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England im Jahre 1785 - Mary Linleys Welt steht kurz davor klein und grau zu werden, dabei hatte ihr Vater ihr schon in ihrer Jugend die Wunder dieser Welt gezeigt. Doch Marys Vater, Francis Linley, ist nicht mehr ... Er ist verschollen auf einer Forschungsreise und nun ist Mary nur noch sein Forschungsdrang geblieben. Ihre Tante will sie nun schnell unter die Haube bringen, doch Mary Linleys Träume sehen anders aus. Als Frau, das wird ihr schnell klar, wird sie diese allerdings nie verwirklichen können ...
Um dennoch ihr Ziel zu erreichen, greift sie zu drastischen Maßnahmen. Sie schneidet sich die Haare und lässt sich als Marc Middelton an Bord der Sailing Queen anheuern - als Assistentin für den Botaniker Sir Carl Belham. Was für sie wie ein Abenteuer beginnt, macht allerdings schnell einer harten Realität Platz. Mary muss erkennen, dass ihr Vater nichts von den Schattenseiten einer solchen Forschungsreise erzählt hat ... und trotzdem muss Mary ihr Geheimnis bewahren.
"Vom anderen Ende der Welt" ist der Debütroman von Liv Winterberg. Der Leser wird von ihr zurück in das Jahr 1785 geführt - es ist die Zeit der Forscher und Entdecker, doch sind dies alles Männer.
Aber die Hauptfigur Mary Linley möchte auch etwas von dem Kuchen abhaben. Mit dem von ihrem Vater geweckten Wissensdurst will sie nach dessen Tod in seine Fußstapfen treten. Doch als Frau zu ihrer Zeit, traut man ihr nur zu, zu heiraten, den Haushalt zu führen und Kinder zu kriegen - aber das reicht ihr nicht. Also gibt sie ihr bisheriges Leben auf, um in der Verkleidung eines Mannes den Spuren ihres Vaters zu folgen. Damit lässt Liv Winterberg eine einzigartige Frau entstehen, die nach dem historischen Vorbild von Jeanne Baret die Welt bereist und erforscht. Außer dieser Figur hält die Autorin auch noch eine Handvoll anderer Charaktere parat, die die Handlung lebendig werden lassen.
Zum einen Figuren, die in der fernen Heimat von Mary Linley zurückgelassen wurden und nur zu gerne wüssten, was aus ihr geworden ist. Zum anderen Figuren, die die Seereise mit begleiten und durch ihre eigene Sicht dafür sorgen, dass die Forschungsreise aus verschiedenen Blickwinkeln gezeigt wird.
Und ebenso wie Mary, muss der Leser erfahren, dass eine Seereise zu der damaligen Zeit alles andere als eine Vergnügungsreise war.
Aber was wäre ein historischer Roman mit einer ungewöhnlichen weiblichen Hauptfigur, wenn nicht auch etwas Liebe mitspielen würde - und auch hier lässt sich Liv Winterberg nicht lumpen.
Sicherlich merkt man an vielen Details, dass es ein Erstlingswerk ist, so gibt die Autorin vielen ausführlichen Beschreibungen Raum, die manchmal die eigentliche Handlung etwas verschlucken, - nichtsdestotrotz kann man mit diesem Buch einige gemütliche Lesestunden verbringen.
An Zusatzmaterial bietet das Buch zum Einstieg ein Personenregister nebst einer Karte, die die Reiseroute der Sailing Queen zeigt. Am Ende des Buches gibt es ein Porträt von Jeanne Baret, die zur Figur Mary Linley inspirierte sowie ein Glossar und eine Danksagung.
Damit ist Liv Winterbergs "Vom anderen Ende der Welt" ein durchaus gelungener Debütroman, der zwar noch mit einigen Schwächen ausgestattet ist, aber jeder Autor hat mal klein begonnen, also darf man gespannt sein, wie es mit dieser Autorin weiter geht.
Eine
Leseprobe ist auf der Verlagsseite zu finden.