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Das Leben ist kein Ponyhof, besonders nicht für Sarah. Denn wer mit Butterblume, Ngumbe und El Pilzo in einer Wohngemeinschaft lebt, hat es nun mal nicht leicht. Ob es das gar nicht süße Pferd, der lärmende, sehr extrovertierte Elefant oder der Macho-Pilz ist, irgendwer stört immer Sarahs Nachtruhe, macht sich über sie lustig oder torpediert die Pläne der meist hart am Zeichentisch arbeitenden Comicautorin Sarah. Oder zumindest der im Geiste hart arbeitenden Sarah. Denn in Wirklichkeit geht natürlich die meiste Zeit dabei drauf, auf ihre Mitbewohner aufzupassen, sie im Zaum zu halten oder das Chaos, das sie angerichtet haben, wieder zu beseitigen. Tröstlich ist für Sarah nur, dass ihr Webcomic endlich auch Leser hat – wenn sie auch chronisch pleite ist und sehr selten die Anerkennung erfährt, die sie ihrer Meinung nach verdient.
"Das Leben ist kein Ponyhof" ist ein Webcomic, der das Leben der Autorin und Illustratorin Sarah Burrini zum Thema hat – garniert mit einigen Fantasie-Mitbewohnern, die sich als Salz in der Suppe erweisen. Und diese mehrmals in der Woche (oder im Monat, wenn es wieder einmal zu viele Ablenkungen im wirklichen Leben der Sarah Burrini gegeben hat und sie den Zeichentisch nicht mal aus der Ferne gesehen hat) auf der Webseite
www.sarahburrini.com erscheinenden Comicstrips haben es wirklich in sich – vor allem in gedruckter Form. Hier kann man die kurzen Bildergeschichten endlich im Dutzend, am Stück und in Überdosis genießen.
Schlicht vom Zeichnstil, einfach in der Kolorierung haben es die winzigen Storys in sich. Sie sind auf den ersten Blick nicht brüllend komisch – eher zurückhaltend ironisch, meist sarkastisch und gelegentlich schlicht langweilig. Doch nach ein paar Seiten, die einem die Protagonisten näher gebracht hat, kann man nicht mehr lassen von dem beinharten Pferd, dem subversiven Elefanten und dem meist saublöden Pilz, die sich die Wohnung mit Sarah teilen. Die Geschichten brennen sich dem Leser immer stärker ein und lassen selbst die fadesten Gags zu etwas Besonderem werden. Fast, als würde man live dabei sein, wie die irrsinnigste Wohngemeinschaft der Welt sich wie auf einem Präsentierteller dreht und Einblicke in ihr wirkliches Leben gewährt.
Ähnlich wie Calvin und Hobbes, die geniale Kreation von Bill Waterson, gelingt es Sarah Burrini, dem Leser eine Realität anzubieten, die wirklicher und echter erscheint als das Leben, das ihn umgibt. Es entsteht ein Sog, weiterzulesen und mehr über diese vier Verrückten zu erfahren – ideal für Sarah Burrini.
Auf der Webseite findet man nicht nur den neuesten Strip, auch T-Shirts mit Aufdruck kann man erwerben und so einiges nachlesen, was Sarah Burrini von sich preisgibt – die Merchandising-Maschine in Perfektion. Ob das dem naiven Charme dieser Mini-Storys zu- oder abträglich ist, wird die Zeit entscheiden – die Buchausgabe von "Das Leben ist kein Ponyhof" jedenfalls ist gelungen und macht das Buch zum idealen Geschenk für die Generation Web 2.0 – oder für diejenigen, die ein gedrucktes Werk einer digitalen Momentaufnahme vorziehen.