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 Die Schatten von Belfast


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Bei Rütten & Loening erschien kürzlich die deutsche Ausgabe des Buchs "The Twelve" des nordirischen Autors Stuart Neville. Für die Übersetzung konnte Armin Gontermann gewonnen werden, der unter anderem schon die Bücher "Kind 44" und "Kolyma" ins Deutsche übersetzte.

Die Geschichte von "Die Schatten von Belfast" ist genau dort angesiedelt: im Belfast der Gegenwart. In Nordirland ist nach vielen Jahren endlich Ruhe eingekehrt und alle Seiten bemühen sich einen labilen Frieden aufrecht zu erhalten. Im Mittelpunkt der Handlung steht der ehemalige IRA-Killer Gerry Fegan, der mehrere Jahre im Gefängnis war. Doch der Mann, der nach zwölf Jahren aus dem Gefängnis kommt, hat nichts mehr mit dem Killer von einst gemein. Fegan wird von den Geistern seiner Opfer verfolgt. Nach außen macht er einen apathischen Eindruck, starrt oft und lange ins Leere und versucht ebendiese Geister mit viel Alkohol zu vertreiben. Langsam aber sicher dämmert ihm, dass die Geister seiner Opfer ihn erst in Ruhe lassen werden, wenn er seine Taten sühnt. Hierfür muss er wieder morden …

Der englische Originaltitel ("The Twelve") macht es deutlich: Fegan hat zwölf Menschen zu töten, um von den Geistern in Ruhe gelassen zu werden. Hierdurch ergibt sich eine relativ lineare Handlung, da von vornherein klar ist, welches Ziel Fegan mit seinen Taten verfolgt. Dem Autor gelingt es, die Motive für Fegans Handeln deutlich herauszuarbeiten, ohne dass der Protagonist dem Leser allzu sympathisch wird. Er bleibt der Mensch, zu dem ihn die äußeren Umstände gemacht haben: ein Mann, der mordet. Ob im Auftrag von Anderen oder für sein eigenes Gewissen, ist hierbei unerheblich. Doch Stuart Neville zeigt auch die anderen Seiten des Charakters. Der innere Zwiespalt des Protagonisten und dessen Konflikte mit der veränderten Umwelt nehmen viel Raum in der Geschichte ein.
Mit seinem Erstling "Die Schatten von Belfast" legt Stuart Neville ein lesenswertes Buch vor, das den Leser zu fesseln vermag. Die Geschichte rund um den ehemaligen Killer der IRA kann durch einen intelligenten Plot und viel Atmosphäre überzeugen. Dem Autor gelingt es vortrefflich die Stimmung in Nordirland einzufangen und das undurchsichtige Geflecht von Polizei, Politik und Kämpfern beider Seiten darzustellen. Neville setzt voraus, dass der Leser mit dem Nordirland-Konflikt grob vertraut ist und erklärt viele Zusammenhänge oder Abkürzungen nicht weiter. Es ist allerdings durchaus möglich das Buch ohne diese Vorkenntnisse zu lesen, hierdurch würde jedoch ein erheblicher Teil der Atmosphäre abhanden gehen.

Die Übersetzung ist insgesamt sehr gelungen, allerdings finden sich in dem 400 Seiten umfassenden Buch auffallend viele Rechtschreib- und Grammatikfehler. Hierdurch wird das Lesevergnügen zum Teil erheblich geschmälert, da es sich um sehr offensichtliche Fehler handelt.

Das Buch kann überzeugen und gehört sicherlich zu den interessantesten Neuerscheinungen dieser Tage. Die kompromisslose Geschichte macht Lust auf mehr, zumal einige Fragen offen bleiben. Diese werden hoffentlich im zweiten Buch rund um Gerry Fegan geklärt, welches im Original unter dem Titel "Collusion – No One can be trusted" für August 2011 angekündigt ist. Es bleibt zu hoffen, dass der Verlag bei der folgenden Auflage von "Die Schatten von Belfast" die vielen orthografischen Fehler behebt.

Eine Leseprobe wird vom Verlag zur Verfügung gestellt.

Ralf Strohbach



Hardcover | Erschienen: 28. Februar 2011 | ISBN: 978-3352007972 | Originaltitel: The Twelve | Preis: 19,95 Euro | 400 Seiten | Sprache: Deutsch

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