Gesamt |
|
Anspruch | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Was in den Naturwissenschaften schon lange eine Selbstverständlichkeit ist, wird zunehmend auch für Geisteswissenschaftler ein Thema: Mit der fortschreitenden Internationalisierung des Wissenschaftsbetriebs reicht es nicht mehr, die Ergebnisse seiner Forschung nur in der eigenen Muttersprache zu präsentieren, will man an den aktuellen Entwicklungen der
scientific community teilhaben. Auch wenn gerade viele Geisteswissenschaftler das kritisch sehen mögen: Englisch ist als wissenschaftliche
lingua franca geradezu unumgänglich.
Wissenschaftliches Englisch zu beherrschen heißt jedoch nicht nur, ursprünglich auf Deutsch verfasste Texte mehr oder weniger korrekt ins Englische zu übersetzen. Sicherlich kommt man ohne entsprechende Sprachkenntnisse und die ergänzende Hilfe durch Grammatik- und Vokabelbücher nicht aus. Darüber hinaus gilt es aber auch noch rhetorische Konventionen zu berücksichtigen, die teilweise von den Gepflogenheiten des deutschsprachigen Wissenschaftsjargons abweichen. Studierenden und Wissenschaftlern diese näher zu bringen hat sich Gerlinde Mautner, Professorin am Institut für Englische Wirtschaftskommunikation der Wirtschaftsuniversität in Wien, zur Aufgabe gemacht. In ihrem Buch "Wissenschaftliches Englisch – Stilsicher schreiben in Studium und Wissenschaft" gibt sie auf rund 220 Seiten Hilfestellung für deutsche Muttersprachler, die beim Schreiben englischer Wissenschaftstexte gezielt ihre Fertigkeiten verbessern wollen.
Der Band ist in acht Kapitel gegliedert. Nach einer Einleitung, in der es unter anderem um die angesprochenen Zielgruppen und den Aufbau des Buches geht, veranschaulicht ein Überblickskapitel die wichtigsten Grundlagen guten englischsprachigen Schreibstils. Im dritten Kapitel zur Makrostruktur wissenschaftlicher Texte gibt die Autorin Tipps zum Aufbau eines Zeitschriftenartikels, vom abstract über die Einleitung, die Vorstellung der Methoden und der Ergebnisse bis hin zu deren abschließenden Diskussion. Das vierte Kapitel ist dann der Mikrostruktur einzelner Absätze gewidmet: Wie führe ich das Thema des Absatzes ein, wie baue ich einen Spannungsbogen auf, und wie finde ich den richtigen Schlusssatz? Das fünfte Kapitel geht noch näher an den Text heran: Hier geht es um den Satzbau, und zwar nicht nur um den grammatikalisch korrekten, sondern auch um den strategisch sinnvollen: Wo und wie eingebettet platziere ich die wichtigsten Informationen am besten, und wie vermeide ich den typisch deutschen 'Hauptwortstil'? Das sechste Kapitel ist dem Thema ‚Bewertungen’ gewidmet: Wie vermittle ich dem Leser meine Meinung so, dass sie einerseits überzeugt und andererseits der Anspruch wissenschaftlicher Objektivität erfüllt bleibt? Um den geschickten Einsatz anderer Leute Wissen und Einschätzungen geht es im siebten Kapitel, das sich mit den richtigen Einsatz von Zitaten beschäftigt. Ein letztes Kapitel geht schließlich einem Thema nach, das auf den ersten Blick weniger wichtig erscheinen mag, bei genauerem Hinsehen aber entscheidend zum gelungenen Text beitragen kann: Satzzeichen strukturieren nämlich den Lesefluss maßgeblich und können so, geschickt eingesetzt, dafür sorgen, dass beim Leser auch wirklich ankommt, was der Autor mitteilen will.
Neben dem Hauptteil bietet das Buch noch einen rund 30-seitigen Anhang, in dem sich einiges Nützliches findet. Da gibt es zunächst eine Zusammenstellung von englischen Wörtern und Wendungen, die als Bausteine für die eigenen Texte verwendet werden können. Dann findet man ein Literaturverzeichnis, in dem die Quellen der zitierten Beispiele und weiterführende Literatur zum academic writing angegeben sind. Schließlich rundet noch ein Sachregister den Anhang ab.
Gerlinde Mautners "Wissenschaftliches Englisch" bietet Hilfe für alle, die gezielt ihre englische 'Schreibe' im wissenschaftlichen Umfeld verbessern wollen, und nicht nur das: Selbst für deutsche Texte können die grundlegenden Überlegungen dazu, wie man einen Text effektiv, verständlich und interessant gestaltet, nützlich sein. Das Buch überzeugt schon dadurch, dass es sich selbst an einige der behandelten Grundregeln hält, von denen die wichtigste sich mit einem Zitat des US-amerikanischen Schriftstellers Kurt Vonnegut zusammenfassen lässt: "Pity the readers!" Der Autor muss dafür sorgen, dass das Lesen seines Textes und das Nachvollziehen seiner Argumentation dem Leser zu keiner Zeit Schwierigkeiten bereitet. Mautner selbst hält sich nicht nur mit ihrer klaren Sprache daran, sondern auch durch den klaren Aufbau ihres Buches und der einzelnen Kapitel. Diese werden durch Infokasten und Beispiele aufgelockert und in den wichtigsten Ergebnissen jeweils durch ein mit „In a Nutshell“ überschriebenen Unterkapitel noch einmal stichwortartig zusammengefasst.
Fazit: Wer nicht mit der falschen Erwartung an das Buch herangeht, hier Unterstützung bei seinen linguistischen Kämpfen mit der englischen Sprache zu finden, dem wird das Buch dabei helfen können, seinen Stil beim Schreiben von Essays, Hausarbeiten und wissenschaftlichen Texten nach englischsprachigen Standards zu verbessern.