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Constantinopolis - Konstantinopel, der große Hafen am Bosporus, galt in der Mitte des sechsten Jahrhunderts nach Christus als bedeutendes Handelszentrum. Erzeuger und Händler arbeiteten Hand in Hand, um ihre Waren gewinnbringend auf den Märkten der Welt zu verkaufen. Übernimm ihre Aufgaben und sorge für deinen Ruhm und Reichtum!
"Constantinopolis" ist ein Brettspiel nach einer Idee von Giancarlo Fioretti für zwei bis fünf Spieler.
SpielmaterialDie Box ist gut gefüllt mit viel Spielmaterial, welches alles sehr gut verpackt ist und vor dem ersten Spiel aus den vorgestanzten Papp"platten" herausgedrückt werden muss. Wiederverschließbare Plastiktaschen sorgen für eine angenehme Art der Aufbewahrung. Im Detail enthält die Box neben einem Spielplan und einem zweiunddreißigseitigen, farbigen Regelheft Folgendes: fünf Spielertafeln, auf denen sich das gesamte Spiel im Prinzip abspielt, 106 Auftragskarten, zweiundzwanzig Schiffskarten von unterschiedlichen Typen, fünf Marktkarten, achtundsechzig Gebäudeplättchen in fünf Typen (Produktion, Wirtschaft, Versorgung, Öffentlichkeit, Stadtmauer), fünfundachtzig Münzplättchen in verschiedenen Stückelungen, neunzig Produktionsgüter aus Holz (in fünf Farben), zwanzig Handelsposten (ebenfalls aus Holz) und einige weitere Spielsteine.
SpielablaufDie Spielrunden sind in jeweils acht (!) Phasen aufgeteilt. Zuerst müssen die Spieler sich um die Ämterverteilung für die jeweilige Runde kümmern. Der Magister Officiorum, Praefectus, Pretorio, Comes Thesaurorum, Preafecus Urbi und der Consul stehen hierbei zur Auswahl. Jeder dieser Posten bringt bestimmte Vorteile mit sich, die der Spieler in dieser Runde einsetzen darf. Während in der ersten Runde die Posten zufällig verteilt sind, werden die Posten danach versteigert. Je mehr Spieler mitspielen, umso spannender wird diese Phase.
Nach der Verteilung der Aufgaben werden die Schiffe bewegt und die erfüllten Aufträge ausgewertet. Diese bringen - je nach Ladung - Geld und/oder Ruhmespunkte. Diese Phase entfällt in der ersten Spielrunde ebenfalls.
Auf den Spielertafeln werden in Phase drei die Güter "produziert". Zu Beginn erzeugt jeder Spieler pro Runde zwei grüne Blöcke, welche Nahrung symbolisieren. Im Laufe des Spiels werden es, je nach Taktik des Spielers, immer mehr (verschiedene) Güter, welche in diesem Spielabschnitt ins Spiel kommen und damit für mehr strategische Optionen sorgen.
Die vierte Phase bietet nun die Möglichkeit weitere Gebäude zu kaufen, welche es ermöglichen mehr Güter zu produzieren, sie weiterzuverarbeiten, Vergünstigungen für den Spieler mit sich bringen oder Ruhmespunkte einbringen. Ebenfalls kann in dieser Phase mit dem Markt gehandelt werden. Aber Vorsicht, der Markt ist stark reglementiert, wechselt jede Runde und Preise als auch An- und Nachfrage ändern sich beständig. Ebenfalls in dieser Phase ist es erlaubt, seine erzeugten Güter in den Wirtschaftsgebäude weiter zu verarbeiten, was Geld und Ruhmespunkte bringt.
In der fünften Phase werden nun Auftragskarten gezogen - je mehr der Spieler bekommt, umso höher ist die Chance einen guten und auch durchführbaren Auftrag zu erhalten. Einige Aufträge erfordern größere Schiffe oder hochwertige Güter, welche erst im späteren Verlauf des Spiels hergestellt werden können.
Die sechste Phase ermöglicht nun erneut den Handel mit dem Markt, das Kaufen von Handelsposten und Schiffen. Ebenso werden nun die beladenen Schiffe auf die Reise gebracht, welche dann in der nächsten Runde ihrem Ziel ein Stück näher kommen werden. Die Schiffe sind je nach Größe und Auftrag immer eine oder zwei Runden unterwegs.
