Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Wie schnell die Welt, wie wir sie kennen, untergehen kann, ist den wenigsten bewusst. Ein Virus, erschaffen von einem Pharmakonzern, um mit dem Verkauf des Gegenmittels Profit zu machen, mutiert und breitet sich rasant aus. Die Geschlechter, schon vorher oft in Kleinkriege miteinander verstrickt, hassen sich plötzlich, Liebespaare trachten einander nach dem Leben, der Alltag bricht komplett zusammen. Nach nur einer Woche ist von der Zivilisation nichts mehr übrig geblieben, Männer und Frauen in tiefer Feindschaft getrennt.
Nach diesem Zusammenbruch wird ein brüchiger Frieden errichtet. Männer und Frauen leben getrennt, die einen in den Ruinen der Städte, die anderen in der freien Natur. Sogenannte Landernten sichern den Männern Nahrungsmittel und der Menschheit das Fortbestehen, doch das System hat viele Gegner. Immer mehr sprechen sich für einen offenen Krieg gegen das andere Geschlecht aus, auch wenn das der Untergang der Menschheit wäre.
Zu diesen Befürwortern des Kriegs zählt auch Juna, eine hitzköpfige 17jährige. Doch als sie bei einem Überfall auf den jungen Mönch Daniel trifft und von ihm erfährt, dass es zwischen Männern und Frauen mal Liebe gab - am Beispiel von Shakespeares "Romeo und Julia" - ändert sich langsam ihre Meinung. Gegen alle Widerstände verlieben sie sich und sind fortan für beide Lager vogelfrei.
Die Zivilisation, in der wir leben, bricht innerhalb von wenigen Wochen komplett zusammen, und das nur, weil ein Pharmakonzern seinen Gewinn maximieren will. Ein Virus mutiert und wütet, verändert die Hormonstruktur der Menschen, so dass sie nur noch das eigene Geschlecht in ihrer Nähe ertragen können. Anhand kurzer Rückblenden in Brief- oder Durchsageform wird der Untergang dokumentiert, um zu beschreiben, wie es zu dem Zustand, in dem Männer und Frauen jetzt leben, kommen konnte.
Dabei ist überraschend: Der Roman spielt zwar im Deutschland der Zukunft, viele der Elemente erinnern aber stark an die Vergangenheit. Sei es der Naturglaube, in dem die Frauen verwurzelt sind, während die Männer am Christentum festhalten. Oder der grausame Inquisitor, dessen Lieblingslektüre der sogenannte "Hexenhammer" ist. Auch das abgeschiedene Leben der Mönche und die Schwierigkeiten bei der Nahrungsbeschaffung wecken Erinnerungen an Schilderungen des Mittelalters. Die technischen Neuerungen unserer Zeit sind nur noch Schatten und Erinnerungen, diese werden immer wieder gekonnt eingeflochten, zum Beispiel die Nutzlosigkeit und die Fremdartigkeit eines Fernsehturms.
Das Buch wird abwechselnd aus Junas und Davids Sicht beschrieben. Sie, eine Kriegerin der Frauen, ist eine derjenigen, die sich für einen offenen Krieg gegen die Männer aussprechen, nachdem sie einen grausamen Überfall auf ein wehrloses Frauendorf miterleben musste. David wiederum ist ein junger Mönch, dessen Herkunft von einem großen Geheimnis umgeben ist. Am liebsten würde er einfach in seinem Kloster bleiben und weiter die verbliebenen Bücher pflegen, doch er wird aus seinem Alltag gerissen und in eine ganz neue Welt gestürzt, in der er unter anderem Juna kennen lernt.
Die beiden, so verschieden sie sind, verlieben sich trotz aller Hindernisse und werden Wegbereiter für eine neue Zukunft sein - in welche Richtung auch immer. Das Ende von "Das verbotene Eden" ist nicht wirklich offen, lässt aber dennoch genug Spannung und offene Erzählstränge zurück, um auf weitere Bände zu hoffen.
Auch wenn Juna und David sich hier verlieben und damit den Grundstein zu einer neuen Zukunft legen, tritt die Liebesgeschichte in den Hintergrund und gibt der Dystopie genug Platz. Mehr als ein zarter Hoffnungsschimmer ist diese Liebe noch nicht, auch wenn durch die vielen Zitate und Anspielungen auf "Romeo und Julia" deutlich wird, dass auch David und Juna als Paar die Geschicke der verfeindeten Geschlechter entscheiden werden.