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Knapp 1600 Seiten, dünnes Papier, eng bedruckt: Unter dem Titel "Die Verwandlung der Welt" präsentiert der Autor und Historiker Jürgen Osterhammel "Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts", die umfassender nicht sein könnte. In den drei großen Themenbereichen "Annäherungen", "Panoramen" und "Themen" breitet er die Weltgeschichte des 19. Jahrhunderts vor den Leserinnen und Lesern aus und macht sie allen Geschichtsinteressierten zugänglich.
Im ersten Teil "Annäherungen" umreißt der Autor in drei Kapiteln die Voraussetzungen für die beiden folgenden großen Themenbereiche. So legt er "die mediale Verewigung des 19. Jahrhunderts" dar und beschäftigt sich mit den Fragen nach der zeitlichen und räumlichen Wahrnehmung des 19. Jahrhunderts, das sich nicht in starre Jahrhundertgrenzen fassen lässt, sondern über seine eigentlichen Zeitgrenzen hinausragt.
Im zweiten großen Kapitel "Panoramen" werden acht Unterpunkte ausgebreitet, die sich mit verschiedenen Bereichen der Weltgeschichte befassen und diese breitgefächert betrachten: "Sesshafte und Mobile", "Lebensstandards: Risiken und Sicherheiten materieller Existenz", "Städte: Europäische Muster und weltweiter Eigensinn", "Frontiers: Unterwerfung des Raumes und Angriff auf nomadisches Leben", "Imperien und Nationalstaaten: Die Beharrungskraft der Reiche", "Mächtesysteme, Kriege, Internationalismen: Zwischen zwei Weltkriegen", "Revolutionen: Von Philadelphia über Nanjing nach St. Petersburg" sowie "Staat: 'Minimal government', Herrscherpomp und 'Hörigkeit der Zukunft'".
Das dritte Kapitel schließlich nimmt sich der Erörterung einzelner, ausgewählter Aspekte an. Es werden folgende Themenbereiche vorgestellt und erörtert: "Energie und Industrie: Wer entfesselte wann und wo Prometheus?", "Arbeit: Die physischen Grundlagen der Kultur", "Netze: Reichweite, Dichte, Löcher", "Hierarchien: Vertikalen im sozialen Raum", "Wissen: Vermehrung, Verdichtung, Verteilung", "'Zivilisierung' und Ausgrenzung" sowie "Religion". Ein abschließender Kommentar des Autors zum "19. Jahrhundert in der Geschichte" beendet das Buch. Der Anhang hält Abkürzungen und Anmerkungen, ein Verzeichnis der zitierten Literatur sowie ein Personen-, Orts- und Zeitregister bereit.
Der Neuzeithistoriker Jürgen Osterhammel ist ohne Frage eine Koryphäe auf seinem Gebiet. In diesem großen Werk über die Weltgeschichte verbindet er zudem verschiedene Geschichtsansätze wie Sozial- und Kulturgeschichte, Politik- und Wirtschaftsgeschichte oder Umweltgeschichte und führt diese als Ganzes zusammen. Für die Leserinnen und Leser eröffnet sich dadurch die Möglichkeit, einen umfassenden Einblick in den aktuellen Forschungsstand der Neuzeithistoriker zu erhalten und sich der Erschließung der Weltgeschichte von einem ganzheitlichen Ansatz aus zu nähern.
Der thematische Ansatz des Buches mit den verschiedenen Panoramen und Themen ermöglicht es, die einzelnen Kapitel und Unterkapitel des Buches auch separat zu lesen und sich dem Buch so nach und nach auszugsweise zu nähern. Der klare, prägnante Schreibstil Osterhammels und die interessanten Einsichten in die alltägliche Welt zur Zeit des 19. Jahrhunderts tragen ebenfalls dazu bei, dass die Informationsfülle angenehm und kurzweilig zu lesen ist.
Fazit: Die Substanz der Weltgeschichte des 19. Jahrhunderts wird in diesem Werk klar herausgearbeitet und auf den Punkt gebracht. Nicht nur für Studierende birgt dieses Buch einen immensen Informationsgehalt und Wissensschatz, auch interessierte Laien werden viele spannende Punkte zur Vertiefung finden.
Eine Leseprobe gibt es auf der Verlagsseite.