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 Gemini Rue

Verschwörung auf Barracus


Cover
Gesamt +++++
Action
Anspruch
Aufmachung
Bedienung
Bildqualität
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Im Jahr 2229: Azriel Odin, einst ein Auftragskiller, inzwischen ein Cop, wartet auf dem dauerverregneten Planeten Barracus auf einen Informanten. Doch der lässt sich nicht blicken – und als Azriel Nachforschungen anstellt, muss er dies um ein Haar mit dem Leben bezahlen, denn die mafiaähnliche Organisation Boryokudan scheint ihre Finger mehr als nur ein bisschen im Spiel zu haben. Zudem ist Azriels Bruder verschwunden. Gerüchteweise wurde er auf einem Raumschiff verschleppt, das nicht geortet werden kann. Azriel Odin ist fest entschlossen, seinen Bruder zu finden – auch wenn das bedeutet, dass er sich mit den Boryokudan anlegen muss ...

Währenddessen erwacht an einem ganz anderen Ort der Galaxie ein Mann ohne Gedächtnis in einem ihm unbekannten Gebäude. Delta-6, wie er von einer Stimme, die aus einem Lautsprecher dröhnt, genannt wird, ist offenbar ein Gefangener, dessen Erinnerungen nach einem Fluchtversuch komplett gelöscht wurden – nicht zum ersten Mal, wie er bald herausfindet. Delta-6 muss einen Weg finden, aus dem Gefängnis zu entkommen. Doch wem kann er trauen und wer ist er wirklich?

Neues Adventure in altem (Grafik-)Gewand

"Gemini Rue - Verschwörung auf Barracus", entwickelt von Wadjet Eye Games und in Deutschland von Daedalic Entertainment veröffentlicht, ist ein herrliches Paket von Anachronismen: Das Point-and-Click-Adventure hat eine Grafik, wie man sie sonst nur bei Genretiteln aus den 90er Jahren vorfindet, und das ist wörtlich zu nehmen. Die Schauplätze sind äußerst pixelig, die Charaktere bewegen sich wie einst die Figuren aus Baphomets Fluch oder Monkey Island. Dennoch kann diese extrem Nostalgie-lastige Optik nicht darüber hinwegtäuschen, dass "Gemini Rue" ein Adventure weit neuerer Machart ist. Das macht sich zum einen an der wirklich sehr guten Sprachausgabe bemerkbar (die komplett auf Deutsch vorliegt), zum anderen an kleinen praktischen Details in der Steuerung und einigen Grafikelementen, die durch ihre etwas ausgefeiltere Qualität hervorstechen. Praktischer Nebeneffekt der grafisch genügsamem Umsetzung ist, dass "Gemini Rue" (das nebenbei bemerkt auf einer CD-ROM, nicht auf einer DVD, Platz findet) dem PC nicht so viel abverlangt und sehr fix installiert ist.

Abwechselnd spielt man mit Azriel Odin, der sich auf dem Planeten Barracus mit den Boryokudan herumschlägt, und dem rätselhaften Mann Delta-6, der sich in einer Einrichtung namens Center-7 befindet und versucht, von dort zu entkommen.
Die Steuerung erfolgt fast komplett per Maus. Bei Rechtsklick auf Gegenstände oder Personen öffnet sich ein einfaches Kontextmenü, welches neben dem meist sehr überschaubaren Inventar vier Aktionssymbole bereithält: Mit dem Auge können Dinge näher betrachtet werden, mit dem Handsymbol können Aktionen ausgelöst, Gegenstände aufgenommen und verwendet werden. Der Mund dient natürlich dazu, andere Personen anzusprechen, und der Fuß kommt dort zum Einsatz, wo zum Beispiel eine Tür eingetreten werden muss. Per Doppelklick kann die jeweils letzte Aktion wiederholt werden, was gerade für das Hand-Icon sehr praktisch ist. Azriel besitzt zudem einen Kommunikator, ein Smartphone-artiges Gerät, mit dem man telefonieren und recherchieren kann.

Auf in den Kampf!

