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Der skrupellose Waffenhändler Pasupati (Arbaaz Khan) erschießt ein kleines Mädchen, um vor versammelter Kundschaft die Wirksamkeit einer neuen Waffe zu demonstrieren. Um die Tat zu vertuschen, werden der Arzt bestochen und die Verwandten des Mädchens über die wahre Todesursache im Unwissen gelassen. Doch als Satya (Chiranjeevi), der Onkel des Mädchens, die Wahrheit aufdeckt, startet er einen gnadenlosen Rachefeldzug. Er kämpft, schießt und prügelt sich durch die Hierarchie von Pasupatis Organisation, bis er schließlich dem Mörder seiner Nichte gegenübersteht …
Der eiskalte Mord an einem kleinen Mädchen, der blutige Rachefeldzug ihres Onkels – klingt nach verdammt harter Filmkost, die für gewöhnlich schneller auf dem Index landet als der Cineast "FSK" buchstabieren kann. Doch wer "Story of a Killer" oder "Bajrang – The Killer" (so der Titel einer früheren DVD-Auswertung hierzulande) ungesehen in die Schublade stumpfsinnig-brutaler 08/15-Actionkost stopft, der legt den Sonntagsanzug zur Arbeitskleidung. Denn bereits nach zehn Minuten entpuppt sich der Streifen als wilder Mix aus hartem B-Actioner und ulkigem Hau-drauf-Klamauk aus Indien, der in beidem bewusst überzeichnet. Dramatische Momente wie der Tod von Satyas Nichte zelebrieren Tragik bis zum Umkippen, nur um in der nächsten Szene Slapstick und dummen Sprüchen den Vortritt zu lassen. Auch der Actionpart des Films setzt auf diesen Spagat: Nicht ganz jugendfreie Shootouts wechseln sich mit kurzweiligen Kloppereien ab, die entfernt an den Humor der Bud-Spencer-Fließbandwaren erinnern. Dazu trägt nicht nur ein gut aufgelegter Chiranjeevi – in seinem Heimatland ausgesprochen populär – in der Hauptrolle bei, sondern auch die deutsche Synchro, die dermaßen überdreht und lächerlich daherkommt, dass sie schon fast wieder zu dem Film passt.
"Bajrang – The Killer" hätte in der Tat das Zeug zu einem echten Genre-Geheimtipp, zu abgefahren-stupidem Trash-Futter für einen Männerabend gehabt – wenn dem Film bloß nur der Spagat zwischen deftiger Actionkost, überzogenem Rachedrama und Bud-Spencer-Klamauk gelungen wäre. Stattdessen zieht sich der Streifen einen gehörigen Bänderriss zu, der auf Kosten der Unterhaltung geht. Die einzelnen Versatzstücke des Films – Brutalo-Actioner, Rachethriller, Martial-Arts-Movie, Familiendrama, Hau-drauf-Klamotte – wollen nicht so recht zueinander passen, "Bajrang" wirkt wie ein Puzzle aus verschiedenen Genre-Teilen, die man mehr schlecht als recht mit Schere und Klebstoff zusammengesteckt hat. Die Actionszenen sind nicht kernig genug, den Martial-Arts-Einlagen fehlt es an Pfeffer, einige komische Momente wie die Entführung eines schwulen Gangstersohns wirken bemüht und der überzogen dramatische Part beißt sich ohnehin mit dem Rest. Darunter leidet letztendlich auch die Dynamik des Films, der einige Längen nicht verleugnen kann. Dass die Story dem Zuschauer dabei hundertfach Wiedergekäutes vorsetzt und die Figuren weniger Profil besitzen als gebrauchte Crashtest-Dummies, ist da noch das geringste Problem. Auch die zahlreichen handwerklichen Schwächen – wirrer Schnitt, mieses SFX – und der teils unglaublich schlechte Cast fallen da kaum ins Gewicht, im Gegenteil unterstreichen sie sogar unfreiwillig den komischen Part des Films. Der Film besitzt einige witzige Momente, das lässt sich nicht verleugnen; leider aber zu wenige, um als kernig-kurzweilige Kost durchzugehen.
Die DVD erscheint bei Voulez Vous Film und ist inhaltlich mit der deutschen DVD-Erstveröffentlichung von MIG identisch – darauf verweist nicht zuletzt das MIG-Logo, das nach Einlegen der Disc in den Player abgespielt wird. Das Bild weist zahlreiche analoge Verschmutzungen auf und hat ferner mit Unschärfen und schwächelndem Schwarzwert zu kämpfen. Der deutsche Ton liegt wahlweise in Dolby Digital 2.0 und 5.1 vor. Letztere weist im Vergleich zur DD2.0-Fassung zwar etwas mehr Dynamik auf, dennoch will sich richtiges Surroundfeeling nur selten einstellen. Die Dialogverständlichkeit ist nicht gerade das Gelbe vom Ei, liegt aber dennoch in einem akzeptablen Bereich. Den Originalton sucht man ebenso vergebens wie Untertitel. Die Extras sind keinen zweiten Satz wert, mehr als eine Slideshow und ein paar Trailer hat die Silberscheibe nicht zu bieten. Der DVD liegt ferner ein Wendecover bei. Peinlich: Das Backcover spricht vom Onkel, der seine Enkelin rächt …
Da die Laufzeit der vorliegenden DVD mit jener von MIG identisch ist, muss aller Wahrscheinlichkeit nach von einer geschnittenen Fassung ausgegangen werden. Unterstrichen wird der Verdacht durch merkwürdige und grob gesetzte Schnitte, die verdächtig nach FSK riechen (oder nach einem Affen als Cutter). Leider konnten keine genaueren und vor allem gesicherten Informationen diesbezüglich ermittelt werden.
Fazit:
Teils harte, teils witzige Hau-drauf-Klamotte aus Indien, die nicht so recht zünden will. Trotz einiger Gags und eines gut aufgelegten Hauptdarstellers dümpelt der unausgewogene Film gerade in der zweiten Hälfte dahin, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Schade um das verschenkte Potential!