"Butze Butze Bübchen" von Sybille von Olfers ist ein Bilderbuchklassiker aus dem Jahre 1906, dem das Glück zuteil wurde im Esslinger Verlag neu aufgelegt zu werden. Das kleine Büchlein erzählt die Geschichte eines schelmischen Jungen und zeigt, wie dieser seinen Tag verlebt, vom morgendlichen Aufstehen bis zum Ins-Bett-Gehen am Abend. Dazwischen wird im Bach geplanscht, eine Bohnenpflanze gezogen, es werden Äpfel geerntet und die Kaninchen mit Karotten gefüttert. Aber auch die spitzbübische Seite kommt nicht zu kurz, und so bringt der kleine Junge die Kommode seiner Mutter gehörig durcheinander oder nascht heimlich aus der Zuckerschale.

Während auf der rechten Seite jeweils die Handlung des Jungen dargestellt ist, befindet sich auf der linken Seite ein vierzeiliger Vers, der das Geschehen beschreibt und der von passenden einzelnen Zeichnungen umrandet ist. Diese ergänzenden Zeichnungen sind nicht koloriert, während die Handlungen des Jungen durchgängig in Farbe dargestellt sind.

Obwohl "Butze Butze Bübchen" bereits im Jahr 1906 erschien, hat es doch wenig an Aktualität eingebüßt. Zwar hat sich die Sprache gewandelt, und auch die Erziehungsmethoden, in diesem Falle die Rute, die im Buch nach dem heimlichen Naschen von Süßem angeordnet wird, passen nicht mehr in das heutige Werteverständnis, aber die grundlegenden Aussagen bleiben auch in heutiger Zeit die selben. Unterstrichen werden die Schönheit der Natur, das behagliche, Geborgenheit spendende Zuhause, die liebevolle Zuwendung der Mutter, aber auch die Lausbubenseiten, die Eltern wie Kinder selbst kennen werden, ob es nun um das unerlaubte Ausräumen von Schubladen oder um das heimliche Naschen von Süßem geht. Kinder finden in dem Tagesablauf des kleinen Jungen viele Aktivitäten wieder, die sie selbst gerne tun und mit welchen sie sich identifizieren können, wie beispielsweise dem Planschen am Bach, dem Spielen auf einer Wippe oder der Mithilfe im Garten. Die vom Jugendstil geprägten Illustrationen rücken die jeweilige Handlung in den Mittelpunkt, umspielen diese aber gleichzeitig mit dazugehörigen, passenden Elementen, so dass beide Teile gemeinsam, aber auch getrennt voneinander betrachtet werden können.

Auch wenn die Verse einige altmodische Begriffe enthalten, die für Kinder ungewohnt sein dürften, büßen diese dadurch nichts von der Wirkungskraft auf die Leserinnen und Leser ein. Erwachsenen mag eventuell der Einsatz der zahlreichen Verniedlichungsformen ins Auge fallen, aber auch dies spielt für kleine Kinder keine Rolle. Viel mehr zählen für diese die wohlstimmigen Verse und die ansprechenden, harmonischen Bilder, in welchen sie sich selbst wiederfinden und entdecken können.

Ein kleines aber feines Buch, das es wert ist, in die eigene Bilderbuchsammlung aufgenommen zu werden.