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Gleichzeitig mit der Neuauflage des ersten Band der Comicserie "Thorgal" ist beim Splitter Verlag auch der bis dato hierzulande unveröffentlichten Band "Die Schlacht von Asgard" erschienen. Es ist bereits der 32. Teil der Heroic Fantasy-Saga um den Wikingerhelden aus dem Norden. Während der erste Band Ende der 70er Jahre entstand, wurde "Die Schlacht von Asgard" im vergangenen Jahr im Original erstveröffentlicht. Inzwischen hat zudem der Texter der Reihe gewechselt.
Den Zeitsprung merkt man dem Album deutlich an: Thorgal ist nicht mehr ein ungestümer Junge, sondern inzwischen ein von seinen Lebensjahren gezeichneter Mann mit einer eigenen Familie. Ein Großteil der Handlung wird überdies nicht aus seiner Sicht erzählt, sondern aus der Sicht seines Sohnes. "Die Schlacht von Asgard" ist bereits das dritte Album, für dessen Inhalt der neue Szenarist Yves Sente verantwortlich ist. Es erzählt keine abgeschlossene Geschichte, sondern stürzt den Leser mitten in die Handlung: Während Thorgal verzweifelt nach seinem entführten Sohn Jolan sucht, scheint dieser sich in den Händen seiner Kidnapper gar nicht so unwohl zu fühlen. Im Gegenteil, er verspricht seinem Entführer sogar, an der Spitze einer Armee aus beseelter Puppen in Asgard einzudringen, das Reich der germanischen Götter, um die Göttin der ewigen Jugend um einen magischen goldenen Apfel zu bitten. Er ahnt nicht, dass sein Weg dabei den Lokis kreuzen wird, dem Gott der Lüge. Dieser fordert Jolan heraus, und auch Idun kann den Menschenjüngling nicht im Kampf gegen einen Gott beschützen …
Fast schon ist es überraschend, dass es der Texter war, der die Serie verlassen hat, und nicht der Zeichner. Denn die Bilder in "Die Schlacht von Asgard" haben wenig mit denen aus "Die Rache der Zauberin" gemeinsam. Waren diese dort – ihrer Zeit entsprechend – recht einfach gestaltet, von kräftiger, aber flacher Farbgebung, präsentiert Rosinski diesmal aquarellartige kleine Gemälde in sanften, natürlich Farben. Rein optisch hat die Reihe qualitativ von Band 1 auf Band 32 also einen riesigen Sprung gemacht. Rosinskis Zeichnungen mögen zwar noch immer nicht Jedermanns Sache sein, aber immerhin erweisen sie sich als deutlich detailreicher und organischer als die oft am PC entstandenen Szenarien amerikanischer Superhelden-Zeichner.
Gleich zu Anfang fällt außerdem auf, dass Yves Sente großen Wert auf Dialoge legt. Zumindest streckenweise erweist sich das Comicalbum als sehr textlastig, was jedoch eher ein Vor- denn ein Nachteil ist. Die Geschichte, die er spinnt, ist sehr mythologisch. Sente hat gute Einfälle und verlässt sich in diesem Band vor allem auf die zauberhafte Wirkung, die von der Götterwelt Asgard ausgeht, um das Publikum in Bann zu schlagen. Da ist es gar nicht so schlimm, dass Leser, die die vorhergehenden Bände nicht kennen, mitten in die Handlung hineingeworfen werden. Auch wenn Vorkenntnisse sicher hilfreich sind, findet man mit etwas Geduld schnell in die Geschichte hinein. Zudem sorgt Sente dafür, dass neben der Rahmenhandlung Jolans Abenteuer in Asgard in sich abgeschlossen wird, so dass sich auch für Neueinsteiger ein befriedigendes Lesegefühl einstellt. Ein bisschen erinnert das an die Comicserie "Wallhalla", wenn auch auf ein erwachseneres Publikum zugeschnitten. Neben der Schlacht einer Riesen-Armee gegen eine Puppen-Armee, der Überquerung eines Lava-Stroms und diversen Handgemengen in dunklen Gassen setzt das Künstler-Duo auch auf leichte Erotik: Goldhaarige Göttinnen räkeln sich auf ihren Lagern, bereit sich verführen zu lassen oder zu verführen. Das versimpelt die germanische Mythologie zwar ein bisschen, funktioniert aber im Rahmen der Serie, die sich wie der amerikanische Comic-Conan dem traditionellen Genre der Heroic Fantasy verschrieben hat.
Insgesamt trifft die "Die Schlacht von Asgard" deutlich besser die Lesegewohnheiten des heutigen Publikums. Die Nummer 32 von Thorgal erweist sich als nette Lektüre, die zwar noch immer nicht hundertprozentig überzeugt, aber gespannt auf die Folgebände macht und dazu führt, dass man auch dazu geneigt ist, den vorangegangenen Bänden der Reihe eine Chance zu geben.
Eine Leseprobe gibt es hier!