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Die 381 Seiten des Taschenbuches fassen eigentlich zwei eigenständige Bücher der Autorin zu einem zusammen. Das erste Buch, "Tagebuch einer angehenden Schamanin" befasst sich mit ihren ersten Schritten in Richtung Schamanismus in Amazonien, das zweite Buch, "Meine Einweihung zur Schamanin" behandelt ihre späteren Erfahrungen in der Mongolei.
Corine Sombrun spürt seit dem Tod ihrer Freundin nur noch Leere in sich. Bei einer Vernisage verkündet ihr ein Fremder, sie solle nach Amazonien reisen. Dort warteten Pflanzen auf sie, um sie zu lehren, ihren "eigenen Ton" zu finden. Corine reagiert zunächst verärgert, dann aber neugierig und schließlich nimmt sie sich vor, dem Rat des Mannes tatsächlich zu folgen. Dann verlässt sie jedoch der Mut, und erst, nachdem man ihr anbietet, ihr Equipment zur Verfügung zu stellen, damit sie eine Reportage für BBC bei einem einmonatigen Aufenthalt in Peru macht, gibt sie wirklich nach und fliegt ins Ungewisse.
Durch die Lehre von Francisco, dem Mann von der Vernissage, bereitet sie sich auf verschiedene Rituale vor, die ihren Geist reinigen und öffnen sollen. Tatsächlich zeigen diese auch ihre Wirkung, und als Corine einen Monat später wieder nach Paris zurückkehrt, haben die ersten Pflanzengeister sie akzeptiert, Corine hat wieder zu sich selbst gefunden und ist bereit, mehr zu lernen.
Wieder vergeht eine Weile, dann jedoch folgt sie ihrer inneren Stimme in die Mongolei. Der Grund dafür liegt darin, dass ihr finales Erleben in Peru ihr einen Oberton entlockte, wie er eigentlich für die Schamanen der Mongolei typisch ist und nicht für die peruanischen. In der Mongolei, so hofft Corine, wird sie ihren Weg weiter beschreiten können.
Das Buch, ein wenig Tagebuch, ein wenig Reportage, ein wenig Roman, ist in erster Linie sehr unterhaltsam und amüsant geschrieben. Dieser Humor, die Selbstironie und allerlei sehr weltliche und nachvollziehbare Gedankensprünge fesseln rasch an das Buch, das man aus diesem Grund in recht kurzer Zeit durchgelesen hat.
Was die Thematik betrifft, so ist das Erleben von Corine Sombrun eher als zweifelhaft zu bewerten. Sicherlich hat sie diese Reisen durchgeführt und ja auch die Reportage für den BBC gemacht, doch hat sich wirklich alles so zugetragen, wie es im vorliegenden Buch nachzulesen ist?
Dass man auf einer Vernissage einen Fremden trifft, der einen darauf hinweist, man solle sich zur Schamanin ausbilden lassen, dass dieser Fremde zufällig auch gern bereit ist, diese Ausbildung zu übernehmen, dass die Ausbildung nicht nur vorzüglich klappt und die Autorin sich wortwörtlich als Berufene zu sehen hat, dass diese Ausbildung mit der Erkenntnis endet, dass der Weg vielleicht eher in die Mongolei gehen sollte - was im Original ja auch das zweite Buch rechtfertigt - und man zufällig dann auch noch auf die richtigen Kontakte zugreifen kann, die eine solche Reise mitsamt weiterer Ausbildung ermöglichen ... wie wahrscheinlich ist das wohl? Oder hängen all diese glücklichen Zufälle doch mit der vom Schicksal gegebenen Berufung zusammen?
Trotz aller Unterhaltsamkeit gibt es weitere Aspekte, die deutlich stören. Zum einen wäre dort die dauernde Angabe der Autorin, wie sich "draußen" gerade anfühlt und wie "innen", manchmal garniert mit vorherrschenden Düften.
Zum anderen ist von Anfang an immer wieder von der toten Freundin die Rede, doch diese Information wüsste der Leser gar nicht einzuordnen, wenn der Klappentext dies nicht erwähnen würde. Tatsächlich spricht Corine Sombrun ihre Freundin immer wieder direkt an oder stellt ihr Fragen, erwähnt sie immer wieder, doch um wen es genau geht, was geschehen ist, was genau und warum Corine dies alles verarbeiten muss - all dies steht in den Sternen, beziehungsweise im vorliegenden Fall glücklicherweise im Klappentext.
Sehr löblich ist die Tatsache, dass beide Bücher in einem Band zusammengefasst wurden, statt zwei einzelne Bücher zu verlegen, was sich allerdings leider auch auf die Preisgestaltung niedergeschlagen hat. Ebenso ansprechend ist auch die Aufmachung des Buches. Die Covergestaltung ist recht hübsch, die Seiten sind griffig, Lektorat und Druck eine Freude für die Augen.
Für Freunde von Schamanengeschichten sicherlich einen Blick wert, eignet sich das Buch vor allem für diese. Interessieren könnte es ansonsten noch Menschen mit einer Neigung zu Schicksalsromanen. So unterhaltsam es ist, vermag der Inhalt jedoch trotz aller äußerlichen Mühe nicht wirklich zu überzeugen.