Kann ein Künstler gut sein, wenn er innerhalb weniger Jahre viele hundert Bilder erschaffen hat? Wer will schon für so schnell dahingemalte Kunstwerke Geld bezahlen? Und tatsächlich lief der Verkauf der Gemälde von Vincent van Gogh zu Lebzeiten sehr schleppend. Wie so oft wurde das Genie, welches mit dieser hohen Kreativität Kunstwerke erschuf, erst nach seinem Tode berühmt und für seine Bilder werden heute Millionenbeträge gezahlt.
Dabei beschränkt sich die Hauptschaffensperiode von Vincent Willem van Gogh größtenteils nur auf die letzten zehn Jahre seines kurzen Lebens. In dieser Zeit hat der Maler seine größte Schaffenskraft entwickelt, war aber auch den schlimmsten Qualen ausgesetzt. Und somit gibt er der Nachwelt immer noch Rätsel auf. Insbesondere die Krankheit, von welcher er befallen war, ist nach wie vor Gegenstand kontroverser Diskussionen und Spekulationen. Ein Ereignis dieses turbolenten Lebensabschnittes des Künstlers ist dabei vielen Menschen meist bekannt: Vincent hatte sich ein Ohr abgeschnitten. Doch auch hierbei ist nicht ganz klar, wie dies passierte und ob es das ganze Ohr oder nur ein Teil davon gewesen ist. Viele Fragen also, denen es lohnt nachzugehen. Eben ein echter Fall für den Kunstdetektiv!

Das Buch beginnt mit einem fiktiven Schreiben eines Schülers, der ein Referat über van Gogh halten soll, an den Kunstdetektiv. Dieser antwortet dann auch gleich und hängt eine geheime Akte über den Künstler mit an. Das Buch ist in Form eines Reisetagebuches verfasst.
So begibt der Kunstdetektiv sich an die verschiedenen Lebensorte van Goghs. Schon dadurch ist das Buch nicht wie eine gewöhnliche Biografie aufgebaut. Überdies beginnt der Autor mit dem mysteriösen Tode Vincents. Damit gelingt es ihm gleich Interesse an der Person des Künstlers und seinem Leben zu wecken. Schließlich verfolgt er Vincents Lebensweg von seinem Elternhaus in Zundert über die verschiedenen Stationen in Nuenen, Paris, Arles und Saint-Remy, um schließlich wieder am Ort seines Todes in Auvers-sur-Oise anzukommen. Dabei werden nicht trocken die biographischen Daten abgehandelt, sondern in lockerer Erzählung das ganze Leben van Goghs wie in einer Rückblende geschildert. Sogar ein fiktives Interview mit dem Künstler in Form eines Traumes ist enthalten.
Jeder Abschnitt wird mit einer zentralen Frage betitelt, welche dann in aller Ausführlichkeit beantwortet wird. Der interessante Text wird weiterhin von vielen Grafiken unterstützt. Zuerst sind da natürlich Abbildungen der Werke des Künstlers zu nennen. So findet der Leser viele seiner Bilder im Buch wieder, darunter die Selbstporträts und die berühmten Sonnenblumen. Daneben sind einige historische und aktuelle Fotos der Orte zu finden, in den Vincent lebte. Alle Bilder sind wie mit einem Klebestreifen in das Buch geheftet, was optisch den Eindruck einer echten Akte unterstreicht. Neben seiner Person lernt der Leser so auch die Werke van Goghs kennen. Oftmals gehen die Informationen über eine bloße Bildpräsentation hinaus. So wird das Zusammentreffen der Künstler van Gogh und Gauguin und deren unterschiedliche Charaktere an den Bildern zweier Stühle versinnbildlicht und veranschaulicht.

Für den schnellen Überblick sorgen ein Steckbrief am Anfang des Buches sowie eine Karte auf den Buchumschlaginnenseiten, in der Vincents Lebensstationen eingezeichnet sind. Darüber hinaus darf in jedem Kapitel mitgerätselt werden. Am Ende erhält man ein Lösungswort, welches im Internet unter www.geheimakte-kunst.de den Zugang zu weiteren Informationen ermöglicht, zum Beispiel zu einer PDF-Version der van Gogh-Kartei, Wegbegleitern des Künstlers und einer Zusammenfassung über Vincents Leben und seine Zeit. Dort findet man auch nochmals die Landkarte, die zeigt, wo weltweit verstreut man heute van Goghs Kunstwerke bewundern kann, ein Schiebepuzzle und einige Linktipps.

Fazit: Wer über den berühmten Künstler Vincent van Gogh mehr erfahren möchte, hat mit diesem Buch einen interessanten, umfassenden und gut gestalteten Einstieg für Leser ab zwölf.

Eine Leseprobe findet man auf den Seiten des Verlages .