Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Bascha Mika schlägt wieder zu. Die langjährige Chefredakteurin der TAZ und Autorin der kritisch diskutierten Alice Schwarzer-Biographie beschreibt in ihrer 229 Seiten langen 'Streitschrift' die immer noch existierende gesellschaftliche und berufliche Ungleichheit von Frauen und Männern. Basierend auf Interviews, die die Autorin mit gut ausgebildeten Frauen aller Alters- und Berufsklassen geführt hat, sowie einigen fachlichen Beiträgen skizziert sie ein Psychogramm des vom Manne abhängigen Weib(chens). Dieses lässt sich nach getaner Pflicht der beruflichen Ausbildung und parallel dazu existierenden hohen Erwartungen bezüglich der Partnerwahl und des Anspruchs an partnerschaftlich aufgeteilte Pflicht- und Lastenverteilung plötzlich gerne und freiwillig in die von der Autorin so bezeichnete 'Komfortzone' ziehen. Letztere besteht aus einer häuslichen Existenz mit Kind(ern). Die Frau ist hierbei halb oder ganz ausgeschieden aus dem Beruf, überlässt dem Mann die wichtigen Entscheidungen und ist irgendwann frustriert und unzufrieden, dennoch passiv und im Extremfall vorwurfsvoll meckernd.
Die Motive hierbei führt Mika auf die Angst vor dem Alleinsein zurück, das Gefühl, sich als 'ohne Mann' nicht definieren zu können. Immer wieder wird herausgearbeitet, wie unvollständig sich viele Frauen ohne Partner zu fühlen scheinen und dass dieser Idealzustand - zu zweit zu sein - oft auch über dem eigentlichen persönlichen Glück und den eigenen Zielen steht. Diese 'Harmoniesucht' führt so weit, dass 'frau' lieber den Mund hält und verstärkt ihre Unmündigkeit pflegt, aus Angst, den 'Hausherren' zu verärgern und ihre kleine Familie, ihre 'Komfortzone', in Gefahr zu sehen. Gefördert wird diese Haltung laut Mika vom persönlichen Umfeld (vor allem den eigenen Eltern), verstärkt wird sie von den gesellschaftlich-politischen Rahmenbedingungen, die ein Ausbrechen teilweise noch erschweren.
Zentral im Buch ist die Beschreibung der allgegenwärtigen Rollenfallen, in die Frauen im Laufe ihrer persönlichen Entwicklung immer wieder tappen und die die Entstehung einer weiblichen 'Geiselmentalität' entstehen lassen. Wege aus dem Dilemma zwischen Selbstverwirklichung und Befriedigung anderer Vorstellungen und Wünsche gibt es laut Mika. Diese erfordern kritischen Mut und Unangepasstsein. Dass dies in Einsamkeit mündet, die Angst vieler Frauen, schließt Mika nicht aus, doch steht als Tausch und Ziel das belohnende Gefühl der Selbstbehauptung und Freiheit.
Bascha Mika fokussiert sich auf die Frau und ihre freiwilligen Entscheidung, einer begonnenen Karriere abtrünnig zu werden und sich dem Nachwuchs und heimischen Reich zuzuwenden. Sie skizziert gegenwärtige gesellschaftliche Verhältnisse, in denen sich Frauen mit Kinderwunsch befinden, doch betont die Eigenverantwortung dieser Frauen. Diese Sicht ist, auch wenn sie als vereinfachend kritisiert werden könnte, erfrischend personenzentriert. Gemeinsam mit den gut recherchierten Beiträgen von Psychologen und Soziologen, die die zugrundeliegende Motivation dieser Frauen erklären, wird klar, dass es Wege und Entscheidungen gibt, die eine solche Entwicklung verhindern können. Diese liege bei der einzelnen Frau selbst und das wird gegen Ende des Buches klar, während man noch darauf wartet, dass konstruktive Vorschläge vorgekaut werden und man entlastet aus dem Buch entlassen werden kann. Mika ist schlauer und lässt den Leser selbst die Zusammenhänge und Parallelen zwischen den Beispielen, die beschrieben werden, erkennen. Wie bei allen Büchern, die von Frauenrechtlerinnen geschrieben werden, klappt man den Buchdeckel mit einem etwas desillusionierten Eindruck von der Männerwelt zu und hat den Eindruck, dass stark pauschalisiert wurde. Nichtdestotrotz ist Mikas Beitrag ein ernst zu nehmender wichtiger Beitrag des Post- Feminismus der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts und macht eindrücklich klar, dass das letzte Wort in der Geschlechtergleichberechtigung noch längst nicht gesprochen ist.