Die Abenteuer auf Deep Space Nine, der Raumstation am Rande des Wurmlochs, gehen weiter. Mit "Dieser graue Geist" publiziert Cross Cult den zweiten Teil des Mission Gamma Vierteilers und gleichzeitig sechsten Band der neuen Buchstaffel. Achtung, die Rezension beinhaltet Informationen über die vorangegangenen Bücher der Reihe!

Die U.S.S. Defiant ist weiterhin im Gamma-Quadranten unterwegs, um diesen zu erforschen. Dabei wird sie Opfer einer gefährlichen Attacke durch die Waffe eines außerirdischen Volks: Nanobots. Nur mit fremder Hilfe kann das Schiff im letzten Moment gerettet werden, ist jedoch schwer beschädigt. Auf der Heimatwelt der Yrythny soll das Raumschiff eine Instandsetzung erfahren. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse: Die Besatzung wird in einen internen Konflikt zwischen den Stämmen des Planeten involviert und sieht sich gleichzeitig mit einer Verschwörung ungeahnten Ausmaßes konfrontiert.
Unterdessen bleibt es auch auf Deep Space Nine nicht ruhig. Die Abgesandten der Föderation verhandeln nach wie vor den Beitritt Bajors zum Völkerbund, die zurückgebliebenen Andorianer werden mit Problemen innerhalb ihrer Gemeinschaft konfrontiert und Kira sieht sich einem Verrat gegenüber, der ihr Innerstes erschüttert.

"Dieser graue Geist" ist das mittlerweile sechste Buch der Deep Space Nine-Reihe. Die Serie lebt nach wie vor von ihren Charakteren, die Höhen und Tiefen durchleben. Gerade Kira Nerys, die Kommandantin der Station, steht stark im Mittelpunkt. Nachdem sie aus der Bajoranischen Glaubensgemeinschaft ausgeschlossen wurde, ist es für sie schwer, die innerliche Balance wiederzuerlangen. Der andorianische Ensign Ch'Thane, gerät ebenfalls zunehmend in den Vordergrund. Er und seine Partner, beziehungsweise die Entwicklung der kleinen Gemeinschaft, werden immer fesselnder. Für den Anteil an Komik sorgt wie meist Quark, der im Duo mit Lieutenant Ro sehr gut funktioniert.
Worin das vorliegende Buch leider völlig versagt, ist die Spannung. Zu keinem Zeitpunkt ist irgendeiner der Protagonisten in glaubwürdiger Gefahr. Zwar ist das Volk der Yrythny in seiner Struktur und der damit einhergehenden Problematik interessant, etwas wirklich Neues stellt das außerirdische Volk allerdings nicht dar. Dass der interne Konflikt zudem von einer Außenstehenden derart beeinflusst wird, ist mehr als unglaubwürdig. Einziger Vorteil: Der Charakter Ezri Dax entwickelt sich deutlich weiter. Hier werden die Grundlagen für eine Karriere gelegt, die in der ebenfalls bei Cross Cult erschienenen "Destiny"-Trilogie ihren Höhepunkt fand.
Unterm Strich quält sich der Leser durch die insgesamt 507 zähen Seiten des Romans. Ab und an schafft es ein Handlungsstrang oder ein Kapitel zu fesseln, dies wird jedoch nicht auf lange Sicht durchgehalten. Hier bleibt nur zu hoffen, dass die verbliebenen beiden Bände des Vierteilers mehr wagen, dass Spannung und Action deutlich intensiver betont werden - Charakterentwicklung alleine ist einfach zu wenig. Mittlerweile gibt es so viele Handlungsstränge, dass ein derartiger Füllroman nicht notwendig ist.

Fazit:
Ein ungewöhnlich schwacher Roman aus einer normalerweise sehr starken Reihe. Es bleibt zu hoffen, dass dies ein Ausrutscher war und zukünftiger wieder mehr zu erwarten ist.

Eine Leseprobe gibt es auf der Website des Verlags:

Mission Gamma 2: Dieser graue Geist