Vorsicht, "Schattenspiele" ist der zweite und abschließende Teil der "Sektion 3 | Hanseapolis"-Reihe der Autorin Miriam Pharo. Wer den ersten Band "Schlangenfutter" nicht kennt, sollte sich gut überlegen, ob er sich mit dem Lesen der Inhaltsangabe einen Teil der Spannung nehmen lassen will.

Nachdem seine Kollegin Louann ausgeschaltet wurde, muss Elias Kosloff den Ereignissen um den Mord einer jungen Frau im Sumpfgebiet von Hanseapolis auf eigene Faust weiter nachgehen. Erst glaubte er noch, den Täter gefunden zu haben, doch als der unter seltsamen Umständen Selbstmord begangen haben soll, beginnt Elias zu zweifeln. Außerdem will er Rache für den skrupellos ausgeführten Schuss, der seine Partnerin getroffen hat. Noch immer kann der bärbeißige Cop nicht glauben, dass sein eigener Vorgesetzter dafür verantwortlich sein soll, doch das Überwachungsvideo ist Beweis genug.

Viel wichtiger als sein persönlicher Rachefeldzug ist jedoch der Fall, den er immer noch nicht gelöst hat. Zwar hat er einige hohe Tiere aus der politischen Oberschicht im Verdacht, eine riesige Verschwörung in Gang gesetzt zu haben, Beweise hat er jedoch noch nicht. Um die zu finden, scheut er selbst vor ungewöhnlichen Mitteln nicht zurück, reist auf den Mond und in fremde Länder. Dabei muss er ständig auf der Hut sein, denn man hat bereits bemerkt, dass Elias seine Nase in Angelegenheiten steckt, die ihn gar nichts angehen sollten. Und seine Gegner sind nicht zimperlich und scheuen auch vor Mord nicht zurück ...

Der erste Hanseapolis-Band "Schlangenfutter" war ein kleines Science Fiction-Meisterwerk und "Schattenspiele" schließt direkt an die vergangenen Geschehnisse an. Miriam Pharo entführt den Leser in ein Deutschland der Zukunft, in dem sich sowohl die Technik als auch die Machtstrukturen verändert haben. Der Protagonist Elias Kosloff wird mitten hineingezogen in ein Intrigenspiel, das weitreichende Folgen hat.

Das Buch fesselt einen von der ersten bis zur letzten Seite, allerdings muss man gerade im Vergleich zum ersten Band sagen, dass es an einigen Stellen ein wenig an Qualität verloren hat. In der ersten Hälfte nahm die zwischenmenschliche Beziehung von Elias und seiner Kollegin Louann einen großen Raum ein und lockerte die Geschichte mit einigen Anekdoten auf, wie sie nun mal entstehen, wenn zwei so verschiedene Charaktere aufeinander treffen. Das entfällt hier komplett und es gibt keinen Ersatz. Außerdem fällt auf, das einige Rätsel nicht durch den Scharfsinn des Ermittlers gelöst werden, sondern mehr oder weniger nebenbei aufgedeckt werden, was schade ist.

Trotzdem kann man dem Roman nicht absprechen, dass er enorm spannend ist und sich flüssig und mit Begeisterung lesen lässt. Die Handlung ist auf verschiedene Handlungsstränge verteilt, die erst nach und nach wie die Fäden in einem Spinnennetz zueinander führen. Die Autorin hat hier ein gutes Gespür für Details bewiesen, die sie nahtlos miteinander verknüpft. Außerdem gut gelungen sind die "Info Breaks", kleine "Informations-Fenster", in denen einem die fremdartigen futuristischen Begriffe erklärt werden.

Insgesamt auf jeden Fall ein lesenswertes und spannendes Werk. Die Science Fiction-Welt, die Miriam Pharo erschaffen hat, ist glaubhaft beschrieben und ihre Charaktere sind vielschichtig.

Auf der Webseite des Verlags gibt es eine Leseprobe und weitere Infos zum Roman.