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 Die Bestien

Autoren: Brett McBean
Übersetzer: Doris Hummel
Verlag: Festa, Leipzig

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Als Jim Clayton, ehemaliger Sträfling mit bewegtem Schicksal, auf einer Bike-Tour einen Zwischenstopp im kleinen Örtchen Billings, Georgia, einlegt, ahnt er nicht, dass er schon kurz darauf um sein Leben kämpfen wird. Jim beobachtet zufällig, wie ein Mann ein junges Mädchen brutal schlägt – als er dazwischen geht und den Mann zu Boden schlägt, zieht dieser eine Waffe und schießt auf Jim.
Es stellt sich heraus, dass Clayton sich ausgerechnet mit dem Polizeichef der Kleinstadt angelegt hat – und dass er geradewegs in der Hölle gelandet ist. Bald sieht Jim sich als Teil einer aberwitzigen Menschenjagd, in der er selbst die Beute ist. Zwar findet er ein wenig Hilfe und Schutz bei der dreizehnjährigen Darlene, doch seine Chancen, diesen Wahnsinn zu überstehen, sind nur äußerst gering, nachdem nun halb Billings hinter ihm her ist.
Nach und nach kommt Jim Clayton den überaus dunklen Machenschaften der kleinen Stadt auf die Spur. Hier wird seit Jahren vom Polizeichef und seinen Kumpanen gemordet, gefoltert und Jagd auf Durchreisende gemacht. Jim will das Unrecht und die Morde beenden, doch dafür muss er erst mal lebend aus den undurchdringlichen Wäldern rund um Billings herausfinden ...

In "Die Bestien" wärmt Brett McBean die alte Story von den menschenjagenden Hinterwäldlern neu auf und bereichert sie um eine zusätzliche übersinnliche Komponente: Zu Beginn der Handlung wird ein Mann eingeführt, der eine mysteriöse Blechdose um den Hals trägt, in dem sich scheinbar seine Seele befindet.
Die Seele-in-der-Dose-Geschichte zieht sich durch den kompletten Thriller und bringt zumindest teilweise Schwung in die Handlung, die als reine Manhunt-Erzählung relativ beliebig wäre. McBean hält sich jedenfalls nicht mit halben Sachen auf und tischt dem Leser ein überdrehtes Sammelsurium von teils skurrilen Jagd- und Folterszenen auf, die durchaus Tempo und Spannung in den Roman bringen. Dass der Autor dabei kein Blatt vor dem Mund nimmt, was die Sprache angeht, passt gut zu dem korrupten und von Gewalt triefenden Städtchen, das sich von Anfang an als Jim Claytons persönlicher Albtraum entpuppt. So ganz überzeugen kann "Die Bestien" aber nicht, denn trotz der überbordenden Gewalt, den Vergewaltigungen, dem Inzest, dem leichenschändenden Coroner und den dutzenden Leichen fühlt man sich die ganze Zeit merkwürdig unberührt. Gerade die Hauptfigur Jim Clayton bleibt ziemlich blass und eindimensional. Zwar erfährt man, dass er eine schlimme Vergangenheit hat und infolge dessen einige Jahre im Knast verbringen musste, aber ansonsten wird man nicht so recht warm mit Jim.

Einerseits will der schlagkräftige Protagonist nur überleben und Gewalt und Chaos endlich hinter sich lassen, andererseits fällt er immer wieder aus der Rolle, indem er zum Beispiel Leuten vollkommen emotions- und leidenschaftslos mit Steinen den Schädel zertrümmert und dergleichen mehr. Zwar sind drastische Mittel durchaus angemessen, wenn man sich in Jims Situation hineindenkt, aber weil die Szenen ziemlich unkommentiert und beiläufig stattfinden, passen sie nicht zum eigentlich sehr rechtschaffenen Anti-Helden. Einzig die Rückblende auf Jims früheres Leben, die ziemlich am Ende steht, lässt erahnen, was für ein Mensch Jim ist. Und dieser Einschub geht dann auch endlich mal zu Herzen, wo andere Szenen im Buch kaum bewegen.

Vor allem gegen Ende des Romans wirkt es so, als hätte der Autor einfach nur eine harte Szene an die nächste gereiht – hier werden Leute aufgeschlitzt, von Berghängen geschubst, erwürgt, erschossen, von Hunden zerfleischt ... die Liste der brutalen und drastischen Szenen ist lang und macht auf trashige Art und Weise Spaß, aber es gelingt McBean nie so ganz, seinen Thriller aus der Masse ähnlicher Werke hervorzuheben: Zu klischeehaft ist die Hillbilly-Story, die man so oder ähnlich schon oft gelesen und gesehen hat. Die Idee mit den Seelen der Verstorbenen bringt einerseits einen interessanten Bonus in die Handlung, wirkt andererseits aber nicht völlig ausgereift, zumal sie eigentlich genug Stoff für einen eigenen Roman geboten hätte, hier aber nicht so recht zur Menschenjagd passen will.

Für Fans von Action und massenhaft brutalen Szenen, die vor allem provozieren wollen, ist "Die Bestien" spannendes Lesefutter, das man aber auch ebenso rasch wieder vergisst, auch wenn die übersinnliche Komponente die Handlung etwas aufwertet. Die Verschmelzung von beinhartem Überlebenskampf in den Wäldern und der etwas holperig erzählten Seelen-Story gelingt nur teilweise; die Handlung ist eher auf Teufel komm raus drastisch als tatsächlich spannend. Dennoch kein schlechter Thriller, sondern blutiges Lese-Fastfood für zwischendurch.

Christina Liebeck



Taschenbuch | Erschienen: 1. August 2011 | ISBN: 978-3865521323 | Originaltitel: Torment | Preis: 13,99 Euro | 352 Seiten | Sprache: Deutsch

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