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Der Junge Edgar lebt auf Atherton. Dabei handelt es sich um eine seltsame Welt, die aus drei Ebenen besteht. Die Highlands sind am kleinsten und befinden sich ganz oben. Hier wohnen die Reichen und Mächtigen. Darunter, auf der mittleren Ebene, ist Tabletop, ein kleines Reich voller Wälder. Die meisten Menschen Athertons wohnen hier, bauen Feigen an, fangen Kaninchen oder züchten Schafe. Die größte Ebene von allen nennt sich Flatlands, sie ist nahezu unbewohnbar, da auf ihr riesige Monstren ihr Unwesen treiben.
Obwohl das Klettern für Edgars vom Walddorf in die Highlands streng verboten ist, trainiert der Waisenjunge jeden Abend sein Können. Dem trostlosen Leben auf Atherton gibt ein Geheimnis, das nur er kennt, einen gewissen Reiz. Edgar erinnert sich an einen Mann, der ihm gesagt hat, er könne etwas ganz Besonderes finden. Das tut er auch, als er endlich hoch genug klettert: Er entdeckt ein handgeschriebenes Buch. Nur ist es so, dass die Menschen hier nicht lesen oder schreiben können - wenn er wissen will, was in dem dünnen Lederband steht, muss er es also bis ganz nach oben schaffen und dort jemanden finden, der ihm vorlesen kann. Tatsächlich gelingt ihm dieses Kunststück auch, doch Edgar ist sehr überrascht, als er oben auf einen Jungen trifft, der höchstens in seinem Alter ist. Schnell fasst er zu ihm Vertrauen und erfährt dank seiner Lesekünste etwas über die Geheimnisse der eigentümlichen Welt, in der er lebt. Vor allen Dingen findet er bestätigt, was man bereits deutlich merken kann: Die Highlands sinken ab. Und der Junge mag sich gar nicht vorstellen, was passieren könnte, wenn seine Leute und die grausamen Herrscher von oben zusammentreffen. Außerdem bleibt zu ergründen, wer ihm das Buch hinterlassen hat.
Das Haus der Macht" ist der erste Band aus der Atherton-Trilogie von Patrick Carman. Es ist nicht in sich abgeschlossen, sondern endet ganz im Gegenteil an einer besonders spannenden Stelle und lässt den Leser mit Neugier zurück. Dafür gibt es am Ende immerhin eine kleine Leseprobe zum zweiten Teil, die andeutet, wie es weitergeht.
Mit Edgar hat der Autor einen sehr jungen Protagonisten erschaffen, er ist gerade mal elf Jahre alt. Dementsprechend richtet sich auch das Buch an junge Leser, wobei Romane von diesem Umfang in dem Alter noch nicht von allen Kindern gerne gelesen werden. Außerdem gibt es einige Stellen, in denen es doch ein wenig grausam wird, auch wenn nicht unbedingt voll ausformuliert wurde, was geschieht. Das könnte zu junge Leser doch erschrecken.
Leider liest sich die Geschichte etwas langwierig, man hat das Gefühl, dass die Handlung nur sehr schleppend voran geht und nicht unbedingt zügig in Gang kommt. Erst zum Ende hin wird es richtig spannend, dann ist der erste Band aber auch schon vorbei. Zu viel beschäftigt sich der Autor mit oberflächlichen Beschreibungen. Selbst seine Charaktere sind nicht komplett ausgearbeitet und sie sich vorzustellen, bleibt oft der Fantasie überlassen. Dadurch wirken die Figuren oft generell etwas "blass". Dazu kommt, dass hier eine sehr klare Welt gezeigt wird, in der Gute und Böse ohne Grauzonen beschrieben werden. Das ist zwar eine gängige Methode, wie sie vielfach angewendet wird, trotzdem wirkt es hier unglaubwürdig.
Insgesamt weiß der Schreibstil leider nicht zu fesseln. Stellenweise hat man das Gefühl, man bräuchte die Zeilen nur überfliegen und würde trotzdem nicht viel verpassen. Alles bleibt oberflächlich, diffus und unklar. Erst auf den letzten Seiten wird das Geheimnis um die Welt Atherton gelüftet, dann geschieht das aber mit einem erhobenen Zeigefinger, der dazu ermahnen möchte, an unsere Umwelt zu denken und die Erde besser zu behandeln.
Sehr gelungen sind die Bonusinhalte zum Buch. Am Ende gibt es Tagebucheinträge und ähnliches zu entdecken. Außerdem kann man die zum Buch gehörende Webseite
www.drhardingsbrain.com aufrufen. Mit den im Buch angegebenen Codes kann man hier Bilder und vorgelesene Texte freischalten. Leider ist die komplette Seite auf Englisch gehalten, was sie für einen Großteil der jungen deutschen Leser unbrauchbar macht.
Schade, die Idee zu dem Roman ist durchaus interessant und die Handlung hätte das Potenzial gehabt, zu einem richtig guten Roman ausgearbeitet werden zu können, das ist jedoch nicht gelungen. Darüber können auch die wunderschönen Illustrationen nicht hinwegtäuschen.