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Im Lauerholz wird die Leiche der Studentin Sabrina Mertens gefunden, die mit ihrem Hund Bruno im Lübecker Forst joggen war. Bestialisch zugerichtet, liegt ihr lebloser Körper auf dem Boden des Waldes, während von dem Hund jede Spur fehlt. Hauptkommissar Karl Braun und Kommissar Ben Bendt übernehmen den Fall und treffen schon bald auf den Freund des Opfer, der abstreitet am Tattag bei Sabrina Mertens gewesen zu sein. Eine Aussage, die schnell widerlegt ist. Während Braun und Bendt den Mann erneut in die Mangel nehmen, wird im Waldhusener Forst die Leiche einer weiteren Frau gefunden, deren Körper die gleichen Verletzungen aufweist wie der von Sabrina Mertens.
Ein Sachverhalt, den auch Staatsanwältin Anna Lorenz kritisch beäugt. Die junge Juristin, die sich nach dem Tod ihres Babys und der anschließenden Trennung von ihrem Mann tief in der Arbeit vergräbt, teilt die Meinung der Ermittler, dass hier ein Serientäter am Werk ist. Zusammen mit Braun und Bendt durchleuchtet sie das Leben der Frauen und stößt schon bald auf eine Gemeinsamkeit, die ihnen eine erste Spur zum Täter weist. Noch ahnt Anna Lorenz nicht, dass auch sie in das Beuteschema des Mörders passt, dem die umfangreichen Berichterstattungen zu den laufenden Ermittlungen nicht verborgen bleiben. Berichte, in denen die schöne Staatsanwältin eine nicht unbedeutende Rolle spielt.
"Eiswind" ist ein Kriminalroman in dessen Mittelpunkt eine junge Staatsanwältin steht, die mit einer Menge an privaten Problemen zu kämpfen hat. Nicht nur, dass Anna Lorenz drei Stunden nach der Geburt ihre Tochter Marie verloren hat, auch ihre Ehe mit Tom hat diesen Verlust nicht verkraftet. Ein Schicksalsschlag, der ihr schwer zu schaffen macht. Als dann auch noch die neue Freundin von Tom schwanger wird und Anna sich mit einem alten Studienfreund einlässt, ist das Chaos perfekt. Eine prekäre Situation, die von der Autorin Sandra Gladow mit viel Einfühlungsvermögen geschildert wird. Dabei gelingt es ihr, die Zerrissenheit und Selbstzweifel der jungen Frau realistisch darzustellen, sie aber gleichzeitig als knallharte Staatsanwältin agieren zu lassen.
Aber nicht nur die Charakterzeichnung der Hauptprotagonistin ist gelungen, auch der eigentliche Fall präsentiert sich gut durchdacht. Auch wenn es zu Beginn des Buches noch so aussieht, als ob das Privatleben der Staatsanwältin einen zu großen Raum einnimmt, bemerkt der aufmerksame Leser beizeiten, dass das durchaus so gewollt ist. Ein kluger Schachzug. Denn Anna Lorenz steht schon bald im Visier des Täters, der auch sie zu seinem Opfer machen will. Doch bevor es soweit ist, werden seine Gedanken und Kindheitserlebnisse offenbart und lassen in die Psyche eines Menschen blicken, dem das Leben übel mitgespielt hat.
Eine flüssige Schreibweise und gut gesetzte Cliffhanger tun ihr Übriges, um einen durchgängigen Lesefluss zu ermöglichen. Lediglich das Finale und mit ihm die Auflösung des Falls erscheinen etwas konstruiert und lassen zu viele Fragen offen.
Fazit:
"Eiswind" ist ein angenehm zu lesender und mit ausreichend spannenden Momenten versehender Krimi, der leider in seiner Auflösung etwas schwächelt. Eine Empfehlung für alle, die gerne tief in das Leben der Ermittler eintauchen und auf actionreiche Szenen und blutige Details durchaus verzichten können.