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Als der kleine Mael ins Krankenhaus eingeliefert wird, erfährt er von seinen Zimmergenossen, dass in seinem Körper eine Krabbe heranwächst. Das Tier soll herausgeschnitten werden, doch aus all den entfernten Teilen von Mael und anderen Kindern wird das ultimative Monstrum geschaffen: die Riesenkrabbe.
Während der Operation geraten Mael und seine neuen Freunde in eine skurrile Traumwelt, in der sie als "Bruderschaft der Krabbe" den Kampf gegen dieses Monstrum aufnehmen.
Band 3, der abschließende Teil der Reihe, schließt in der Handlung nahtlos an
seinen Vorgänger an. Die Reise der Jungen neigt sich dem Ende zu, und die letzten Geheimnisse um die Riesenkrabbe werden gelüftet.
Mathieu Gallie und Jean-Baptiste Andreae haben ein beängstigendes Werk erschaffen, das sehr gut die Angst der Kinder vor dem Unheimlichen, dem Unerklärlichen einfängt. Denn – wie jedem aufmerksamen Leser klar sein dürfte – handelt es sich bei der mysteriösen Krabbe um nichts anderes als die Krankheit Krebs, die unerwartet auftritt und die Erkrankten von innen heraus zerfrisst. So setzen sich die Träume der Jungen aus diversen Horrorvorstellungen zusammen, wie beispielsweise Skeletten in Laborkitteln, die aus den Krabbenteilen ein neues Monstrum zusammensetzen, oder geflügelte Krabben, die sich scheinbar wahllos Menschen als Wirte heraussuchen.
"Die Bruderschaft der Krabbe" ist eine Metapher für eine Krankheit, die selbst wir in unserer hochwissenschaftlichen, aufgeklärten Welt noch nicht zur Gänze haben begreifen können. Und daraus zieht sie einen Großteil ihres Schreckens. Der Comic setzt sich nun mit der Frage auseinander, wie betroffene Kinder mit etwas, das nicht einmal die Erwachsenen verstehen, umgehen können. Dabei ist Reihe keineswegs ein Kindercomic, sondern eine Aufarbeitung für Erwachsene, um das Unbegreifliche darstellbar zu machen. Und so schrecklich die Geschichte ist, endet sie – so viel sei hier verraten – mit einer gleichsam tröstlichen Note.
Gallie und Andreae verstehen es prächtig, eine düstere, bedrückende Szenerie zu erschaffen. Die Farbgebung wechselt von dem satten Rot der Krabben zu dem kalten, sterilen Grün-Blau der Laboratorien und Operationsräume. Bewusst verzichten die beiden Künstler auf den Gebrauch zu vieler Sprachblasen, sie lassen stattdessen die Bilder wirken. Was den Text angeht, so fragt man sich zwar gelegentlich, ob Kinder zu derart philosophischen Gedanken in der Lage sind, doch soll dies nur ein kleiner Kritikpunkt sein.
Auf 56 Seiten erzählen Mathieu Gallie und Jean-Baptiste Andreae eine tiefgründige Geschichte zu Ende, die den Leser über vieles nachdenklich werden lässt. Doch so deprimierend sie in großen Teilen auch ist, die letztendliche Moral ist, dass man den Kampf nie aufgeben darf. "Die Bruderschaft der Krabbe" ist eine Metapher, doch demjenigen, der bereit ist, sich auf sie einzulassen, kann sie auch Trost und Verständnis für eines der traurigsten Themen geben, das es in unserer Zeit gibt.
Eine Leseprobe gibt es hier auf der Verlagsseite.