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Zwanzig Jahre hat das Ehepaar Camille und Honoré Pencrec'h in Paris verbracht, bevor sie nun in ihre Heimat - ein verschlafenes Küstendorf in der Bretagne - zurückkehren. Doch ihre Interessen sind so verschieden wie sie nur sein können und umso länger sie in Kerfilec weilen, desto stärker driften sie auseinander. Camille wendet sich dem Richter Aristide zu, nicht zuletzt, weil sie in ihm einen starken Partner an ihrer Seite sieht, der auch das Gesetz in die passende Richtung zu biegen weiß - ganz so, wie sie meint es passe für sie.
Honoré indes, der durch den Einsatz von Magie aus für ihn unbekannter Quelle an seine Jugendliebe Emma erinnert wird, lässt sich von dem Kind Honoré so einiges vor Augen führen, was in seiner Ehe und seinem Leben eigentlich so vorgeht (In Band eins "Die Bruderschaft" kam es durch den Einsatz von Magie dazu, dass das Kind Honoré und der erwachsene Honoré sich begegneten und die Zeiten sich vermischten).
Des Ehebetrugs nicht genug, hat ausgerechnet der Richter Aristide keine Skrupel, wenn nötig, auch über Leichen zu gehen ...
Ohne Vorwarnung oder Rückblende beginnt der zweite und abschließende Band dieser Kurzreihe der Künstler Djian (
"Die Vier von der Baker Street", "Der große Tote") und Vincent (
"Albatros"). Empfehlenswert ist es daher, beide Bände in einem Rutsch zu lesen. Und gleich beide Comics auf einmal zu kaufen, wird niemand bereuen - möchte man doch die anfangs in Band eins noch etwas verwirrende Geschichte unbedingt weiterverfolgen und ist gespannt auf die Auflösung. Djian bringt die fein gewebten Handlungsstränge gekonnt zusammen und verbindet sie am Ende alle miteinander. Gerade deshalb lohnt sich auch ein erneutes Lesen dieser Comics ganz besonders und wird sicher ein verändertes Erlebnis darstellen als beim ersten Mal.
Vincents Zeichnungen passen ausgezeichnet zum Ambiente der Mitte des 19. Jahrhunderts, der Kontrast zwischen der "großstädtischen" Pariserin Camille und den Dorfbewohnern ist mit viel Feingefühl dargestellt. Ein markanter und kantiger Strich ist seinen Panels zu Eigen, die dann aber mit meist weichen, pastellenen Farben ausgefüllt werden. Man spürt förmlich die frische Brise, die vom Meer her durch das Dorf weht. Ausgezeichnet ist die Interpretation einiger Szenen, in denen das eigentliche Geschehen sich bisweilen nur in den Gesichtern der jeweiligen Personen abspielt. Die Phantasie der Leser wird dadurch angeregt und man liest und schaut häufiger auch mal ein, zwei Panel wieder zurück.
Der eigentlichen Story schließen sich fünf Seiten Sketches an, wovon einige ganze Comicseiten in Rohzustand zeigen, aber auch etliche Charakterstudien - isolierte Zeichnungen der einzelnen handelnden Personen in verschiedenen Ansichten. Hier wird das Können Vincents, überaus authentische Charaktere zu erschaffen, sehr offensichtlich.
Insgesamt bietet die Kurzreihe "Die Kapuzinerschule" ein sehr rundes und schönes Comic-Leseerlebnis, das trotz des realistischen Settings ein wenig Magie ins Spiel bringt. Und eigentlich geht es doch eh immer und überall nur um das Wichtigste: die Liebe!
Eine ausführliche Leseprobe findet sich auf der Website des Splitter-Verlags