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Achtung: Die Ereignisse in "Die Insel des Heiligtums" sind ohne Kenntnis des Bandes "
Mansïouran" unverständlich. Notwendigerweise verrät die folgende Inhaltsangabe wichtige Details, die am Ende des zweiten Bandes für einen spannenden Cliffhanger sorgen – wer die ersten Bände der Serie "Angor" noch nicht gelesen hat, sollte den folgenden Absatz daher überspringen.
Jorky bleibt verschwunden. Evrane, Talinn, Mansïouran und Mylene gelingt es jedoch nicht, die Klippe zu ersteigen. Erst als von oben Seile herabgeworfen werden, können sie der Flut entkommen, die den Strand zu einer tödlichen Falle werden lässt. Doch die Krieger, die sie in Empfang nehmen, wissen nichts von Lorky – weder in seiner Heldengestalt noch in der des kleinen Jungen.
Wohl oder übel folgen sie den Kämpfern und werden ohne weitere Diskussionen in die Truppe integriert. Es zeigt sich, dass sich zwei kriegsführende Parteien seit Urzeiten bekämpfen. Auf dem Feld der Ehre zu sterben scheinbar der einzige Lebenszweck der Kämpfenden. Während Talinn in die nächste Schlacht zieht, sollen Evrane und Mylene als Huren den siegreichen Kriegern der Zerstreuung dienen.
Weder Talinn, der nur durch die Magie des Amulettes vom Jugendlichen zum Mann verwandelt ist, noch Evrane, die aus dem gleichen Grund kaum das Bett mit den rohen und wildfremden Soldaten teilen will, finden sich mit dieser scheinbar ausweglosen Lage ab. Doch wo ist der zwölfjährige Jorky, den alle dank der Magie des Amulettes für einen fürchterlichen Krieger halten? Und wo ist Mansïouran, der seltsame und mächtige Magier, der ihnen immer wieder aus der Klemme geholfen hat und doch am Strand plötzlich in den Fluten verschwand?
Die drei Jugendlichen, die dank eines magischen Amulettes zu stattlichen Erwachsenen verwandelt wurden, werden in Band drei der Serie "Angor" in einen Krieg gezogen, der nicht der ihre ist und leider auch nichts mit der Handlung zu tun hat. Man hat fast den Eindruck, als würde Autor Jean-Charles Gaudin eine Auszeit von seiner eigenen Geschichte nehmen. Fast der gesamte Band "Die Insel des Heiligtums" beschäftigt sich mit dem sinnlosen Krieg um ein ominöses Artefakt, das zu erobern oder zu verteidigen zum Selbstzweck geworden ist. Das ist zwar in seiner allegorischen Botschaft ganz interessant, doch die Sinnlosigkeit des Krieges passt nicht in die Ereignisse von "Angor", noch trägt sie zur weiteren Erhellung der Ereignisse rund um Jorky, Talinn und Evrane bei.
Wäre nicht der sehr abrupte Wechsel zum Ende hin, der einige der brennendsten Fragen, die sich der Leser seit Band eins stellt, beantwortet, man könnte auf die Lektüre von Band drei verzichten. So aber wird man mit Macht in die Geschichte hinein gezogen und kann sich von den erneut aufgeworfenen Fragen kaum lösen.
Lichtblick und mitreißender Grund, "Die Insel des Heiligtums" zu erwerben, ist eh nicht die Story von Gaudin, die wenig überzeugt und eher zögerlich fortschreitet, sondern die Bilder von Dimitri Armand. Was der Illustrator hier abliefert, ist allererste Sahne. Wunderschöne Menschen, grausame Gegner, perfekt inszenierte Kämpfe, eine glaubhafte, mittelalterliche Welt, die gerade genug Fremdheit aufweist, um nicht als historisch zu gelten.
"Die Insel des Heiligtums" ist weniger gelungen als
Mansïouran. Allein die Bilder und der interessante Schluss machen es zu einem Pflichtkauf für die, die den ersten beiden Bänden etwas abgewinnen konnten.
Auf der Verlags-Webseite gibt es eine ausführliche Leseprobe.