Bisweilen sind nicht nur die typischen Aktionen wie öffnen, schließen, sprechen usw. gefragt, sondern es wird auch gekämpft. Hier kommt dann die Tastatur zum Einsatz: Azriel und Delta-6 können in Deckung gehen, aus der Deckung kommen, zwischen mehreren Zielen wechseln und schießen. Wer vor dem Schuss per Strg-Taste einen tiefen Atemzug nimmt, der landet einen tödlichen Treffer in den Kopf, wenn das Timing stimmt. Der Schwierigkeitsgrad der Kämpfe ist einstellbar, die Tastenkombinationen sind sehr überschaubar, so dass niemand hier große Probleme oder Frust haben sollte.

SciFi, Film Noir, Krimi – dieser Plot macht süchtig!

Seine wahre Stärke zeigt Gemini Rue in der Story, die so atmosphärisch dicht und clever ist, dass man sich nach wenigen Minuten (wenn man den kleinen Grafik-Schock überwunden hat) nicht mehr losreißen kann. Die SciFi-Geschichte mutet wie ein Film Noir an – alles ist düster und deprimierend, von typischem Point-and-Click-Humor gibt es hier weit und breit keine Spur. Man fühlt sich an "Bladerunner" erinnert, während man Azriel in seinem Trenchcoat durch schmutzige Gassen und Delta-6 in seiner Anstaltskleidung durch kameraüberwachte Flure lenkt. Bei den Independent Games Awards 2010 wurde das Adventure übrigens mit dem Student Showcase Award ausgezeichnet.

Handle schnell - oder stirb ...

"Gemini Rue" macht schnell süchtig, weil das Spiel so viele Entscheidungen offen lässt, weil man wirklich Fantasie in seinen Handlungen zeigen muss und weil man – die Klassiker lassen grüßen! – tatsächlich sterben kann. Gnädigerweise schaltet die Autosave-Funktion sich kurz vor kritischen Stellen dazwischen, so dass man nicht wieder von vorne beginnen muss. Bisweilen sind hier jedenfalls schnelle Entscheidungen gefragt: Wenn Azriel das Zimmer seines verschwundenen Informanten durchsucht und es plötzlich an der Tür klopft, rasen die Gedanken beim Spieler: Antworten? Tür öffnen? Tür geschlossen lassen? Durchs Fenster? Über die Feuerleiter in die darunterliegende Etage, oder doch lieber eine höher klettern und den Aufzug nach unten nehmen? Wer sich nicht schnell genug entscheiden kann, der wird kurzerhand erschossen. "Gemini Rue" setzt den Spieler also bisweilen mächtig unter Zeitdruck, was enorme Spannung ins Spiel bringt. Auch sonst ist Köpfchen gefragt. Die Rätsel fügen sich dabei so wunderbar fließend in die Handlung ein, dass man wirklich niemals das Gefühl hat, einfach nur sinnlose Aufgaben um des Rätselfaktors willen zu lösen. Alles spielt sich ab wie ein origineller, stimmiger und mitreißender Film, und ehe man es sich versieht, steckt man mittendrin in der Verschwörung auf Barracus.

Fazit: "Gemini Rue – Verschwörung auf Barracus" vereint eine liebevoll auf alt getrimmte Pixelgrafik mit einer sehr hörenswerten Sprachausgabe und einer atmosphärischen und gut durchdachten Handlung, die mitreißt und die so gut ist wie ein spannender Sci-Fi-Thriller. Ein tolles Independent-Spiel!

Zum offiziellen Trailer des Spiels auf YouTube

Christina Liebeck



CD-ROM | CD-Anzahl: 1 | Erschienen: 24. August 2011 | FSK: 12 | Originaltitel: Gemini Rue | PC | Preis: 19,99 Euro | Systemanforderungen: Minimum:

Windows 98, ME, 200, XP, Vista oder 7, Pentium-Prozessor oder besser, 64 MB RAM, DirectX 5 oder höher, DirectX-kompatible Sound- und Grafikkarte, Maus, Tastatur, CD-ROM-Laufwerk | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch

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