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Wer kennt sie nicht, die Geschichte vom letzten Einhorn? Seit vielen Jahren läuft die Zeichentrick-Verfilmung zuverlässig zur Weihnachtszeit im Fernsehen und dürfte somit die bekannteste Umsetzung von Peter S. Beagles Roman-Klassiker sein. Ganz aktuell gibt es eine weitere Variation in Bildern, diesmal allerdings unbewegt. Peter B. Gillis und Renae de Liz haben die bewegende Geschichte als Comic umgesetzt.
Erneut begleitet man hier das Einhorn auf der Suche nach seinesgleichen. Es hat gehört, dass es das letzte Einhorn auf der Welt ist, da die Menschen schon seit vielen Jahren keines mehr gesehen haben. Aus Sorge begibt es sich deswegen auf die Reise. Es hört von einem roten Stier, der alle Einhörner zum grausamen König Haggard getrieben hat. Natürlich will das letzte noch freie Einhorn diesem Mysterium auf die Spur kommen, bevor es aber seine Reise so recht begonnen hat, wird es bereits von einer Hexe gefangen genommen. Zwar können die Menschen kein Einhorn mehr erkennen, wenn sie eines sehen, doch dank eines falschen Horns gelingt es Mommy Fortuna trotzdem, das empfindsame Wesen auch den Besuchern ihres "Midnight Carnival"s als etwas Besonderes zu präsentieren. Das einzige andere magische Wesen, dass sie noch gefangen hält, ist eine Harpyie, alle anderen sind normale Tiere, die lediglich dank eines Täuschungszaubers wie Fabelwesen aussehen. Allerdings sollen ihre Gier und ihre Selbstüberschätzung Mommy Fortuna zum Verhängnis werden. Doch das Einhorn hat dank dieser Geschehnisse etwas Wertvolles gefunden: einen Freund, Schmendrick den Zauberer. Zwar gelingen ihm die meisten Tricks nicht, aber er arbeitet daran und hat ein reines Herz. Er ist es, mit dem das Einhorn letztendlich den Weg zu Haggards Schloss finden soll. Und auch dem roten Stier muss es gegenüber treten. Doch zu welchem Preis?
Der Comic, beziehungsweise die Graphic Novel, "Das letzte Einhorn" orientiert sich sehr stark an der Roman- und Filmvorlage. Der Film selbst gab bereits sehr genau das Buch wieder, weshalb die Handlung genau mit den beiden Medien übereinstimmt. Optisch hat sich die Zeichnerin Renae de Liz sehr daran gehalten, was die Filmadaption zeigt. Das Einhorn selbst ähnelt in seiner Art sehr der Zeichentrickfigur. Die menschlichen Charaktere wurden etwas angepasst, so hat sie zum Beispiel auf die Knollnasen von Molly Grue und Schmendrick verzichtet und sie realer erscheinen lassen. Die Darstellung im Comic ist schlicht erwachsener zu nennen, als die im Film. Überhaupt ist der Zeichenstil ein sehr schwungvoller und verschnörkelter, man kann ihn fast schon poetisch nennen. Teilweise wird es sehr künstlerisch, wenn verschiedene Szenen ineinander verwoben werden. Hier wurde mit klaren, aber sehr sanften Linien gearbeitet.
Ebenso ausdrucksvoll und dabei außerdem lyrisch ist die Umsetzung des geschriebenen Textes, der für den Comic angepasst werden musste. Peter B. Gillis hat an vielen Stellen den Text aus dem Buch eins zu eins übernommen, was gerade Fans sehr freuen dürfte. Dadurch behält das geschriebene Wort seine Leichtigkeit und Poesie. Oft sind es sehr blumige Worte, die hier zum Einsatz kommen, was dem modernen Märchen in jeder Form gerecht wird und die magischen Aspekte betont.
Peter S. Beagle hat mit "Das letzte Einhorn" einen Klassiker geschaffen, der bei vielen Menschen tiefen Eindruck hinterlassen hat und tief zu berühren weiß. Es ist gut, dass bei dieser Umsetzung darauf geachtet wurde, sich kaum von dem zu unterscheiden, was man bereits kennt. Alles wirkt vertraut und gewohnt. Alles andere hätten die Fans dieser anrührenden Geschichte sicherlich auch übel genommen. Dieser Comic ist ohne Frage in allen Facetten gut gelungen und weiß seine Leser umgehend in seinen Bann zu ziehen.
Man fragt sich einzig, warum der Verlag sich beim Coverbild für eines entschieden hat, das rein optisch hinter dem verzaubernden Stil des Inhalts deutlich zurückbleibt. Damit hat man dem Werk keinen Gefallen getan.