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Mit "Nachtwerk" erschien im Juni 2011 der erste Band der dreiteiligen Reihe "Schmetterlingsnetzwerk" bei Splitter. Vor zehn Jahren erschienen die Comics bereits im Arboris-Verlag, waren mittlerweile jedoch vergriffen, so dass diese Neuauflage sehr zu begrüßen ist.
Im Mittelpunkt der Handlung stehen die beiden Einbrecher Mücke und Eustache, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während Mücke von kleiner Statur ist und für seine Größe etwas zu viel Gewicht auf den Rippen hat, ist sein Freund und Partner Eustache eher groß und schlaksig. Zusammen bilden die beiden jedoch ein erfahrenes Duo, das auf eine lange Gaunerkarriere zurückblicken kann. Die beiden haben sich auf spektakuläre Einbrüche spezialisiert. Sobald von einem nicht knackbaren Tresor oder einem einbruchssicheren Ort die Rede ist, treten die beiden ungleichen Einbrecher auf den Plan.
Einen solchen Ort stellt auch die Villa des Barons Van Harcourt dar. Nachdem sich die beiden Einbrecher auf spektakuläre Weise Zutritt verschafft haben, werden sie jedoch enttäuscht. Statt Geld, Gold oder Diamanten finden sie lediglich eine Filmrolle. Später stellen sie fest, dass der ehrenwerte Baron im Herzen der Stadt äußerst brutale Sexfilme produziert. Doch Mücke und Eustache wären keine trickreichen Kriminellen, wenn sie in dieser Situation nicht auch noch eine Chance wittern würden ...
Eric Corbeyran, der unter anderem auch für "Assansin's Creed" verantwortlich ist, und der Zeichner Cecil haben die Geschichte von den beiden ungleichen Einbrechern in einer Welt angesiedelt, die erst am Anfang der Industrialisierung steht. Hierdurch bietet sich die Möglichkeit, grafisch wie auch inhaltlich viel zu experimentieren. Während sich die Geschichte um Snuff-Filme dreht und nur langsam an Fahrt gewinnt, kann "Nachtwerk" ab der ersten Seite mit sehr hochwertigen Zeichnungen glänzen. Die Aktionen der beiden Gauner werden mit viel Charme in Szene gesetzt, wobei besonders die vielen liebevollen Details zum Verweilen bei einzelnen Bildern einladen. Doch auch inhaltlich ist der Band durchaus einen Blick wert. Die Idee einer Diebesgilde, dem sogenannten Schmetterlingsnetzwerk, ist interessant - wird im ersten Band der Geschichte aber leider nicht weiter thematisiert. Hier birgt die Geschichte sicherlich noch viel Potenzial. Neben dem Erzählen der Handlung wenden die Autoren viel Zeit für die Einführung der Charaktere auf. Hierbei wird in Rückblenden die Vergangenheit von Mücke und Eustache erzählt. Allerdings bleiben die Motive für das Handeln der Beiden über weite Teile der Handlung unklar, wodurch man keinen richtigen Bezug zu den Charakteren herstellen kann.
"Nachtwerk" ist eine spannende Hommage an das frühe 20. Jahrhundert und definitiv kein Comic für Kinder und Jugendliche, da Gewalt und Sex einen Teil der Handlung dominieren. Insbesondere die Produktion des Snuff-Films wird explizit dargestellt.
Davon abgesehen kann der erste Band der Reihe durch schön gezeichnete Hintergründe und Figuren punkten, mit denen der Zeichner Cecil den Charme vergangener Tage einzufangen vermag. Die Handlung ist durchaus spannend, könnte allerdings etwas ausgefeilter sein. Hier muss man abwarten, was der zweite Band bringt, da die Charaktere dann bereits eingeführt sind und sich das Duo Corbeyran/Cecil mehr um die eigentliche Handlung kümmern kann.
Eine
Leseprobe wird vom Verlag zur Verfügung gestellt.