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Diese Rezension enthält Informationen aus den vorherigen Bänden von "Yiu – Die Apokalypse". Wer diese noch nicht gelesen hat, sollte die Rezension zu "Das letzte Testament" überspringen.
Die Welt mag in einer alptraumhaften Apokalypse untergehen, aber noch hat die sterbende Yiu einen Funken Hoffnung, der sie am Leben hält. Noch einmal möchte sie ihren kleinen Bruder Ji-A sehen und endlich in die Arme schließen. Doch ihr verzweifelter Wettlauf gegen den Weltuntergang endet mit einer Niederlage: Die Klone des Tieres haben ihren kleinen Bruder zuerst gefunden.
Während um sie herum die Welt in Flammen vergeht und die letzten Reste der Zivilisation sterben, tritt Yiu den letzten Kampf an, um ihren Bruder doch noch zu retten.
Der siebte und letzte Band von "Yiu – Die Apokalypse" macht seinem Namen alle Ehre. Waren schon die vorigen Bände ein Zeugnis einer sterbenden Welt – hier hat man die letzten Atemzüge unserer Welt. In beeindruckenden, epischen Bildern voller Flammen und Feuer kann man hier die Reste der Menschheit sterben sehen. Dabei sind Téhy und J.M. Vee scharfe Beobachter und zeigen die schlimmsten Verhaltensweisen, die Menschen in Momenten der puren Verzweiflung an den Tag legen. Brutalität, Zorn, Rücksichtslosigkeit, Wollust – alles ist hier vertreten und führt der Gesellschaft einen Spiegel vor.
Tatsächlich gibt es aber auch vereinzelte Hoffnungsschimmer, auch wenn Freundschaft und Liebe in der dekadenten Welt von Yiu fast vollständig untergegangen sind.
Die letzte Seiten von "Yiu" sind voller Gewalt und Sex – gespickt mit Bibelzitaten. Wer diese Mischung schon zu Beginn der Serie nicht mochte, wird sie hier wahrscheinlich hassen. Ebenso ist die schiere Hoffnungslosigkeit oft schwer zu ertragen. Da mag es vielleicht verwundern, dass "Yiu" trotz allem ein recht versöhnliches Ende hat, ohne dabei kitschig oder unrealistisch zu sein – und den Autoren bei sogar noch ermöglicht, wieder etwas von ihrer Ironie einzubauen.
Die Zeichnungen sind wie in den anderen Bänden auch wieder sehr beeindruckend und lassen Yius düstere Welt vor dem Leser auferstehen. Besonders faszinierend sind dabei wieder die Gebäude voller Details. Auch wenn der Zeichenstil von Guenet etwas statisch ist, treibt er besonders in diesem letzten Band die Handlung mit atemlosen Tempo voran.
Der Splitter Verlag hat "Yiu" wieder als Hardcover im Albumformat mit festem Papier und einen wirklich gutem Druck herausgebracht.
"Das letzte Testament" ist ein würdiger Abschluss von "Yiu – Die Apokalypse" und beendet damit eine Serie, die zum Glück nur wenige Schwachstellen hatte. Man muss bereit sein, sich auf den schwarzen Weltuntergangshumor der Autoren einzulassen, um an der Handlung Gefallen zu finden. Dann aber kann man von einer herzlosen Killerin lesen, die bis zu ihrem letzten Atemzug das Wichtigste in ihrem Leben verteidigt: ihren kleinen Bruder. "Yiu" mag eine Serie voller Sex, Gewalt und Verzweiflung sein – es sind aber die Augenblicke von Hoffnung und Liebe, die der Handlung erst ihre Stärke verleihen und diesen Comic absolut lesenswert machen.
Eine Leseprobe findet man auf den Seiten des Verlages.