Nicht erst seit dem "Darwin-Jahr" 2009 ist der Begriff "Evolution" Gegenstand heftigster Debatten und Verunglimpfungen. In den USA versuchen die Anhänger des "Intelligent Design" sogar etablierte wissenschaftliche Erkenntnisse zu torpedieren und den Glauben an einen Allmächtigen Schöpfer als Lenker der Artenentstehung in den Schulen zu etablieren.

Gegen so viel Dummheit und bornierte Ignoranz helfen nur ein fundiertes Wissen und das Studium der Fakten. Hier bietet Jes Rust, Professor für Invertebraten-Paläontologie am Steinmann-Institut der Universität Bonn mit "Fossilien" einen ersten Einstieg in die Thematik.
In acht Kapiteln versucht Rust dem Leser die Fossilienkunde näher zu bringen. Einsteigend klärt er in "Fossilien in der Evolutions- und Stammesgeschichtsforschung wichtige Begriffe und gibt die Richtung des Buches als interdisziplinäre Umschau des aktuellen Wissensstandes vor.
Kapitel zwei erläutert "Die Bedeutung von Fossilien für die Evolutionsforschung", ehe er sich in Abschnitt drei und vier der "Mikroevolution" und der "Makroevolution" zuwendet. Umfassend beschäftigt sich Rust mit der Bedeutung großer Katastrophen in der Evolutionsgeschichte und lässt die verschiedenen Theorien dazu deutlich werden.
Kapitel sechs beschäftigt sich mit wichtigen Fossillagerstätten und den dort geborgenen Schätzen, ehe er sich der Bedeutung modernster gentechnischer Methoden zur DNS-Untersuchung und ihrer Bedeutung in der Evolutionsforschung zuwendet. Abschließend versucht der Autor einen Ausblick auf die zukünftigen Schwerpunkte der Forschung zu geben.

Jedes einzelne Kapitel wird von einem ausführlichen Literaturverzeichnis abgerundet, ein kurzes Register schließt den Band ab. Zur Illustration sind sehr viele Bilder wichtiger und markanter Fossilien in den Text eingebunden worden, einige wenige Grafiken und Schautafeln sind zur Erläuterung komplexer Vorgänge beigefügt.

Bücher über Fossilien gibt es unzählige. Meist sind es Prachtbände, die mit hunderten von Hochglanzfotografien ein optisches Feuerwerk abbrennen und sich dem Thema nur bedingt inhaltlich nähern. Auf der anderen Seite gibt es Fachbücher, die auf vielen hundert Seiten ins Detail gehen und dem Thema Evolution und Fossilienkunde einen streng wissenschaftlichen Anstrich geben.
Jes Rust versucht den schwierigen Mittelweg zu finden. Er gibt der Fotografie von Fossilien breiten Raum, lässt aber in seinem Text auch die Wissenschaft zu Wort kommen. In meist einfacher, lebendiger Sprache – allerdings des Öfteren gespickt mit vielen Fachbegriffen, die ein gerüttelt Maß an Vorwissen erfordern – erläutert Rust, wie Wissenschaftler in der Vergangenheit zu ihren Erkenntnissen gekommen sind und welch mühsame Verfahren heute hinter den gesicherten Erkenntnissen stecken. Es ist faszinierend, wie viele Methoden, Fachgebiete und Wissensbereiche in der modernen Fossilienkunde zitiert und angewendet werden müssen, um zu tiefgreifenden Antworten zu kommen.

Jes Rust gelingt ein brillantes Buch über Fossilien und Evolution. Wer bisher eher dem genetischen Weg auf der Suche nach Antworten verschiedenster Evolutionsmechanismen gefolgt ist, wird sich verwundert die Augen reiben, wie viel die Paläontologen dazu beigetragen haben, dem Darwin'schen Erkenntnisgang Inhalte beizusteuern. Und wie sehr die Fossilienkunde heute einem interdisziplinären Parforceritt gleicht, der Zoologie, Botanik, Evolutionsbiologie, Chemie, Astrophysik, Klimatologie, Morphologie, Physik, Phylogenetik, Molekulargenetik und Ökologie zu einem neuen Forschungsfeld vereint.

"Fossilien – Meilensteine der Evolution" ist ein verständlicher und interessanter Führer durch den modernen Dschungel an Verfahren, Methoden und beteiligten Wissenschaftsgebieten, der hilft, dem um sich greifenden Aberglauben in Sachen Evolution Paroli zu bieten.