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Die Frauen, die in den Freudenhäusern auf der "Route des Maisons Rouges" arbeiten, können kaum glauben, was der Bürgermeister auf dem großen Platz kundtut: Eines der sechs Häuser soll geschlossen werden, um einem Casino Platz zu machen. Entschieden werden soll anhand des Umsatzes. Wer zum Ablauf der Frist die wenigsten Einnahmen verzeichnen kann, muss gehen. Natürlich wollen die Mädchen nicht so mit sich reden lassen und begehren auf. Spätestens als auch noch ein stinkreicher Typ in die Stadt kommt und alles durcheinanderbringt, sind sie nicht mehr zu halten und tun sich zusammen, denn schlagen und schlecht behandeln lassen sie sich nicht. Schließlich gibt es den Kodex, der strenge Regeln für die Damen derLiebe enthält und so etwas streng verbietet.
Alle Freudenhäuser haben ein eigenes Thema, da gibt es die Dark Ladies, die eisigen und feenhaften Mädchen, Cowgirls und Indianer, asiatische Frauen und Cyberladies. Es findet sich also für jeden Geschmack etwas. Je nach Hauszugehörigkeit ist auch das Temperament der Damen sehr unterschiedlich, doch sie können auch zusammenhalten, wenn es darauf ankommt. Als es um die Suche nach einem einzigartigen Rezept für ein Lust steigerndes Mittel geht, reisen die Ladies sogar in den Dschungel. Und wenn eine von ihnen des Mordes beschuldigt wird, setzen sie alles daran, den wahren Täter zu finden. Dabei vergessen sie aber nie ihr eigentliches Ziel, nämlich, sich nicht die "Route des Maisons Rouges" zerstören zu lassen. Da haben sich der Bürgermeister und der Gouverneur gründlich geirrt, wenn sie dachten, sie würden hier ein leichtes Spiel haben, denn im Krieg und in der Liebe ist schließlich alles erlaubt.
"Route des Maisons Rouges" ist ein Comic, bei dem es vor allen Dingen auf die Optik ankommt, die Zeichnungen stehen klar im Vordergrund, die Geschichte scheint nur Beiwerk zu sein. Das ist auch gut so, denn sie wirkt ein wenig verwirrend, oft oberflächlich und stellenweise sogar unverständlich. Einzelne Szenen sind gut nachvollziehbar, aber das große Ganze scheint dabei oft aus den Augen verloren worden zu sein. Natürlich darf man nicht vergessen, dass dieses Buch insgesamt vier unterschiedliche Episoden enthält, doch auch in sich gibt es kleinere Unstimmigkeiten. Gesprochen wird selten, und die Dialoge sind nicht unbedingt von hoher Qualität, sondern eher oberflächlich gehalten, und sie bestehen nur aus einigen kurzen Sätzen.
Ganz anders ist das bei den Zeichnungen. Hier geht es um die "Route des Maisons Rouges", also eine Straße voller Freudenhäuser, die natürlich eine comichafte Kopie des berühmten "Moulin Rouge" in Paris und seiner Umgebung darstellt, die durchaus gelungen ist. Da es um junge Frauen geht, die sich dem sündhaften Vergnügen verschrieben haben und die ihre Kunden glücklich machen wollen, ist natürlich viel nackte Haut zu sehen. Auch große Brüste, wohlgeformte Hintern und lange Beine dürfen nicht fehlen. Neben dem einen oder anderen Kuss, der allerdings zwischen Frauen getauscht wird, endet der sexuell anrüchige Teil damit aber auch schon. Der Zeichner Vincenzo Cucca hat sich vielmehr der detailreichen Kunst des Malens hingegeben, denn der, den Leser durch explizite Erotik-Szenen an die Seiten zu fesseln. Besonders bei den unterschiedlichen Outfits kann er seine Liebe zum Detail ausleben. Durch die unterschiedlichen Themen der sechs Häuser hat er viele Möglichkeiten seine Figuren auf unterschiedlichste Weise zu zeigen. Dabei arbeitet er oft mit Außenlinien in verschiedenen, oft sehr hellen, Farben, die dem jeweiligen Charakter zu seinem besonderen Aussehen verhelfen.
Wer schöne Comiczeichnungen in zarten Farben mag und eine gute Portion Erotik sucht, kann bei "Route des Maisons Rouges" getrost zugreifen. Die Zeichnungen sind ein wahrer Augenschmaus. Lediglich auf die Geschichte sollte man nicht viel Wert legen, denn die wirkt eher an den Haaren herbeigezogen und bietet nicht mal Spannung. Dadurch wirkt der gesamte Band leider nur noch durchschnittlich.
Auf der Verlagswebseite findet man eine ausführliche Leseprobe.