Die siebte Phase bietet nun noch die Chance übriggebliebene oder zurückgehaltene Güter an die Bevölkerung zu spenden. Diese Großzügigkeit wird ebenfalls mit Ruhmespunkten belohnt. Welche Güter gespendet werden dürfen und was dadurch an Punkten erlangt wird, entscheidet wieder einmal der aktuelle Markt. Die Runde wird durch die achte Phase beendet, indem der Markt wechselt und der Spieler eine bestimmte Anzahl von Gütern einlagern darf und die restlichen Spielsteine wieder entfernt werden, um mit der nächsten Runde zu starten.
Ziel des Spieles ist es nach neun Spielrunden die meisten Ruhmespunkte zu haben und eins vorweg: Es gibt wirklich viele unterschiedliche Strategien, um dieses Spiel zu gewinnen.
Kritik"Constantinopolis" präsentiert sich auf den ersten Blick als sehr komplexes und aufwändiges Spiel. Allein das Lesen und Verstehen der Anleitung benötigt eine geraume Zeit. Die Anleitung ist dabei recht umfangreich mit ihren zweidunddreißig Din-A4 Seiten, beantwortet dabei auch auch hingebungsvoll die offenen Fragen. Das Spielmaterial ist über große Strecken recht hochwertig ausgefallen. Stabiler Karton und Spielsteine aus Holz überdauern viele Partien und erhalten somit den Spielspaß. Einzig die Spielertafeln sind nicht so gut gelungen, da die Felder für die Schiffe doch sehr begrenzt sind. Es ist nicht möglich, dort mehrere Schiffe sauber nebeneinander (und transparent für andere Spieler) "fahren" zu lassen. Die Spieler sind sich schnell einig, die Schiffe lieber außerhalb der Tafel zu platzieren.
Transparenz und Interaktion sind die größten Probleme dieses Spiels, denn die acht Phasen laufen weitestgehend asynchron ab. Die Ämter werden zwar zeitgleich versteigert und auch für die Auftragskarten ist die Reihenfolge der Spieler "wichtig". In den weiteren Phasen, in denen die eigentliche Action abläuft, spielt jeder Spieler alleine vor sich hin. Hierbei muss jede Runde die Taktik ein wenig angepasst werden. Ist genug Geld zum Kauf eines öffentlichen Gebäudes vorhanden (bringt Punkte) oder doch lieber ein weiteres Schiff für das Geld kaufen und auf dem Marktplatz ein Gut kaufen, um es direkt zu verladen? Sollte das Gut lieber verschifft oder doch weiter verarbeitet werden? Beide Aktionen bringen zwar Geld und Punkte, aber je nach Situation kann die Ausbeute der beiden Optionen anders ausfallen.
Anderen Mitspielern explizit Steine in den Weg zu legen ist in diesem Spiel leider nicht vorgesehen. Indirekt ist dies nur über das Wegkaufen von Gebäuden oder dem Einsetzen eines Vorteils möglich. Die strategischen Möglichkeiten, um das Spiel zu gewinnen, sind ausreichend.
Das Spiel dauert nur neun Runden, was auf den ersten Blick recht wenig erscheint, doch die Spielzeit erhöht sich mit Zunahme der Mitspieler recht drastisch auf mehr als neunzig Minuten. Da die Spieler autark ihre Strategie aufstellen, ohne wirklich zu wissen, was ihre Mitspieler zeitgleich versuchen, ziehen sich die Phasen teilweise in die Länge. Abwägen und Durchrechnen benötigt eben seine Zeit. Der Blick auf den kommenden Markt ist ebenso wichtig wie mögliche Züge für die Zukunft abzuschätzen. Der Gewinner ist meist der Spieler, der in den kurzen Zeit am effektivsten auf die Züge seiner Mitspieler reagiert.
Schade ist auch, dass das große Spielbrett im Prinzip nicht spielerisch gebraucht wird. Die Phasen sind dort ebenso abgebildet wie die Punktezählung, die aktuelle Ämterverteilung und die aktuelle Stufe der Spieler. Auch wenn das Brett nett illustriert ist, es ist nur ein großer Ablagestapel, auf dem eben auf die noch zu kaufenden Gebäudeplättchen liegen.
Insgesamt ist "Constantinopolis" ein interessantes Spiel, welches seinen Reiz aber erst nach einigen Runden offenbart. Wirklich spannend wird es erst, wenn drei, vier oder fünf Mitspieler an der Runde teilnehmen, die das Spiel wirklich verstanden haben und das in eigenen Strategien umsetzen können. Durch das stark begrenzte Spiel - nur neun Runden - muss sehr kompakt und überlegt gespielt werden.