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Darius Degenhardt, Doktor der Astronomie, Lehrstuhl an der Alma Mater Viadrina in Frankfurt/Oder ist ein Verfechter des neuen heliozentrischen Weltbildes, das endlich anerkannt und nicht mehr nur als mathematisches Gedankenmodell behandelt werden soll. Da kommt Darius' große Chance. Von seinem väterlichen Freund Dekan Ginsleben sowie dem Rektor der Universität wurde er für den Posten des Hofastronomen bei Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg vorgeschlagen. Auf dieses freudige Ereignis wirft sich jedoch ein großer Schatten: Sein Vater, der Buchdrucker Urban Degenhardt, wird wegen Verbreitung ketzerischer Schriften von der Inquisition festgenommen.
Später trifft Darius in der Residenz zu Cölln-Berlin auf seinen Konkurrenten Corvin van Cron, welcher das geozentrische Weltbild vertritt. Johann Sigismund stellt ihnen die Aufgabe binnen dreißig Tagen die Bahn eines kürzlich entdeckten Kometen zu berechnen. Wer nach Ablauf der Frist die beste Präsentation darbieten würde, erhält den begehrten Posten. Darius ist hin und her gerissen. Wie soll er es schaffen die Kometenbahn zu berechnen, seinen Vater wieder frei zu bekommen und dessen Druckerei in seinem Sinne weiterzuführen? Er nimmt die Herausforderung an, und van Cron hat mit seinem Verhalten dazu beigetragen. Denn dieser will Darius scheinbar mehr streitig machen als nur den Posten bei Hofe. Bei fast allem, was er macht, steht ihm Anna zur Seite, die Tochter des Rektors. Sie genießt besondere Privilegien und hütet zudem ein dunkles Geheimnis. Sie gibt Darius immer wieder neuen Mut. Die Frist zur Berechnung verstreicht immer mehr, und bis auf die Arbeit in der Druckerei scheint gar nichts gelingen zu wollen. In seiner Angst um den Vater fasst der junge Mann einen kühnen Plan, der missglückt. Und dann scheint ihm das Schicksal vielleicht doch hold. Er kann ausreichend Daten über den Kometen sammeln, um seine genaue Bahn berechnen zu können. Doch dann schlägt die Inquisition zu. Darius wird der Ketzerei angeklagt und der Rektor verweist ihn der Universität. Zudem erfährt er, dass sein Vater zum Tode verurteilt wurde...
In seinem historischen Erstlingswerk lässt Axel Gora den Leser ins frühe 17. Jahrhundert eintauchen. Zu der damaligen Zeit gab es Umbrüche in Glaube und Wissenschaft, die hier thematisiert werden. Dabei gelingt es dem Autor auch die Astronomie unterhaltsam einzubinden. Die Bezeichnung Krimi ist durchaus gerechtfertigt, denn die Spannung bleibt bis zum Schluss erhalten. Auch die schrittweise Offenbarung der Beweggründe und Ziele der Charaktere birgt Überraschungen und unerwartete Wendungen. Die einzelnen Figuren sind gut ausgearbeitet, so dass man sich leicht in sie hineinversetzen kann. Zusätzlich zur spannenden Krimi-Geschichte entspinnt sich außerdem eine zarte Liebschaft. Es gibt drei unterschiedliche Haupterzählstränge, wodurch eine facettenreiche Handlung entsteht. Gute Recherche gibt einen authentischen Eindruck der damaligen Zeit und animiert teilweise zu weiteren Nachforschungen, wenn man sich intensiver mit den Themen des Buches beschäftigen möchte.
Das Buch kommt ohne Brutalität und Gewalt, Anzüglichkeiten, sexuelle Animositäten oder Ähnlichem aus, was in diesem Genre eher selten ist. Und die behandelte Liebesgeschichte ist geradezu keusch. Der Autor verwendet eine lockere Gegenwartssprache, was sehr angenehm zu lesen ist. Man kommt in der Geschichte schnell voran. Der Autor konzentriert sich sehr auf das Wesentliche und lässt Nebensächlichkeiten außen vor. Lateinische und französische Sätze werden in Fußnoten übersetzt, so dass es keine sprachlichen Barrieren gibt. Außerdem positiv zu erwähnen ist, dass der Gmeiner-Verlag, wie vielen seiner Romane auch diesem Buch ein optisch passendes Lesezeichen beigelegt hat.
Insgesamt ist "Das Duell der Astronomen" ein guter, spannender Krimi, den man absolut empfehlen kann.
Der Verlag bietet
auf seiner Webseite eine Leseprobe an.