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Harry Flashman ist wohl einer der ungewöhnlichsten Helden der Literatur. Obwohl: Held trifft es nicht so ganz. Denn zwar erlebt Flashman im 19. Jahrhundert unserer Zeitrechnung zahlreiche Abenteuer, fechtet mit dem Degen wie kein zweiter und ist ein veritabler Schütze. Ansonsten lässt er alle Attribute eines Helden vermissen: Er ist feige bis zur Selbstverleugnung, ein Frauenheld ohne jeden Charme, stets auf seinen Vorteil bedacht und ein Aufschneider und Lügner vor dem Herrn. Erdacht hat diese ambivalente Figur George McDonald Fraser, und in zahlreichen Romanen lässt er Flashman gegen seine eigene Feigheit und die Schurken seiner Zeit antreten ... meist unfreiwillig.
In "Royal Flash" verschlagt es Flashman nach Deutschland, wo das säbelstarrende Preußen sich anschickt, die Hegemonie über den Deutschen Bund zu erringen. In Schleswig-Holstein stehen sich dänische, österreichische, bayrische und preußische Interessen gegenüber - und Flashman wird in eine wohldurchdachte Intrige hinein gezogen, von keiner Geringeren als der berühmten Tänzerin, Kurtisane und Spionin Lola Montez. Flashman soll den Doppelgänger für einen kurzzeitig verhinderten Prinzgemahl spielen ... und bringt damit die politischen Pläne des späteren "Eisernen Kanzlers" Bismarck durcheinander. Zugleich bricht in den Deutschen Landen die Revolution von 1848 aus - Flashman zwischen allen Fronten und Betten.
Frasers Schreibe ist locker und amüsant, seine Hauptfigur liebt und verachtet man zugleich, und die Dialoge und Actionszenen sind auf den Punkt geschrieben. Auch die historische Kulisse mit ihren zahlreichen Figuren (unter anderem Karl Marx und Richard Wagner) weiß zu gefallen, zumal Helmut Degner sie sehr gut ins Deutsche übertragen hat. Kurz, ein riesiger Lesespaß, endlich wieder auf dem deutschen Buchmarkt erhältlich und Garant für vergnügliche Lesestunden.