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Jonathan Harker ist in Transsylvanien auf der Burg des Grafen Dracula, um mit ihm seinen Immobilienkauf in Harkers Heimatstadt London zu regeln. Doch der Makler wird von dem charismatischen Mann dort festgehalten und muss immer mehr um sein Leben fürchten. Was er dort erlebt, traumatisiert ihn, doch letztendlich gelingt Harker die Flucht aus dem grauenhaften Schloss des Grafen. Der hat unterdessen die Reise nach London angetreten, was eine komplette Schiffsbesatzung das Leben kostet.
In England wartet Harkers Verlobte Mina Murray auf ihn und korrespondiert über die Sorge um ihren Geliebten mit ihrer Freundin Lucy Westenra. Doch Lucy wird von einer seltsamen Krankheit heimgesucht, die sie immer schwächer werden lässt. Sie leidet an Blutarmut, wird immer blasser und bekommt kaum noch Luft. Als schließlich Professor Abraham van Helsing zwei Bissspuren an ihrem Hals entdeckt, ahnt er, dass es keine gewöhnliche Krankheit ist, die Lucy befallen hat. Bewaffnet mit Knoblauchblüten, Kreuzen, Holzpflock und Hostien beginnt für eine Gruppe von Männern die Jagd nach einem Ungeheuer, dessen Existenz sie bis vor Kurzem noch nicht für möglich hielten.
Graf Dracula ist der populärste Literatur-Vampir überhaupt. Millionen von Lesern kennen den Roman von Bram Stoker, der von dem gefährlichen Blutsauger erzählt. Es existieren hunderte von Nacherzählungen, Verfilmungen, Parodien, Umsetzungen für Kinder und Comics, die die Geschichte in ihrer ursprünglichen oder einer stark abgewandelten Version erzählen. Die hier vorliegende "Graphic Novel" nimmt sich des Romans in Bildern an. Dabei handelt es sich hierbei keineswegs um die erste Comicversion, aber eine sehr künstlerische. Die Bilder erinnern an Gemälde und zeigen teilweise eine unglaubliche Realitätsnähe, bei der man kaum glauben kann, dass es sich nur um eine Zeichnung handelt. Die Farbwelten sind düster und dunkel und zeigen viele Schatten.
Die Autoren Leah Moore und John Reppion, sowie der Zeichner Colton Worley haben sich des über einhundertundzwanzig Jahre alten Stoffes bedient und ihn nahe am Original umgesetzt. Einige Abwandlungen haben sie dennoch vorgenommen, so ist zum Beispiel die Einleitung des Comics der Kurzgeschichte "Draculas Gast", ebenfalls aus Stokers Feder, entnommen und man vermisst einige Schlüsselszenen oder berühmte Sätze. So sieht der Graf zu Anfang nicht Minas Bild, und es fehlt das bekannte Zitat "Hören sie die Kinder der Nacht, welch süße Musik sie machen." Einiges verändert die Geschichte leicht, anderes stört den Handlungsverlauf nicht im geringsten. Hier muss jeder Leser selbst entscheiden, wie sehr ihn die Anpassungen stören. Fairereweise muss man sagen, dass man den Originalroman schon sehr verinnerlicht haben muss, damit einem jedes Detail überhaupt auffällt. Es sei hier vor allen Dingen deswegen erwähnt, weil sich die Beschreibung der "Graphic Novel" auf der Rückseite sehr darauf stützt, dass es sich hier um die "ungekürzte Geschichte" handelt, die "zum ersten Mal seit 122 Jahren ... in einer vollständigen Fassung" erscheint, was so definitiv nicht stimmt.
Von diesem Wermutstropfen abgesehen, handelt es sich hier um eine wirklich gelungene Umsetzung in düsteren Bildern, die die Welt eines längst vergangenen Jahrhunderts sehr detailgetreu wiedergibt. Sehr positiv hervorzuheben ist vor allem, dass der Tagebuch-Stil beibehalten wurde. Ein Großteil der Geschichte wird in Briefform wiedergegeben, die in kleinen Kästchen über und auf den eigentlichen Bildern angebracht sind. Trotzdem gibt es auch gesprochene Sprache in Form der typischen Sprechblasen, das ist aber eher eine Ergänzung. Mit dieser Art, das Geschehen zu dokumentieren, ist auch der von Bram Stoker so vorgegebene Perspektivenwechsel mit aufgenommen worden. Natürlich ist jeder Tagebucheintrag, jeder Brief aus der Sicht des jeweiligen Verfassers geschrieben worden, deswegen erlebt man das Geschehen immer wieder aus anderen Blickwinkeln.
Insgesamt ist "Dracula – Die Graphic Novel"auf jeden Fall eine der besten Comic-Umsetzungen, die es von dem Klassiker bisher gibt.