Jahrelang einer Gehirnwäsche unterzogen, unter Kontrolle gehalten und nun: nichts - dies ist die Situation der Superhelden von New Chicago, nachdem Jet und Iridium Ops lahmgelegt haben. Einmal befreit, brodelt nun die Wut in den Superhelden hoch und aus Superhelden werden Superschurken, die drohen, ganz New Chicago in Schutt und Asche zu legen.
Für die Everyman-Society ist dieser Amoklauf der verhassten Außermenschen ein gefundenes Fressen, zumal sich Corp-Co, das Unternehmen der Superhelden, in eisiges Schweigen hüllt und so den Hetzkampagnen der Everyman zuarbeitet.

Doch nicht alle Außermenschen haben sich vom rechten Weg abgewandt – Jet und einige ihrer Freunde versuchen alles, um wieder Ordnung nach New Chicago zu bringen, doch sie sind einfach zu wenige, um der Übermacht ihrer einstigen Kollegen und Freunde etwas entgegen zu setzen.
Und auch Iridium, Herrscherin über die New Chicagoer Unterwelt, bekommt dies zu spüren. Doch das Chaos kommt ihr durchaus gelegen, bietet es ihr doch endlich eine Möglichkeit ihren Vater aus dem Gefängnis zu befreien. Aber Corp-Co weiß um ihre Schwachstelle und schnell wird ihr klar – frei sein kann Iridium nur, wenn Corp-Co endgültig zerschlagen wird ...

Als dann noch ein gemeingefährlicher Außermensch bei der Befreiungsaktion Iridiums ebenfalls entkommt, kommt es zu einer ungewöhnlichen Allianz zwischen Superhelden und ehemaligen Superschurken, denn nur gemeinsam haben sie vielleicht eine Chance die Stadt zu retten.

"Im Zwielicht" ist das zweite Gemeinschaftsprojekt der Autorinnen Jackie Kessler und Caitlin Kittredge. Genauso wie ihr erster Band der Reihe "Das Ikarus-Projekt" wird der Band aus verschiedenen Sichten erzählt, doch das Pantheon wurde nun noch um mehrere Figuren erweitert. Jackie Kessler übernimmt die Sichten von Jet, Angelica, Night und Garth – Caitlin Kittredge schreibt Iridium, Victoria, Luster/Arclight.

Was dem Leser gleich zu Anfang auffallen dürfte, wenn er das Buch in die Hand nimmt, sind die dunklen Seiten – dabei handelt es sich, wie auch schon im vorangegangen Band, um die Markierungsseiten, die den Wechsel zwischen der heutigen Zeit und der Vergangenheit einleiten, oder, wie es im Buch bezeichnet wird, "Damals".

Doch erst einmal zum wirklichen Anfang: Außer einer Widmung und Danksagung erwartet den Leser eine Zusammenfassung der bisherigen Geschehnisse, was den Einstieg erleichtert, auch wenn es nicht genügend ist, um zu sagen, dass Quereinsteigern damit wirklich gedient wäre.

Was spätestens mit diesem Band nun auch klar wird, ist, wie durchdacht diese Reihe von ihren zwei Autorinnen ist. Zum einen ist dies natürlich nötig, um so nahtlos miteinander arbeiten zu können, anderseits sorgt dies für eine Story, die sich wirklich sehen lassen kann. Vergangenheit und Gegenwart greifen nahtlos ineinander über und tragen zu gleichen Teilen zur Story bei. Es ist ein ständiger Wechsel zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart sowie der Wechsel der Perspektiven, die aus diesem großen Ganzen ein fesselndes Puzzle machen, bei dem jede Sicht kleine Teile des Ganzen liefert.

Wer aber vermutet, dass zwei Frauen nicht auch beinhart sein könnten, der ist bei diesen Damen schief gewickelt, denn sie gehen nicht gerade feinfühlig mit ihren Figuren und Lesern um, wenn es zum Kampf kommt.

Und ebenso wie der erste Band ist das Ende wieder nur ein Anfang – ein großer Knall bleibt zwar dieses Mal aus, aber klar ist, es liegt noch eine große Aufgabe vor den Helden und man darf gespannt sein, wie sie den neuen Herausforderungen entgegentreten werden.

"Im Zwielicht" ist damit ein weiterer sehr gelungener Band der Reihe "Das Ikarus-Projekts" – eine Reihe der etwas anderen Art.