weitergeht. Oder wenn Anna Fugger oder einem ihrer Liebsten wieder etwas Schreckliches zustoßen soll. Hier setzt die Autorin eher auf die bildhafte und detailreich beschriebene Schilderung von Grausamkeiten, wie sie in der Zeit der Inquisition des 16. Jahrhunderts üblich waren. Als die Protagonistin zum Ende hin doch mehr oder weniger alles durchschaut hat und man auf das große Finale hofft, endet das Buch leider recht abrupt, was im Widerspruch zum vorherigen, ausführlichen Schreibstil steht.
Durch die Art des Erzählens lässt Rebecca Abe den Leser in eine lang vergangene Zeit eintauchen und das Leben von damals vor dem inneren Auge auferstehen. Dabei ist die Kürze der einzelnen Kapitel sehr angenehm zu lesen, da man immer wieder geistig in dieser Welt verweilen oder sich von den eben gelesenen Gräueltaten erholen kann.
Der historische Kartenausschnitt von Augsburg, das Nachwort, das Glossar, die Auflistung der historischen Vorbilder sowie das Literaturverzeichnis ermöglichen es dem Leser, noch tiefer in die Welt der Fugger einzutauchen und diese zu erleben. Schließlich beruht die Erzählung auf der Familie Fugger, wie sie real existierte. Als weiteres Extra liegt dem Buch ein Lesezeichen bei, welches einen Ausschnitt des Covers zeigt. Alles in allem ist der Roman zwar ein gutes Erstlingswerk, weißt jedoch einige deutliche Schwächen auf. Wer darüber hinwegsehen kann, bekommt eine lesenswerte Lektüre.