Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
In Tomelilla, einer kleinen schwedischen Gemeinde, geschieht ein grausamer Doppelmord. Signe und Herman Jönsson, die als fleißige und selbstlose Bürger geachtet wurden, liegen mit einem Genickschuss hingerichtet in ihrem Schuppen. Während sich die örtliche Presse mit ihren Berichterstattungen überschlägt, kämpft Konrad, der Adoptivsohn der Familie, mit der Tatsache, nun wieder in sein Elternhaus zurückkehren zu müssen. Fast drei Jahrzehnte sind vergangen, seit er seinen Pflegeeltern den Rücken kehrte und noch immer beschleicht ihn ein Gefühl des Unbehagens, wenn er an sie denkt. Doch das ist nicht das Einzige, was ihn quält. Nach einem traumatischen Erlebnis in Bagdad ist er nicht mehr fähig, seinen Beruf als Journalist auszuüben und betäubt sich seit dieser Zeit zunehmend mit Alkohol.
Ein Zustand, der mit der Fahrt nach Tomelilla ein jähes Ende findet, allerdings auch dazu führt, dass Konrad von den Beamten der örtlichen Polizei des Mordes verdächtigt wird. Denn ein Alibi für die Nacht, in der das Verbrechen geschah, hat er nicht und sein überraschend umfangreiches Erbe ist ein gutes Motiv für einen Mann, der kein Einkommen mehr hat. Doch als Journalist ist es Konrad gewohnt, eigene Recherchen anzustellen und so begibt er sich in die örtliche Lokalredaktion, um gemeinsam mit dem eigensinnigen Lokalreporter Örland Palander in seinen eigenen Fall zu ermitteln. Eine Spurensuche, die ihn tief in seine Vergangenheit führt und Dinge an Tageslicht bringt, die ungeheuerlich sind.
"Das fremde Kind" ist der erste Roman des schwedischen Autors Olle Lönnaeus, für den er im Jahr 2009 den Debütpreis der schwedischen Krimi-Akademie erhielt. Ein leiser Krimi, der es in sich hat, allerdings nicht mit übermäßiger Spannung punkten kann. Denn das, was Olle Lönnaeus erzählt, ist die Geschichte eines Mannes, der bereits in jungen Jahren tiefgreifende Demütigungen über sich ergehen lassen muss und als Außenseiter kaum eine Chance hat, geachtet zu werden. Ein Grund, der ihn dazu veranlasst, seiner Heimat den Rücken zu kehren und erst nach fast dreißig Jahren zurückzukommen, um die beiden Menschen zu bestatten, die es immer gut mit ihm meinten.
Doch bevor es soweit ist und er sie zu Grabe tragen kann, muss er sich seiner Vergangenheit stellen und eine Kindheit durchforsten, deren gut gehütete Geheimnisse erst allmählich zutage treten. Eine Aufarbeitung, in der es Olle Lönnaeus wunderbar versteht, Vergangenheit und Gegenwart miteinander zu verknüpfen und die Hilflosigkeit eines gepeinigten Jungen genauso aufleben zu lassen wie das Trauma eines erfahrenen Mannes. Eine Gratwanderung, die mit tiefen Gefühlen einhergeht, dabei allerdings dramatische Szenen so weit wie möglich vermeidet.
Fazit:
"Das fremde Kind" ist ein düsterer und von Unheil geprägter Schwedenkrimi, der gnadenlos mit der Vergangenheit abrechnet, insgesamt aber etwas zu ruhig vonstattengeht. Geeignet ist die tiefgründige Geschichte vor allem für Leser, die mehr als nur eine Mordermittlung verfolgen möchten und sprachliche Vielfalt, gesellschaftskritische Aspekt und ausführlichen Schilderungen von Atmosphäre und Umgebung mögen.
Eine Leseprobe finden Sie auf der Verlags-Website.