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Das Örtchen Bassindale Estate ist eine verruchte Reihenhaussiedlung in der Nähe von Southampton, in der sämtliche Sozialabsteiger und gescheiterte Existenzen wohnen. So gibt es sowohl für die Sozialarbeiter des örtlichen Sozialdienstes als auch für die junge Ärztin des Nightingale Health Centers, Sophie Morrison, eine Menge Arbeit. Obwohl an die Schweigepflicht gebunden, gibt die alternde und verbitterte Bezirkssozialarbeiterin Fay Baldwin die Information weiter, dass ein Pädophiler in die kinderreiche Nachbarschaft gezogen ist, und löst damit ungeahnte Proteste aus. Als dann auch noch die kleine Amy Rogerson spurlos verschwindet, kennt der Mob weder Grenzen noch Gnade. Zur gleichen Zeit gerät Sophie Morrison in große Gefahr, da sie in die Hände des mutmaßlichen pädophilen Mannes gerät, der mit seinem 71-jährigen Vater zusammen lebt. Es bleibt aber zunächst unklar, von wem die eigentliche Gefahr ausgeht, vom Vater oder vom Sohn? Auch die zum Zeitpunkt der Straßenunruhen Streife laufende Polizistin verschwindet. Am Ende, soviel sei verraten, zieht Minette Walters geschickt alle Hadlungsstränge zusammen und überrascht effektvoll mit dem Ende.
Das Buch ist sehr spannend und gut recherchiert, so dass auch die mit diesem Buch verbundene Sozialkritik gut und unaufdringlich vermittelt werden kann. Die Kunst - die meiner Ansicht nach niemand so gut beherrscht wie Minette Walters - zig verschiedene Handlungsstränge in ein einheitliches Ende überzuleiten, kommt auch dieses Mal wieder zum Tragen. Besonders beeindruckend ist, wie tief und psychologisch fundiert sie einzelne Charakter präsentiert und auch vor der genauen Darstellung einzelner Sexualstraftäter nicht zurückschreckt und sie nicht nur, wie sonst allgemein üblich, von der gesellschaftlich stigmatisierten Seite beleuchtet. Sehr anstrengend auf der anderen Seite ist, dass in diesem Buch unzählige Namen von Straßen, Personen und Institutionen auftauchten, die einen gerade gegen Ende des Buches manchmal den Überblick verlieren lassen. Wie von Minette Walters gewohnt, sind starke und geistreiche Frauencharaktere im Mittelpunkt der Geschichte und ein überraschendes Ende der krönende Abschluss.
Fazit: Das Buch ist sehr spannend, logisch aufgebaut und gut zu lesen. Den Lesefluss hindern einzig und allein die Überlegungen, wer nun wo in welchem Straßenblock mit welcher Funktion und Vorgeschichte lebt. Faszinierend ist es, wie die Autorin es immer wieder schafft, alle Fäden in der Hand zu halten und daraus ein fesselndes Netz aus Einfühlsamkeit, Spannung und Überraschungen zu weben, was einen nicht mehr los lässt.