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Im Oktober 2006 zieht das Ehepaar Dan und Kristi Rey mit ihrem neugeborenen Sohn Hunter und Ali, Dans Tochter aus erster Ehe, in ein schmuckes Haus in Carlsbad, Kalifornien, ein. Nach einem vermeintlichen Einbruch, bei dem alle Räume verwüstet worden sind, lässt Dan überall im Haus Überwachungskameras installieren. In den darauffolgenden Nächten geschehen merkwürdige Dinge: Türen fallen wie durch Geisterhand zu, merkwürdige Geräusche reißen die Reys aus dem Schlaf, und der Poolreiniger wird jeden Morgen am Beckenrand aufgefunden. Bald wird klar, dass die Familie von einer dämonischen Präsenz bedroht wird …
Im Jahr 2007 drehte der Spieleprogrammierer Oren Peli mit 15.000 US-Dollar Budget seinen ersten Film, mit dem ihm zwei Jahre später der internationale Durchbruch gelang: "Paranormal Activity" reanimierte das Poltergeist-Genre mit dem Mockumentary-Defibrillator und bereicherte den Camcorder-Horror durch seine gleichermaßen simplen wie effektiven Kunstgriffe, den Terror in die eigenen vier Wände zu übersiedeln. Positive Kritiken, ein weltweites Einspielergebnis von 193 Mio. US-Dollar und ein begeisterter Steven Spielberg, der Peli ein Big-Budget-Remake anbot, sprachen eine deutliche Sprache: Ein Nachfolger muss her! Das ließen sich
Paramount Pictures und
DreamWorks nicht zweimal sagen und schoben 2010 "Paranormal Activity 2" nach.
Auch wenn der Titel eher an ein Sequel denken lässt, so handelt es sich bei "Paranormal Activity 2" tatsächlich um ein Prequel, das sich mit zunehmender Laufzeit den Ereignissen im Vorgänger annähert und im Finish mit Pelis gehyptem Regiedebüt verschmilzt. Katie und Micah, das heimgesuchte Pärchen aus Teil eins, sind erneut mit von der Partie, und Kristi wird als Katies Schwester vorgestellt, womit die Ereignisse in "Paranormal Activity" so in einem neuen Licht erscheinen. Gleichzeitig steht – wie bei einer Mockumentary üblich – die Schaffung einer Fake-Authentizität im Vordergrund: Camcorder-Aufnahmen von Ali werden mit Bildern der Überwachungskameras, die scheinbar objektiv den Spuk festhalten, kombiniert, und zu Beginn des Films dankt Paramount den Hinterbliebenen und der lokalen Polizei für die Überlassung des genre-üblich "gefundenen" Filmmaterials.
Die Idee, mit Überwachungskameras den Pseudo-Wahrheitsgehalt der paranormalen Vorkommnisse abzusegnen, mag ein interessanter Ansatz für den mittlerweile ausgelutschten Shaky-Cam-Horror sein, doch auch dieser kann nicht kaschieren, dass "Paranormal Activity 2" nicht an seinen Vorgänger heranreicht – von den Genre-Größen "Blair Witch Project" und "REC" erst gar nicht zu sprechen. Schon in den ersten fünf Minuten stolpert der Film in einen Dauerleerlauf hinein, in dem man Ali beim Nägellackieren beobachten und im Swimmingpool Katies beachtliche Oberweite beäugen kann. Horrortechnisch verweigert "Paranormal Activity 2" jedwede Eigenkreativität, stattdessen werden abgenutzte Standardschockmomente der Marke Mainstream aufgewärmt, die gerade den Genre-Fan nur selten packen können. "Paranormal Activity" wusste schon nach rund zehn Minuten Laufzeit zu verstören, wenn der Zuschauer Katie im Zeitraffer dabei beobachten kann, wie sie nachts ohne sichtlichen Grund aufsteht und Micah stundenlang stehend beim Schlafen beobachtet. Das Prequel hingegen hat lediglich zuschlagende Türen, rauschende Fernseher à la "Poltergeist" sowie eine Pfanne zu bieten, die zu Boden fällt, nachdem sie gefühlte zwanzig Minuten wie durch Geisterhand in ihrer Halterung hin und her geschwungen ist. Und wie es sich für echten drögen US-Mainstream-Horror gehört, riecht die mexikanische Haushälterin schon früh den paranormalen Braten und läuft mit Kruzifix und Weihrauch durch das Haus, was prompt ihre Entlassung mit sich bringt und dem Dämon freie Bahn schafft. Was wäre Amerika bloß ohne seine Klischee-Mexikaner …
Erst in der letzten halben Stunde kommt endlich Schwung in den Film, doch "Paranormal Activity 2" verspielt seine Chance, den Zuschauer mit einem cleveren Finish zu versöhnen. Stattdessen wurde aus "Blair Witch Project" und "REC" geklaut und ein belangloses Mainstream-Patchwork-Ende zusammengeknetet, das mit dem absoluten No-Go des Mockumentary-Genres, nämlich einer Verwechslung von Kamera und Cocktailshaker, nervt. Da nützt auch der Extended Cut mit zusätzlichen sechs Minuten nichts, zumal der Leerlauf damit nur in die Länge gezogen wird.
Neben einer DVD-Veröffentlichung bietet Paramount "Paranormal Activity 2" auch in einem Blu-ray-DVD-Bundle inklusive Digital Copy an. Dieses Bundle enthält den Film sowohl in der Kinofassung als auch im Extended Cut und ist wahlweise im HD Keep Case oder im schmucken Steelbook erhältlich. Letzteres wird Sammlern durch ein abziehbares FSK-Logo-Sticker versüßt und ist eine echte Zierde im Blu-ray-Regal.
Das Bild der Blu-ray hat produktionsbedingt wenig HD-Höhepunkte zu bieten, geht aber insgesamt in Ordnung: Wechselnde Schärfewerte, schwankende Detailzeichnung und Rauschen regieren vor allem die halbdunklen Innenaufnahmen, die Außenaufnahmen bei Tag schauen hingegen richtig gut aus. Der Ton kommt stellenweise etwas dumpf daher, punktet aber mit verständlichen Dialogen, die im Original eine Spur natürlicher klingen. Die Extras wirken etwas mager: Neben der Digital Copy bietet das Bundle lediglich den Original-Trailer sowie zusätzliche Szenen. Dieses "gefundene Material" lässt sich aber nicht wirklich in den Film einordnen, taugt auch als alternatives Ende nicht viel und wirkt daher entbehrlich.
Fazit:
Müder Abklatsch eines guten Low-Budget-Horrors, nicht total schlecht, aber doch enttäuschend. Wer schwache Nerven hat, ist klar im Vorteil, denn dem schnürt möglicherweise der eine oder andere gute Schockmoment die Kehle zu. Gestandene Genre-Fans hingegen werden öfters mit Halbschlaf zu kämpfen haben.
Mindestsystemanforderungen für Digital Copy (laut Paramount):
Für PC: DVD-ROM-Laufwerk, aktive Internetverbindung, aktuelle Version von iTunes, Windows XP, Windows Vista oder höhere Version mit aktuellem Windows Servicepaket, mindestens 4 GB freier Speicherplatz auf der Festplatte. Für Mac: DVD-ROM-Laufwerk, aktive Internetverbindung, aktuelle Version von iTunes, Mac OS X 10.3.9 oder neuer, mindestens 4 GB freier Speicherplatz auf der Festplatte.