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Es sollte ein Tag der Freude sein - ein Tag im Leben eines jungen Mannes, der mit riesigen Schritten auf das Erwachsenenleben zugeht. Doch als Jules am Abend seines sechzehnten Geburtstages aus einer Laune heraus mit seinen drei Schwestern den Leuchtturm auf Ameland besteigt, passiert das Unfassbare. Ellis, das ältere der drei Mädchen, verliert das Gleichgewicht und fällt über die Brüstung. Alle Versuche ihrer kleinen Schwester Masha, sie festzuhalten und hochzuziehen, gehen schief und ohne eine Chance auf Rettung stürzt die junge Schauspielerin in den Tod. Ein Unglück, das der ganzen Familie schwer zu schaffen macht. Während Jules von nun ab seinen Geburtstag nicht mehr feiern möchte und Masha von schwerwiegenden Schuldgefühlen geplagt wird, versucht Aline den Unfalltod von Ellis auf eigene Art zu verarbeiten. Ohne die Insel noch einmal zu betreten, vergräbt sie sich in ihre Arbeit und beginnt, zwei Jahre nach dem Tod ihrer Schwester, ein Verhältnis mit deren zurückgebliebenem Mann. Doch plötzlich kommen ihre Eltern und Masha auf die Idee, die Asche von Ellis auf Ameland zu verstreuen. Ein Vorhaben, das nicht nur alte Wunden aufreißt, sondern die Frage nach der Schuld an Ellis' Tod erneut aufleben lässt.
Die niederländische Autorin Nicolet Steemers hat mit "Todgeweiht" ihr zweites Buch veröffentlicht, das in deutschen Buchläden zu finden ist. Während die Geschichte der siebzehnjährigen Mila, die nach drei Monaten völlig abgemagert und verwirrt auf einer Parkbank gefunden wurde, als gut zu lesender Psychothriller erschien ("
Vertrau mir blind"), kommt der Roman um den Unfalltod einer jungen Schauspielerin als Krimi heraus. In ihm werden die Geschehnisse, die vorwiegend auf der beliebten westfriesischen Ferieninsel Ameland spielen, von Aline erzählt, einer der Schwestern, die in der verhängnisvollen Nacht auf dem Leuchtturm zugegen war.
Stück für Stück entblättert sie in ihren Erinnerungen den Ablauf des Abends, an dem ihre Schwester Ellis den Tod fand, während alle übrigen Schilderungen zwei Jahre danach beginnen und eine Mischung aus aktuellen Erlebnissen und Rückblicke auf die letzten vierundzwanzig Monate darstellen. Durch die gekonnte Verwendung verschiedener Zeitebenen und eine umfassende Darstellung der Beziehungen untereinander lässt Nicolet Steemers den Leser tief in die Probleme einer Familie hineinschauen, für deren Mitglieder es fast unmöglich ist, den Tod von Ellis zu verarbeiten. Zu viele Gefühle spielen hierbei eine Rolle, zu viele Missverständnisse treten ans Tageslicht. Ein bewegendes Buch, das weniger ein Kriminalroman ist als ein Familiendrama.
Fazit:
"Todgeweiht" ist eine Geschichte um den tragischen Unfall einer jungen Frau, deren Todesumstände erst allmählich offenbart werden. Ein sehr emotionales Buch, das weniger von spannenden Momenten lebt als von der Gefühlswelt seiner Protagonisten.
Eine Leseprobe gibt es hier.