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Das Leben war schön dort, wo Dixie lebte. Die Vierzehnjährige ging zur Schule und hatte einen besten Freund. Er war ein Farbiger, was sie im Gegensatz zu ihrem Lehrer allerdings nie weiter interessierte. Doch plötzlich war ihr Vater wieder da, nachdem er wieder einmal über lange Zeit verschwunden war. Dixies Mutter kam von ihrer Arbeit heim, wo sie für höhere Gehälter kämpfte, als er einfach so wieder im Haus war. Sie freute sich nicht über seine Anwesenheit, sondern auch darüber, dass nun wieder Geld da war, gleich eine ganze Tasche voll. Jedenfalls sollte Dixies Mutter sich freuen, aber das tat sie nicht wirklich, denn sie wusste, dass ihr Mann Jones das Geld bei einem Banküberfall an sich gebracht hatte. Und hatte sie sich gerade noch gewünscht, sie müsse vielleicht nicht für ihren kleinen Lohn als Arbeiterin kämpfen und streiken, war diese Hoffnung doch schnell vorüber, denn diesmal war Jones zu weit gegangen. Er wurde verfolgt und gejagt. Mitten in der Nacht tauchte ein Mann in dem Haus von Dixie und ihrer Mutter auf, der von Jones um seinen Anteil des Raubes gebracht wurde. Voller Hass und Wut versuchte er, mit Gewalt an das Geld zu kommen. Dixies einzige Chance, sich und ihre Mutter zu retten, war der Revolver...
Nun ist die Familie auf der Straße unterwegs und auf der Suche nach einer neuen Heimat. Dixie ist froh darüber, dass sie alle drei wieder zusammen sind, trotz der Umstände. Aber es soll nicht lange dauern, bis sie, ihre Mutter und ihr Vater erneut mit Problemen zu kämpfen haben. Überall herrscht Armut und die Menschen wissen sich nicht anders zu helfen als mit Gewalt.
Der Comic "Dixie Road" spielt in den dreißiger Jahren in den USA. Es ist die Zeit der Rezession. Eine Zeit, in der es ungewöhnlich war, dass eine Frau Auto fuhr und sich zur Wehr setzte und eine Zeit, in der die Menschen Selbstjustiz übten, wenn ihnen ein Unrecht geschehen war. Auch Auftragsmörder waren gang und gäbe und von denen gibt es hier gleich mehrere. Das hier beschriebene Leben ist dem unseren gar nicht so fern und doch absolut unvorstellbar. Vorherrschend sind hier Gewalt und Misstrauen.
Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht eines vierzehnjährigen Kindes. Allerdings stammen die Worte von einer deutlich älteren Versionen ihrer selbst, die man im Comic selbst nicht zu sehen bekommt. Dieser weibliche Standpunkt, der außerdem von einem noch jungen Mädchen kommt, verleiht der Handlung jedoch eine besondere Schärfe und Dramatik. Die Erwachsenen manövrieren sich oft mit voller Absicht in fragwürdige Situationen, während Dixie ihnen einfach nur folgen kann. Sie hat keine Wahl.
Was hier erzählt wird, ist bewegend und weiß den Leser zu berühren. Es gibt nicht nur Dixie und ihre Familie, sondern noch viele andere Charaktere, die kleine oder größere Rollen einnehmen. Selbst wenn es nur die durchschnittliche Arbeiterfamilie ist, die um jeden Doller kämpft, um zu überleben, man kann mit ihnen fühlen und ist ihnen für einen Augenblick nahe, auch wenn man sie nur wenige Bilder lang begleitet. Hier haben die Macher ein großes Talent bewiesen. Sie dringen intensiv zu den Gefühlen ihrer Leser vor und das auf eine eindringliche Weise.
Und obwohl es eine schmutzige Welt ist, in die man eintaucht, wird sie in großartigen und farbenfrohen Bildern dargestellt. Die Zeichnungen sind sehr realitätsnah und man merkt, dass hier sehr gut recherchiert wurde. Nicht nur das große Ganze stimmt, sondern auch auf Details wurde geachtet.
"Dixie Road" ist ein Comic für Erwachsene, der schonungslos, aber mit viel Gefühl vom Leben in einer Zeit und Umgebung erzählt, die wir uns heute nur noch schwer vorstellen können. Diese Gesamtausgabe enthält alle vier Bände und ist somit komplett und in sich abgeschlossen.
Auf der Website des Splitter-Verlags gibt es eine ausführliche Leseprobe.