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 Jack Taylor, Band 4: Ein Drama für Jack Taylor

Serie: Jack Taylor, Band 4
Autoren: Ken Bruen
Übersetzer: Harry Rowohlt
Verlag: Atrium-Verlag AG

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Wie so oft gerät Jack Taylor, Ex-Polizist und Privatermittler im irischen Galway, eher unfreiwillig an einen neuen Fall: Seine gute Freundin Cathy setzt ihm die sprichwörtliche Pistole auf die Brust und verlangt, dass Jack seinen früheren Dealer im Knast besucht. Er tut es, wenn auch widerwillig, und der Inhaftierte bittet ihn um einen Gefallen: Seine Tochter ist die Treppe hinuntergestürzt und hat sich das Genick gebrochen. Augenscheinlich ein tragischer Unfall, aber der Vater weiß es besser – unter dem Körper der toten jungen Frau fand man ein Buch des irischen Dramatikers John Millington Synge, den die Tote allerdings leidenschaftlich hasste. Nie hätte sie ein Buch von ihm gekauft oder ausgeliehen.

Als dann ein zweites Mädchen stirbt und erneut ein Buch von Synge bei der Leiche gefunden wird, ist Jack klar, dass dies kein seltsamer Zufall sein kann. Wer ist der "Dramatiker", der die Bücher eigenhändig signiert, und aus welchem Grund mordet er?

Wer geglaubt hat, dass es Jack Taylor in den letzten drei Bänden schonso schlecht ging, dass er kaum noch weiter abstürzen kann, der hat sich gründlich getäuscht. In diesem vierten Band der Reihe spielt Ken Bruen den vielleicht größten Trumpf aus, um die von ihm geschaffene Romanfigur endgültig und nachhaltig zu zerstören. Das Buch hält ein Ende bereit, das – wenn man die Figuren und ihre Geschichte aus den Vorgängerbänden kennt - so entsetzlich und deprimierend ist, dass man als Leser heilfroh ist, dass der Krimi danach erst mal zu Ende ist (die Fortsetzung "Jack Taylor und der verlorene Sohn" ist allerdings bereits erschienen und beleuchtet gnadenlos, was nach dem furchtbaren Ereignissen aus diesem Roman weiter geschieht).
Aber bevor es zur großen Katastrophe kommt, gibt es einen neuen Fall. Wie bei den anderen Krimis der Reihe konzentriert sich Bruen weniger auf eine stringent ablaufende Ermittlung, denn Jack Taylor ist kein Mann, der in guter alter Privatdetektiv-Manier Spuren prüft, Personen verhört oder sie wochenlang beschattet. Stattdessen lenkt der Autor den Blick des Lesers erneut in Jacks inneren Mikrokosmos aus Selbsthass, Alkoholismus und Schrulligkeit.
Ein Rat an die Quereinsteiger der Serie: Wer auf der Suche nach einem "klassischen Krimi" ist, der liegt mit der Jack-Taylor-Reihe mit hoher Wahrscheinlichkeit falsch. Wer Selbstmitleid, überbordende Beschreibungen übelster Kneipen und teilweise höchst assoziative Aneinanderreihungen von Literatur- und Popkultur-Verweisen nicht ausstehen kann, ebenso. Es lohnt sich auf jeden Fall, die Romane in der richtigen Reihefolge zu lesen, denn der Sog entsteht beim Lesen eher nach und nach, und bald schon stellt man erstaunt fest, dass man Jack und seine selbstzerstörerische Art nicht mehr missen möchte.

Harry Rowohlt und Ken Bruen sind als Übersetzer und Autor weiterhin ein eingespieltes Team. Rowohlt schafft es, die vielen sprachlichen Eigenarten und Insider in besonderer Weise ins Deutsche zu übertragen; auch wenn vieles eigenwillig wirkt, ist das Lesen auf jeden Fall ein Genuss. In diesem vierten Band gibt es wieder einen kleinen Anmerkungsapparat, der all jene Namen und irischen Besonderheiten erläutert, die dem Leser nicht unbedingt geläufig sein dürften. In Band fünf gibt es übrigens keine solchen Anmerkungen mehr – dazu aber mehr in der nächsten Rezension zu Band 5 "Jack Taylor und der verlorene Sohn".

Fazit: Ein ausgezeichneter Krimi. Ken Bruen schreibt seine erfolgreiche Reihe mit gleichbleibender Qualität, ja steigert sich sogar von Band zu Band und bietet neben einer der schlüssigsten und herzzerreißendsten Figuren des Genres auch intime Einblicke in das heutige Irland, die sich einfach nur fabelhaft lesen. Man versteht nicht ganz, warum Jack Taylor trotz der vielen Klischees (einsamer Wolf, Privatermittler, Alkoholiker etc.) dennoch so verdammt authentisch wirkt, aber es ist so! Auf Englisch ist übrigens bereits der achte Band erschienen ("The Devil"); der neunte Teil der Serie wird im Oktober 2011 unter dem Titel "Headstone" veröffentlicht.

Zur Leseprobe auf der Website des Atrium Verlags: Ein Drama für Jack Taylor

Christina Liebeck



Taschenbuch | Erschienen: 28. Februar 2011 | ISBN: 978-3855350476 | Originaltitel: The Dramatist | Preis: 16,00 Euro | 232 Seiten | Sprache: Deutsch

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