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M. Night Shyamalan hat sich mit Filmen wie "Sixth Sense", "Unbreakable" oder "Signs" bereits einen Namen als Meister der spannenden Mystery gemacht. Mit viel Gespür für das Ankratzen von Urängsten, für stimmungsvolle Atmosphäre und vor allem für Spannung schafft er es für gewöhnlich, den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Und mit so einem großartigen Schauspiel-Ensemble, was soll da noch schief gehen?
Die Geschichte spielt in einem idyllischen, abgelegenen Dörfchen Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Die Dorfgemeinde lebt in harmonischer Arbeitsamkeit zusammen, man kennt und vertraut einander. Zusammengehalten und geleitet wird die Gemeinschaft dabei von dem Rat der Dorfältesten, der darauf achtet, dass alles seinen gewohnten Gang geht und der Frieden erhalten bleibt. Gerade entdecken die blinde Kitty und der stille Lucius ihre Gefühle füreinander, und Kittys Schwester heiratet einen der jungen Männer des Dorfes.
Es könnte ein kleines Paradies sein, wäre da nicht die latente Bedrohung aus dem Wald, der das Dorf umschließt: Böse Kreaturen, "die Unaussprechlichen" genannt, hausen dort. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass der Waffenstillstand mit diesem Feind einzuhalten ist. Niemand überschreitet die Grenze - also den Waldrand -, dafür lassen die Unaussprechlichen das Dorf in Ruhe. Die damit verbundene Isolation nehmen die Dorfbewohner bereitwillig und um des Friedens Willen an.
Wäre da nicht die Neugier des jungen Lucius, könnte der Frieden weiterbestehen. Doch er beschließt, den Wald zu betreten - und löst damit düstere Geschehen aus. Er wird schwer verletzt, und nur Medikamente können sein Leben retten. Kitty fasst sich ein Herz und will ihrem Liebsten helfen. Die nächste Stadt ist nur durch den Wald zu erreichen, aber die junge blinde Frau nimmt die Herausforderung an. Sie weiß, welchen Gefahren sie sich stellen muss, hat sie den Wald erst betreten. Aber sie muss es tun, will sie Lucius vor dem Tod bewahren. Und so macht sie sich mit zwei Gefährten auf den Weg durch den Wald des Feindes.
Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten, denn das Ende des Films - und nicht nur das - hält die eine oder andere Überraschung noch bereit. Shyamalan hat ein brillantes Schauspielensemble versammelt, das den Film mehr und besser zu tragen versteht als die geschickt konstruierte Story. Wer die Trailer im Kino gesehen hat, wird aber wissen, was ich meine, wenn ich sage, ich war nach dem ersten Sehen mehr als enttäuscht. Was in der Vorschau als Horrorthriller mit Märchentouch verkauft wurde, entpuppt sich schnell als historisch anmutende Liebesgeschichte mit mysteriösem Charakter. Das hat zwar auch seine Reize, doch die kann man nicht genießen, wenn man darauf wartet, dass der Horror endlich los geht.
Die Figurenkonstellation klingt zunächst stereotyp: Der geniale Adrien Brody als zurückgebliebener Dorftrottel, Joaquin Phoenix als stiller und dafür umso integerer Anti-Held (der trotz seiner Wichtigkeit aber nicht den Mittelpunkt des Films darstellt) und Bryce Dallas Howard mit einer beeindruckenden Darstellung als blindes Mädchen; hinzu kommen allerlei Randfiguren, die jedoch nie ins Abseits gedrängt werden oder sich drängen lassen, wie es oft der Fall ist, wenn man viele mehr oder minder wichtige Nebencharaktere hat. Trotz der Gefahr der Übermenge an Charakteren ist es hier perfekt gelungen, alles unter einen Hut zu bringen und jedem seine eigene Note zu geben. Handlungen und Worte prägen nicht die Figur, sondern sie sind von der Figur geprägt, was bestimmt nicht in vielen Filmen so wunderbar funktioniert.
So entsteht mitsamt Ausstattung und Setting ein in sich stimmiges, rundes Bild dieser Dorfgemeinschaft, das einen in den Bann zieht, und um diesen Kern herum bildet sich die unheimliche, aber meist sehr ruhig erzählte Geschichte. Wie man es von Shyamalan aus seinen vorigen Filmen gewohnt ist, wartet er wieder mit überraschenden Plotwendungen auf, und wirklich vorhersehbar ist das wenigste davon.
Es ist schade, dass ein toller Film durch aufbauschende Werbung als Horror oder Thriller und damit völlig falsch verkauft wird. Denn auch wenn der Film Spannung erzeugt und (selten) auch einmal etwas rasanter wird, so steht doch die Liebesgeschichte zwischen der blinden Tochter eines der Dorfältesten und dem stillen Rebellen im Vordergrund; auch die Dorfgemeinschaft als Ganzes - funktioniert die Basis des Zusammenlebens? Und vor allem, ist die Basis Angst oder Liebe? Ist gut gemeinte Repression besser als niederschlagende Offenheit? - stellt einen wichtigen Aspekt dar.
Specials der DVD:
· Making of
· Ausschnitte aus dem persönlichen Tagebuch der Akteurin Howard während der Dreharbeiten
· Zusätzliche Szenen
· Fotogalerie
· Ein Home Movie des Regisseurs