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 Jonas und der verwunschene Schatz


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Anfang des 18. Jahrhunderts: Das habsburgische Österreich befindet sich im Banat auf einem Eroberungsfeldzug gegen die Osmanen. Als die österreichischen Truppen unter dem Befehl Prinz Eugens die Stadt Temesvár belagern, vergräbt der türkische Statthalter Pascha Achmed seinen Schatz auf dem Landgut seines Freundes Baron Gaspar Botsinkay. Doch nicht nur der Pascha muss fliehen, auch Botsinkay und sein Sohn Jonas werden wegen ihrer Sympathien für die Osmanen aus Ungarn vertrieben. Auf der Flucht geht Achmeds Tochter Sophie verloren, er selbst wird im Exil hingerichtet und Jonas wird nach dem Tod seines Vaters von Zigeunern großgezogen. 25 Jahre später, nachdem der Kaiser die abtrünnigen Ungarn offiziell begnadigt hat, kehrt der inzwischen erwachsene Jonas nach Ungarn zurück, um den Besitz seines Vaters zurückzufordern. Darüber hinaus trifft er die verschollen geglaubte Sophie, die sich Hals über Kopf in Jonas verliebt. Doch der zwielichtige Gouverneur von Feuerstein, der das Land nun verwaltet, sucht selbst nach dem Schatz des Paschas und versucht den gutgläubigen Jonas zu beseitigen.

Mit dem Genre des Zeichentrickfilms verbindet man vornehmlich den einzigartigen Charme der Disney-Klassiker, das düster gehaltene Kino eines Don Bluth, die kitschigen Bilder von "Heidi" oder den Zauber des letzten Einhorns; was jenseits dieses kanonisierten Tellerrandes liegt, beschäftigt die wenigsten. Doch wer nur tief genug in den Truhen vergessener Zeichentrickfilme gräbt, der kann die eine oder andere Perle zutage fördern, die zu Unrecht Staub ansetzt. Kaum jemand erinnert sich etwa heute noch an die Fuchsfabel "Vuk" oder das Historienmärchen "Jonas und der verschwundene Schatz" des ungarischen Regisseurs und Comiczeichners Attila Dargay (1927-2009), die seinerzeit den Sprung über den Eisernen Vorhang in die westdeutschen Kinos geschafft und manchem heute Erwachsenen seine Kindheit versüßt haben. Letzterer Film erlebt dank Schröder Media nun seine DVD-Premiere – wenngleich auch unter verfälschtem Titel.

"Jonas und der verschwundene Schatz" (und nicht "der verwunschene Schatz") basiert, ebenso wie die Strauss-Operette "Der Zigeunerbaron", auf der Novelle "Saffi" des ungarischen Schriftstellers Mór Jókai (1825-1904). Dargay verwandelt die Geschichte um einen jungen Ungarn, der aus dem Exil in sein Heimatland zurückkehrt und die Güter seines Vaters zurückfordert, in ein kindgerecht inszeniertes Zeichentrickmärchen, der mittlerweile 26 Jahre auf dem animierten Buckel hat. Doch auch wenn der Film unübersehbar Patina angesetzt hat, so ist er dank seiner sympathischen Figuren, der kurzweilig erzählten Geschichte und des kindlich-naiven Humors in Würde gealtert. Der Charme von Dargays Luststück hat sich bis heute erhalten und versprüht von der ersten Minute an pure Nostalgie, die älteren Zeichentrickfreunden ein Glänzen in die Augen zaubert. Die Charaktere zeigen sich ulkig und liebenswert, die Handlung gibt sich unkompliziert und angenehm geradlinig, der Humor ist kaum veraltet und bietet einige köstliche Momente. Die Bilder und Animationen sind hübsch und unterstreichen gelungen den witzig-naiven Charakter des Films, der in gar nichts anderem als einem Happy End münden kann und soll. Was den Film für die ganz Kleinen im Publikum möglicherweise ein wenig ungeeignet erscheinen lässt, sind das Intro, das grob den historischen Hintergrund des Venezianisch-Österreichischen Türkenkriegs zusammenfasst, und die vielen Figuren, von denen nicht wenige plötzlich auftauchen und ebenso jäh wieder in der Versenkung verschwinden.

Das Sahnehäubchen, das i-Tüpfelchen des Films ist aber die (west)deutsche Synchronfassung, die viel zum Witz und Charme des animierten Luststücks beiträgt. Horst Sachtleben, einer der fünf Synchronsprecher von Peter Falk und manchem als Tavernenbesitzer Gaulix in "Asterix bei den Briten" in Erinnerung, gibt Feuersteins italienischen Meuchelmörder gekonnt schmierig. Hartmut Neugebauer, die deutsche Stammstimme von Gene Hackman und John Goodman, weiß als neureicher Schweinefürst zu überzeugen und Klaus Guth, seit der 14. "Simpsons"-Staffel als Rektor Skinner zu hören, bringt Feuersteins Wutausbrüche gut rüber. Die Krönung aber ist der leider viel zu kurz geratene Part von Kurt Zips, der als kleinwüchsiger Prinz Eugen in bester österreichischer Mundart brilliert und für ein richtig schönes und breites Grinsen sorgt.

Die DVD von Schröder Media bietet den Film in gleich zwei Fassungen an, der Käufer hat die Wahl zwischen einer auf 16:9 (1:1,66) zugeschnittenen Version und dem 4:3-Originalformat. Das Bild kann das Alter des Films nicht kaschieren, es präsentiert sich stellenweise unruhig und hat mit Unschärfen, matten Farben und gelegentlichen Treppenbildungen zu kämpfen. Der deutsche Ton liegt in Dolby Digital 2.0 und entbehrt altersbedingt jeglicher Dynamik, die Dialogverständlichkeit ist aber immerhin auf einem akzeptablen Niveau. Bedauerlicherweise fehlt die Originaltonspur, gerne hätte man die gelungene deutsche Synchro mit dem ungarischen Original verglichen. An Extras hat die DVD neben der Vollbildfassung des Films lediglich die obligatorische Trailershow, ein Wendecover sowie eine erweiterte Szene zu bieten – letztere im O-Ton und ohne Untertitel! Ein schlechter Scherz …

Fazit:
Schmuckes 80er-Jahre-Zeichentrickmärchen, amüsant erzählt, charmant gezeichnet und musikalisch hübsch untermalt. Hoffentlich erfährt "Jonas und der verschwundene Schatz" die Wiederentdeckung, die es verdient …

Anmerkung: Angaben zur (west)deutschen Synchronfassung sind hier entnommen und – soweit es möglich war – überprüft worden. In der Deutschen Synchronkartei findet sich bedauerlicherweise kein Eintrag zu "Jonas und der verschwundene Schatz".

Michael Höfel



DVD | Disc-Anzahl: 1 | EAN: 9120027346705 | Erschienen: 7. Januar 2011 | FSK: 0 | Laufzeit: 70 Minuten | Originaltitel: Szaffi | Preis: 9,99 Euro | Untertitel verfügbar in: - | Verfügbare Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 2.0)

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