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 Gebrauchsanweisung für Kalifornien


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
I'd be safe and warm
if I was in L.A.
California Dreamin'
on such a winter's day


Mit diesen Zeilen und einer träumerischen Melodie landeten The Mamas and the Papas 1965 einen Welthit und schrieben einen Mythos fort, der nicht nur in den USA, sondern in der ganzen Welt Träume und Emotionen weckt: Kalifornien.

Über Erinnerungen an all die Menschen, die nach beschwerlichen Reisen ihre Hoffnungen in ein neues Leben auf diesem Fleckchen Erde gesetzt haben, stimmt Heinrich Wefing die Leser seiner "Gebrauchsanweisung für Kalifornien" mit jenem besonderen Gefühl ein, das schon der Name dieser Region anklingen lässt. Anders als während der großen Einwanderungswelle im 19. Jahrhundert suchen die Menschen heute in Kalifornien ihr Glück nicht mehr auf den Goldfeldern. Und doch steht Kalifornien noch immer wie keine andere Gegend der USA für das Versprechen des American Dream, die Aussicht auf die Sonnenseite des Lebens, auf Aufstieg und Erfolg, Spaß und Freiheit.

In vielerlei Hinsicht verkörpert Kalifornien in besonderer Weise das, was vielen überhaupt als typisch amerikanisch gilt. Und so widmet sich der Autor in vielen Kapiteln Themen, die US-amerikanische Eigenheiten im Allgemeinen betreffen: die Freundlichkeit und betont gute Laune, die gerade Deutsche häufig mit Oberflächlichkeit und Falschheit gleichsetzen; den Hang zu Superlativen, ob es nun um die Größe der Autos oder die Ausmaße der Supermärkte geht; die Begeisterung für hierzulande wenig beachtete Sportarten wie Baseball und American Football.
Hier liegt auch ein Kritikpunkt: Viele Erfahrungen, die Wefing als neu nach San Francisco gezogener Familienvater gemacht hat und die er anekdotisch an den Leser weitergibt, könnten manchen zu wenig spezifisch für Kalifornien erscheinen. Andere Kapitel geben hingegen Aufschluss über Eigenheiten dieses Bundesstaates, zum Beispiel über das Strafgesetz, nach dem das den Baseball-Regeln entlehnte "Three-Strikes-Law" rückfälligen Gewaltverbrechern nach einem dritten Gesetzesverstoß rigoros lebenslange Haft beschert – ob es sich dabei nun um einen Mord oder um einen Kaugummidiebstahl handelt. Auch darüber, wie so etwas wie die "Arnold Schwarzenegger-Revolution" möglich war, gibt der Journalist auf amüsante Weise Aufschluss.

Hier und da kann man beim Lesen auch praktische Tipps für den nächsten Urlaub mitnehmen, beispielsweise wenn Wefing anschaulich vor der Fehlentscheidung warnt, für den Sommerurlaub in San Francisco kaum Wärmeres als Badesachen einzupacken. Den Schwerpunkt des Buches bildet jedoch die Vermittlung von politischem und geschichtlichem Wissen. Besonders ausführlich wird zum Beispiel die Geschichte deutscher Exilanten in Hollywood während des Zweiten Weltkriegs behandelt. Schade ist, dass Erfahrungsberichte, die weniger das Leben in einer der beiden großen Städte, San Francisco und Los Angeles, betreffen, sondern die Erkundung ländlicherer Regionen wie zum Beispiel dem Nationalpark Death Valley, rar gesät sind.
Alles in allem präsentiert sind die "Gebrauchsanweisung für Kalifornien" als in weiten Teilen recht amüsante und interessante Lektüre, die jedoch als Ganzes etwas unausgewogen erscheint und innerhalb der Reihe der "Gebrauchsanweisungen"-Reihe bei Piper nicht der ganz große Wurf ist.
Die ansprechende Optik und das Handling des Flexcovers, dessen Innenklappen sich auch als Lesezeichen nutzen lassen, können wie immer überzeugen. Und vor dem Inhaltsverzeichnis gibt es eine kleine Übersichtskarte Kaliforniens.

Silke Hettich



Softcover | Erschienen: 1. April 2010 | ISBN: 9783492275385 | Preis: 12,95 Euro | 187 Seiten | Sprache: Deutsch

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