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 Ich arbeite in einem Irrenhaus

Vom ganz normalen Büroalltag

Autoren: Martin Wehrle
Verlag: Econ

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Preis - Leistungs - Verhältnis
Aktenberge, Massen von E-Mails und viel zu enge Deadlines – wer hat heutzutage nicht bereits selbst einmal die tägliche Arbeitsstätte scherzhaft mit einem Irrenhaus verglichen. Für alle, die der Gang ins Büro wirklich wie der Dienstantritt in einer geschlossenen Anstalt anfühlt, hat Martin Wehrle einen Selbsthife-Ratgeber geschrieben, der dabei helfen soll, mit dem routinierten Chaos zurecht zu kommen.

Die Karikatur auf dem Cover erweckt den Eindruck, dass das Sachbuch pointierte, witzige Geschichten liefert, über die man im Stillen lächeln und über die man gemeinsam mit Kollegen und Bekannten im Nachhinein lachen kann.

Wer aber bei "Ich arbeite in einem Irrenhaus" ein unterhaltsames, seichtes Comedy-Buch erwartet, ist leider auf dem Holzweg. Trotz des plakativen Titels handelt es sich bei Martin Wehrles Buch um reine Sachliteratur und geht in die Richtung Selbsthilfe-Buch. Das ist zwar per se nicht schlecht, aber eben nicht das, was man auf den ersten Blick erwartet. Wehrle war selbst Abteilungsleiter, ehe er sich als Karriereberater selbständig machte. Deshalb weiß er natürlich, von was er schreibt. In seinen Ausführungen trifft er oft den Nagel auf den Kopf und erläutert seine Thesen anhand von leicht verständlichen Beispielen. Dadurch lesen sich die 288 Seiten auch recht flüssig und zügig.

Mitunter lockert der Autor seinen Text durch einige clevere Irrenhaus-Paragraphen auf wie etwa der folgende:

"§ 9: Wer vor dem Meeting ein Problem hat, ist danach einen Schritt weiter – er hat mindestens zwei Probleme."

Wer den täglichen Bürowahnsinn kennt, kann solche Äußerungen sicher nicht so ohne weiteres von der Hand weisen – dennoch: Nicht alles, was Wehrle schreibt, kann man unkritisch so stehen lassen. Er übertreibt hier und da gewaltig, betrachtet Situationen einseitig oder stellt sie überspitzt dar, was freilich dem Unterhaltungswert des Buches zuträglich ist, nicht aber seiner selbst gewählten Mission.
Zudem stellen sich viele seiner Argumente so selbstverständlich dar, dass man diese erst gar nicht in einem Sachbuch suchen muss. Es gibt Checklisten,
Ausbrecher-Tipps und so einiges mehr. Dennoch erfahren Festangestellte über große Passagen hinweg kaum etwas, was sie aus der eigenen Praxis nicht bereits selbst hinlänglich kennen bzw. wissen. Da fällt es ein bisschen schwer nachzuvollziehen, weshalb die Kritiker den Titel bejubeln und auf die Bestsellerlisten katapultiert haben.

Schlussendlich schwankt "Ich arbeite in einem Irrenhaus" zwischen einem Selbsthilfe-Buch und satirischer Unterhaltung, ohne so recht das eine oder andere ganz zu sein. Im Zweifelsfall überwiegt der Sachbuchanteil. Wer nach humorvoller, lockerer Comedy sucht, für den eignet sich der Titel eher nicht.

Christian Handel



Taschenbuch | Erschienen: 16. Februar 2011 | ISBN: 9783430200974 | Preis: 14,99 Euro | 288 Seiten | Sprache: Deutsch

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