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Man nehme: Roboter im Retro-Style der Fünfziger, einen Football-Club voller Gangster und Schläger auf dem Weg zum Saisonsieg, einen verrückten Wissenschaftler, eine Handvoll Zombies und andere Untote, ein Zahnhuhn einer anderen Dimension, eine skrupellose Kinderbande auf dem Weg nach "oben", einen sagenhaften Güterwagen voller vornehmer Damenschuhe, einen Hauch goonische Weihnacht inklusive Ebenezer Scrooge, eine Menge Blut und ein wenig spritzende Hirnmasse UND den Goon und seinen Sidekick Franky - heraus kommt der pralle fünfte Band der deutschsprachigen Ausgabe von "The Goon", der fünf der Original-Einzelausgaben in sich versammelt.
Thomas Lennon, amerikanischer Schauspieler und Drehbuchautor ("Nachts im Museum 2", "Der Babynator"), darf dieses Mal den Band mit einem Vorwort einleiten und auch eine eigene Story beisteuern: "Jimmy Turtle und der sagenhafte Güterwagen voll vornehmer Damenschuhe" erstreckt sich am Ende des Bandes über elf Seiten und wurde von Eric Powell mit einigen wenigen Bleistiftzeichnungen verschönert. Auf den letzten drei Seiten ist auch noch Platz für eine kleine Skizzengalerie Powells.
Nachdem Eric Powell 2004 einen Eisner Award gewann, erhielt er 2005 in San Diego gleich zwei der bedeutenden Trophäen. Alle fünf Ausgaben, die in diesem Band versammelt sind, erschienen unmittelbar vorher und stellen daher, wie Thomas Lennon in seinem Vorwort prophezeit, einen Wendepunkt für Powells Arbeiten dar. Schließlich wird sich Powell nach dem Erhalt der Auszeichnungen nur noch ausruhen und einen auf fette Hose machen, damit also auch nur noch schludriges Zeug zeichnen …
Schaut man dem Goon ins Gesicht, hört man ihn förmlich sonor brummen, wenn er beispielsweise genervt vom Untoten "Willy Nagel", diesen mit gezieltem Wurf in weitem und hohem Bogen aus der Lonely Street schmeißt. Eric Powells Bleistiftkunst ist unglaublich lebendig (passt ja besonders gut auf Untote) und gleichzeitig sanft und weich (passt super zum raubeinigen Goon). Und tatsächlich kann er mit genau diesem weichen Strich so umhauend harte Szenerien zaubern, wie wir sie von The Goon kennen und lieben. Die farbliche Unterstützung von Robin Powell sollte dabei aber nicht unerwähnt bleiben.
In den fünf Storys kommen diesmal die Zombies etwas kurz, einzig der Untote Willy Nagel hat größere Auftritte. Dafür gibt es aber eine Menge polierte "einäugige" Roboter und mehrarmige und zahnbewehrte Monster aus einer anderen Dimension. Die Footballgeschichte, welche den Comicteil einleitet, kann nicht vollkommen überzeugen – treten doch die phantastischen und absurden Elemente hier sehr in den Hintergrund. Hinsichtlich der Noir-Stimmung ist aber auch diese Story gelungen. Sobald aber der irre Dr. Hiernoymous Alloy mit seinem Echsenmann auftaucht, geht es auch in Sachen Monster, Robbies und Ich-Will-Die-Welt-Beherrschen-Wahn wieder ab.
Thomas Lennons Kurzgeschichte über die sich um einen Güterwagen voller zauberhafter Damenschuhe rankenden Legende passt sich außerdem hervorragend in Goons Universum ein. Des Autors starke Goon-Affinität und sein Sinn für genau diesen abgefahrenen Stil sind deutlich spürbar und machen auch ohne Comicpanels riesig Spaß.
Überhaupt wird mit "Über die schrecklichen Konsequenzen von Tugend" die Serie prachtvoll weitergeführt und sollte bei jedem Comicfan mit einem klitzekleinen Hang zu … Zombies, Trash und genialen Zeichnungen unbedingt im Regal stehen. Das kleine und handliche Hardcoverformat der Cross-Cult-Ausgaben eignet sich auch hervorragend für die Handtasche!
Auf der Cross Cult-Website können 16 Seiten des Comics eingesehen werden: zur Leseprobe