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Wer ist er? Wie kommt er hierher? Ist das sein Ende? John Difool kann sich an nichts erinnern. Sein Geist ist völlig leer, selbst die Gefahr dringt nicht zu ihm durch. Kilometer des Sturzes inmitten einer ihm unbekannten Megacity scheinen ihn nicht zu betreffen. Der Säuresee weit unter ihm ist das unausweichliche Ende seiner Existenz. Doch Mechanopolizisten verhindern in letzter Sekunde den Gnadenakt für eine verlorene Seele in einer ihm unbekannten Hülle.
John Difool, der letzte Held des Universums, ist für die Roboter nutzlos. In seinem Hirn herrscht nur Leere. Einzig der Name einer Frau scheint unauslöschlich eingebrannt zu sein - Louz de Garra. Das Zentralhirn, Auftraggeber und allmächtiger Herrscher über den Planeten, befiehlt die sofortige Desintegration John Difools.
Da wird der Technopapst selbst vernichtet. Benthacodon, die alles Leben degenerierende Maschinen-Entität, scheint ebenfalls an der Vernichtung John Difools interessiert zu sein. Und so kommt der Mann ohne Gedächtnis vom Regen in die Traufe. Und nur der Name einer Frau ist ihm geblieben – doch dies allein scheint zu genügen, die endgültige Roboterisierung des Universums verhindern zu können.
Alexandro Jodorowsky kehrt erneut zurück in "sein" Universum. Das Universum des John Difool, das zum Hauptwerk des bekanntesten und umstrittensten Autors der weltweiten Comicszene mutierte. Neben den
Meta-Baronen hat John Difool wohl die meisten glühenden Anhänger. Doch die wilde Mischung aus Irrwitz, Fantasie, Wahn und Humor hat auch ebenso viele Menschen vor den Kopf gestoßen und zu verachtenden Reaktionen geführt.
So ist auch "Der letzte Incal" ein zwiespältiges Ereignis. Wer die Geschichten Jodorowskys nicht kennt, wird entsetzt sein. Die ersten zwanzig bis dreißig Seiten taumelt der Leser durch eine alptraumhafte Welt, die sich nicht erschließt, kein Geheimnis preisgibt, nichts erklärt und keine Antworten parat hält. Autor Jodorowsky gefällt sich in einer düsteren Odyssee durch Welten, die wie unter Drogeneinfluss entstanden zu sein scheinen.
Gott sei Dank ist Illustrator José Ladrönn ein ebenso genialer wie eigensinniger Gegenpart zu Jodorowsky. Er hat zwar dieses Universum offensichtlich bis ins kleinste Detail zu seinem eigenen gemacht, vermittelt aber in jedem einzelnen Bild dennoch seine eigene Sicht der Dinge. Seine Menschen, Maschinen und Monster sind aus der Welt der Metabarone und des Incal entsprungen, doch ebenso eigenständig und bis ins kleinste Detail originär und originell.
Ladrönn nimmt den Leser mit auf einen Ritt auf der Kanonenkugel, lässt ihn zu keinem Zeitpunkt auch nur Luft holen und führt in eine Story ein, die faszinierender kaum sein könnte.
Wenn man, das sollte man sich vor dem Kauf von "Die vier John Difool" immer vor Augen halten, nicht zu den Adepten des Chilenen Jodorowsky gehört, wird man diesen Comic-Band jedoch – wie auch bei den Meta-Baronen und den alten Geschichten rund um John Difool und dem Incal – entsetzt in die Ecke schmeißen. So viel Wahnsinn muss man schon ertragen wollen.
Wer die fünfundsechzig Seiten des ersten Teils überstanden hat, kann sich die zehnseitige Story "Tears of Gold" zu Gemüte führen. Die Zugabe hat nicht mit "Der letzte Incal" zu tun und ist mehr eine Fingerübung von Jodorowsky und Ladrönn. Die Geschichte jedoch geht tief unter die Haut und lässt den Leser kaum ungerührt zurück. Das einer griechischen Tragödie ähnelnde Stück ist ein Gleichnis über die Gier des Menschen und seine Korrumpierbarkeit. Es ist mehr als gelungen und ein kleines Juwel in diesem Album!
Auf der Website des Splitter Verlags gibt es eine Leseprobe.