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Der Krieg ist ein grausames, blutiges und absolut überflüssiges Geschäft, das keine Vorteile mit sich bringt. Aus einem nicht sehr bedeutenden Grund hat der König der Union beschlossen, Krieg gegen die Nordmänner zu führen. Doch richtige Schlachten wurden selten geschlagen, eher kleinere Scharmützel ausgetragen. Nun gilt aber seit kurzem der Befehl, endlich vorzudringen und die Nordmänner das Fürchten zu lehren. Im Tal von Osrung wird sich also die Schlacht entscheiden. Ein Tal, eine Stadt und eine große Anhöhe, die Helden sollen hier erbittert verteidigen oder erobert werden, je nachdem, welche Seite man gerade fragt.
Für den Schwarzen Dow, den Bewahrer des Nordens, ist es eine klare Frage der Ehre, dass er das Heer von Marschall Kroy wieder aus seinen Ländereien vertreibt. Seine Männer sehen dies genauso, auch wenn einige, wie Curnden Kropf, davon träumen, irgendwann eine Frau zu besitzen oder ein Stück Land. Für Caul Espe oder Whirrun von Blei ist jedoch alles gut, solange es mit Schlachtenlärm zu tun hat. Aber auch auf der Seite der Union gibt es Nordmänner, die Gefährten des Hundsmann. Er ist ein erbitterter Feind vom Schwarzen Dow, nachdem dieser den Blutigen Neuner verraten hat.
Oberst Bremer dan Gorst weiß, dass er lediglich einen Mitleidsposten inne hat, da er damals als Leibwächter des Königs versagt hatte. Nun ist er königlicher Berichterstatter, träumt davon, zu töten und zu morden und irgendwann, wenn auch nur in seinen Träumen, Finree dan Brock zu vögeln. Diese ehrgeizige hübsche Dame ist jedoch mit Harold dan Brock vermählt und diesem ehrlich zugetan.
All diese Personen und noch viel mehr verfangen sich in den Wirren der Schlacht, die um das Tal tobt und nicht wenige werden ihr Leben lassen.
In "Heldenklingen" gibt es keine epischen Schlachten mit heroischen Siegen. Hier gibt es keine heldenmütigen, ehrenvollen Taten, mit denen man sich einen Namen in den Liedern erringt. Stattdessen wird hier geschlachtet, ermordet, gesoffen, geheult, in die Hose geschissen, desertiert und auch so mancher Schlachtkamerad im Durcheinander abgestochen. Dieses Buch ist nichts für Weicheier, doch wer Joe Abercrombie kennt und gern liest, liebt eben genau diese ungeschönte und ehrliche Schreibe. Es sind nur einige Tage, doch der Tod sucht sich genug Opfer, gleichgültig ob diese mutig, tapfer, feige oder gut sind. Immer wieder ertappt der Leser sich dabei, wie er denkt, dass dieses oder jenes nicht geschehen kann oder so ablaufen müsste, doch Abercrombie kennt kein Pardon. Es sterben Charaktere, auch wenn der Leser sie ins Herz geschlossen hat, teilweise ohne Grund, teilweise aus purem Zufall und nein, es gibt kein Happy End. Für dieses Tal sieht am Ende die Welt aus wie vorher, die Schlacht hatte im Grunde keinen Effekt, außer, dass Unionssoldaten und Nordmänner beiderseits gestorben sind.
Es ist bezeichnend für Abercrombie, wie genau und ungeschönt er all diese Erlebnisse seinem Leser präsentiert. Da gibt es den Durchfall, mit dem die Soldaten geplagt sind, das Gewühl mitten in der Schlacht, bei der man Feind und Freund nicht unterscheiden kann, verzögerte Befehle, fatale Fehler aus Eitelkeit und viele andere Dinge, die sonst keinen Platz in Heldenepen finden. Und dennoch ist die Geschichte nicht unnötig brutal, der Autor berauscht sich nicht am Blut, sondern zeichnet fast neutral den Schlachtenhergang anhand der Lebenswege einzelner Personen nach. Es ist faszinierend mitzuerleben, wie ein Soldat eine Mauer erstürmt, von einem Nordmann niedergeschlagen wird, um dann von einem zufälligen Pfeil getroffen zu werden. Solche Ketten aus Mord und Tod sind es, die ein deutliches und faszinierendes Bild des Geschehens abgeben.
Für die Leser, die schon andere Romane von Abercrombie gelesen haben, gibt es ein Wiedersehen mit vielen alten Bekannten. Die Zeit schreitet weiter, auch wenn sie hier lediglich einige Tage umfasst. So bleibt genug Platz für die vielen verschiedenen Persönlichkeiten und ihre eigene Sicht der Dinge, ein Kniff, sie dem Leser ans Herz zu legen, ehe man sie brutal wieder zu Staub werden lässt. Ein brutales, ehrliches und wahnsinnig packend zu lesendes Schlachtengemälde, genau wie man es von diesem Autor erwartet hat.
Wieder einmal beweist Abercrombie, dass er einer der Besten des Genres ist.