Auf ihrer Kunstschule ist Chloe Saunders glücklich. Hier hat sie Freunde und träumt davon, eines Tages eine berühmte Regisseurin zu werden. In ihrem Leben ist sie schon viel zu oft umgezogen, denn ihr Vater zieht immer mit ihr in Häuser, die im letzten Bauabschnitt stecken, und zieht wieder aus, sobald sie fertig sind. Zu Hause ist er kaum, denn er ist beruflich auf dem ganzen Erdball unterwegs. Chloes enge Vertraute ist deshalb ihre Tante Lauren, denn ihre Mutter ist vor Jahren bei einem Autounfall gestorben. Alles könnte eigentlich ganz normal sein, doch dann kommt der Tag, an dem Chloes Periode einsetzt. Sie ist wahnsinnig erleichtert, immerhin ist sie schon fünfzehn. Doch damit fangen ihre Probleme erst an.

Ob es an den Hormonen oder der Aufregung liegt, weiß Chloe nicht. Auf einmal sieht sie Personen, die mit ihr reden. Halluzinationen, die sie panisch durch die Schule irren lassen. Kurzentschlossen wird sie erst einmal ins Lyle House gebracht, ein gepflegtes Heim für psychisch anfällige Jugendliche. Dort gibt es einen strikten Tagesplan, Therapie und Tabletten. Und hier gibt es ebenfalls eine Menge Geheimnisse. Denn Chloe merkt bald, dass sie sich nicht etwas einbildet, sondern dass sie stattdessen die Gabe besitzt, mit Geistern zu sprechen. All die anderen Jugendlichen in Lyle House besitzen ebenfalls seltsame Fähigkeiten. Dann wird eins der Mädchen verlegt und erscheint Chloe Tage später als Geist. Entsetzt fasst sie den Plan, das Geheimnis von Lyle House aufzudecken und von dort zu entwischen.

"Schattenstunde" ist der Auftakt der Reihe "Die dunklen Mächte". Hauptperson ist die junge Chloe Saunders, die eine geborene Nekromantin ist. Zu Beginn der Pubertät entwickeln sich ihre Kräfte, womit alle Probleme beginnen. Für den Leser ist es sehr packend mitzuerleben, wie die Wandlung von Entsetzen über sich selbst, weil man verrückt ist, zu Unglauben umschlägt, weil man besondere Fähigkeiten besitzt. Schnell fiebert man mit Chloe mit und hofft, dass es ihr gelingt, die seltsamen Rätsel ihrer Herkunft und der Klinik aufzudecken, ehe sie selbst ums Leben kommt wie ihre Freundin Liz.

Kelley Armstrong hat mit ihrem Roman eine bunte Mischung aus Mystery, Fantasy und Krimi geschaffen. Ihre Hauptfigur ist sehr sympathisch beschrieben und wächst dem Leser schnell ans Herz. Durch ihre Gedanken steckt man tief im Geschehen drin und bekommt so alle Emotionen hautnah mit. Deshalb ist der Verdacht, dass in Lyle House etwas Schreckliches vor sich geht, auch so erschreckend, da man um Chloe fürchtet. Auch die anderen Figuren wie die beiden Brüder Simon und Derek, die den Ausbruch mitplanen, sind sehr realistisch dargestellt. Man weiß nie genau, wer ein Mitverschwörer ist und wer, so wie Chloe, ein unschuldiges Opfer der Umstände.

Urban Fantasy, spannend, mitreißend, voller Gefühl. Ein interessantes Coming-Out einer Nekromantin mit Potential.