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Mit dem Titel "Tiefenangst" legte Craig Russell im Frühjahr 2011 seinen neuesten Roman rund um den kauzigen Polizisten Jan Fabel aus Hamburg vor.
In Hamburg treibt der sogenannte Network-Killer sein Unwesen. Seine Spur zieht sich durch die gesamte Hansestadt und sein Modus Operandi ist unverwechselbar. Er lernt seine Opfer im Internet kennen, trifft sich mit ihnen und ermordet sie anschließend. Kommissar Jan Fabel und sein Team von der Mordkommission stehen vor der schwierigen Aufgabe den Killer ausfindig zu machen und weitere Morde zu verhindern. Doch der Network-Killer spielt ein perfides Spiel mit der Polizei, legt falsche Fährten und verhöhnt den ermittelnden Hauptkommissar. Im selben Zeitraum häufen sich merkwürdige Vorkommnisse im Zusammenhang mit dem internationalen Pharos-Konzern, der seinen Hauptsitz bei Hamburg hat. Jan Fabel wird in einen Sog aus Intrigen, Mord und Vertuschung hineingezogen und sieht sich nur wenig später selbst im Mittelpunkt einer Mordermittlung. Die einzige Chance seine Unschuld zu beweisen, besteht darin, die Verbindung zwischen dem Pharos-Konzern und dem Network-Killer ausfindig zu machen ...
Zunächst fällt es schwer zu glauben, dass Craig Russell nicht das Pseudonym eines deutschen Autoren ist. Dem schottischen Autor gelingt es, das Hamburg der Gegenwart so lebendig und facettenreich zu beschreiben, als wenn er ein Einwohner der Hansestadt wäre. Die spannende Handlung kann enorm von den gut beschriebenen Schauplätzen der norddeutschen Metropole profitieren.
Die Geschichte nimmt schnell Fahrt auf, wenngleich Russell sich mit der Einführung der handelnden Charaktere etwas Zeit lässt. Die Handlung rund um den Mörder, der seine Opfer im Internet kennenlernt, ist zwar nur mäßig originell und verdient sicherlich keinen Innovationspreis, kann jedoch überzeugen. Dem Autor gelingt es, die Geschichte rund um den Mörder mit den Machenschaften eines mysteriösen Konzerns, der vom Verfassungsschutz beobachtet wird, auf verschiedenen Ebenen zu erzählen. Was zunächst wie ein weiterer Aufguss der "Jan Fabel-Reihe" beginnt, entwickelt sich im Verlauf der Handlung zu einem lesenswerten Krimi, der mit einigen Überraschungen aufwarten kann. In kurzen Kapiteln wird die spannende Geschichte vorangetrieben, wobei sich die Ereignisse zum Ende des Buches beinahe überschlagen. Verfolgungsjagden, hinterhältige Anschläge und die Schilderungen der Polizeiermittlungen wechseln sich ab und fesseln den Leser bis zur letzten Seite.
Einen Großteil des Charmes hat die Handlung jedoch dem technikscheuen und leicht paranoiden Hauptkommissar Jan Fabel zu verdanken. Mit dem Ermittler hat Russel einen sympathischen Handlungsträger geschaffen, dessen Charakterzüge die Handlung spürbar auflockern. In dem knapp 400 Seiten umfassenden Roman kommt es zu manch komischer Situation durch die unverwechselbaren Eigenheiten des Kommissars.
Das Buch liegt als Hardcover mit Schutzumschlag in den Regalen der Buchhändler. Auf den zwei im Buch enthaltenen Karten sind die Orte der Handlung eingezeichnet, so dass sich auch Nicht-Hamburger schnell zurechtfinden.
Mit "Tiefenangst" legt der Schotte Craig Russell einen lesenswerten Krimi vor, der die schönen und spröden Seiten der Hansestadt Hamburg mit einem intelligenten Krimi-Plot verbindet. Insbesondere Kenner der anderen Bücher rund um das Team der Hamburger Mordkommission und den Hauptkommissar Jan Fabel kommen auf ihre Kosten. Kennt man die anderen Bücher nicht, bekommt man lesenswerte Krimikost mit einem Hauch Lokalkolorit, die überzeugen kann, aber keinen Innovationspreis verdient.