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Nach "Dezembersturm" und "Aprilgewitter" folgt mit "Juliregen" der Abschluss der Trilogie um Lore von Trettin und ihren Mann Fridolin.
Nach den bedrohlichen und aufregenden Ereignissen der letzten Jahre können Lore und Fridolin nun in Berlin mit ihren beiden Kindern ein ruhiges und glückliches Leben führen. Zudem bietet sich die Chance, nach Ostpreußen, in die Nähe der Komtess Nathalia, zu ziehen: Hier kann Fridolin ein Gut übernehmen.
Alle Lebensträume scheinen sich für Lore zu erfüllen - ein Mann, den sie liebt, eine kleine Familie, ihre Selbstverwirklichung als Schneiderin und nun ein eigenes Gut. Doch Lore wäre nicht Lore, würden hier nicht wieder Hindernisse und Gefahren lauern. Weiterhin ist Malwine der Meinung, Lore hätte sie und ihren Sohn um das ihnen zustehende Erbe betrogen und hat sich geschworen, Rache zu nehmen.
Nachdem der Leser Lore zwei Bände lange begleitet hat und ihr Heranwachsen vom jungen Mädchen in "Dezembersturm" zur selbstbewussten und erfolgreichen Frau in
"Aprilgewitter" beobachten durfte, rundet "Juliregen" die Trilogie ab.
Allerdings ist hier vom Charme der Charaktere kaum etwas geblieben. Es scheint, als hätte sich allein Komtess Nathalia - in den beiden vorigen Bänden noch ein Kind beziehungsweise kindische Jugendliche - weiterentwickelt. Alle anderen verhalten sich weiterhin nach genau dem gleichen Schema, ihre Aktionen sind vorhersehbar und wenig spannend. Von der starken Frau, die Lore doch zwischenzeitlich war, ist nichts geblieben. Langweilige Bürgerlichkeit und vorgeschobene Moral bestimmen ihr Handeln, freigeistig und unbefangen ist sie nicht mehr. Wohl logisch, wenn man bedenkt, dass sie im zweiten Band in die Berliner Gesellschaft eingeführt wurde, aber auch sehr schade, erinnert man sich an den ersten Band zurück, in dem sie noch hochfliegende Träume hatte.
Die Handlung, vor allem das Ende, verursachen wieder einmal Karies: So zuckersüß kann das Leben gar nicht sein, wie das Autorenpaar Iny Lorentz es hier zeigt. Es gibt keine Grautöne, alle sind entweder gut oder böse, Klischees werden zuhauf erfüllt und am Ende sind natürlich alle Guten glücklich bis an ihr Lebensende und alle Bösen bestraft. Happy Ends in Büchern sind schön, aber nicht, wenn sie so Übelkeit erregend rosarot gezeichnet sind.
Wie gehabt, ist die Handlung geschickt in die politischen Geschehnisse der Zeit eingeordnet, man erfährt am Rande so einiges über gesellschaftliches Leben und politische Strömungen.
Als Abschluss der Trilogie sollte man auch "Juliregen" lesen, sich aber darauf vorbereiten, dass es kein hundertprozentig befriedigender Schluss wird, sondern ein gewisser schlechter Nachgeschmack bleibt. Vielleicht liegt es einfach an der Buchdichte, die dieses Autorenehepaar üblicherweise pro Jahr veröffentlicht, aber hier werden zu viele Klischees herangezogen, statt einzigartige Charaktere zu zeichnen. So wird dem Leser leider die Möglichkeit genommen, wirklich mit den Charakteren mitfiebern zu können, sie sind zu farblos, um zu faszinieren.
Auf der Verlagswebsite gibt es eine Leseprobe: "Juliregen"