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 Incognito, Band 2: Schlechter Einfluss

Serie: Incognito, Band 2
Autoren: Ed Brubaker
Illustratoren: Sean Phillips
Übersetzer: Claudia Fliege
Verlag: Panini Comics

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Jahrelang war Zack Overkill der schlimmste aller Verbrecher. Grausam, tödlich und absolut skrupellos erwarb er sich den Ruf des Erzschurken. Als Kreation von Doktor Zeppelin dessen geheimsten Labor entsprungen, gehörte er zum obersten Kreis der Megaschurken von Black Death.
Doch Black Death ist von der S.O.S besiegt und inhaftiert worden. Seiner Superkräfte beraubt, fristet er ein jämmerliches Dasein – die Verbindung mit der Außenwelt und seiner Verbrecherorganisation hält er nur noch über seinen Anwalt aufrecht. Und Zack? Der ist zur Marionette der S.O.S. verkommen, zum persönlichen Spielzeug von Zeppelins Tochter degradiert.
Nun aber soll er undercover erneut eingesetzt werden. Als S.O.S.-Agent gegen seine alten Freunde und Mitstreiter. Der Gegner heißt diesmal "Level 9" und wird scheinbar von einem der besten Undercover-Agenten der S.O.S. geleitet. Ist dieser Jack Slaughter wirklich zum Feind übergelaufen, hat er alle verraten und paktiert mit den schlimmsten Verbrechern der Welt? Will er die S.O.S. vernichten und zum mächtigsten Superschurken aller Zeiten werden?

Zugegeben, "Incognito 1" ist genial und steht auf einer Stufe mit "Sleeper" und "Criminal", den besten Arbeiten von Autor Ed Brubaker und Illustrator Sean Phillips. Da ist die Erwartungshaltung gegenüber dem Nachfolger "Incognito 2: Schlechter Einfluss" gewaltig und kann nur enttäuscht werden.
Denn die Fortsetzung hat weder große Überraschungsmomente noch einen wirklichen Gegner für Zack Overkill parat. Und auch der Superschurke ist seltsam zahnlos und huldigt nicht mehr der Gewalt als Selbstzweck, als Erfüllung.

Doch wer "Incognito 2" am Actionfeuerwerk des ersten Teils oder an "Sleeper" misst, vergleicht Äpfel mit Birnen. Denn in "Incognito 2" geht es Phillips und Brubaker eben nicht um eine weitere Gewaltorgie, sondern darum, zu zeigen, dass der schmale Grat zwischen Gut und Böse in Wirklichkeit nicht existiert. Keine der Seiten zeigt Mitleid mit dem Gegner oder den Kollateralschäden ihrer Einsätze. Niemand zeigt Mitgefühl mit den Ermordeten oder den Hinterbliebenen. Keiner kümmert sich um die Opfer und die Konsequenzen des eigenen Tuns. Ausgerechnet Protagonist Zack Overkill wird für Brubaker zum Kristallisationspunkt dieser Überlegungen, zum Spiegel der Frage, inwieweit man Gut und Böse in der imaginären Welt des Comics und in der wirklichen Welt unterscheiden kann.
Die Antwort auf diese Frage ist sperrig und verlangt dem Leser wie dem Helden viel ab. Selbstzweifel eines Killers als neue moralische Instanz - schwierig anzunehmen und noch schwieriger zu verstehen. Insoweit ist "Incognito 2" misslungen. Denn um die eigentliche Antwort drücken sich die Autoren. Respektive sie haben diesen Band nur als Überleitung konzipiert, um im dritten Band (vielleicht) aufzulösen, inwieweit Zack Overkill taugt als moralische Instanz, als Wesen, das bar jeder Menschlichkeit doch als Mitmensch fungieren kann.

Man kann "Incognito 2" in die Tonne hauen und nach "Sleeper" rufen. Man kann aber auch den Versuch von Brubaker – genial in Szene gesetzt von Phillips – achten und diesen Band als Überleitung zu einem genialen Finale nehmen. Wohl wissend, dass damit die Erwartungshaltung gegenüber der Fortsetzung wiederum so gewaltig ist, dass man nur enttäuscht werden kann – aber das wissen auch Brubaker und Phillips.

Stefan Erlemann



Softcover | Erschienen: 20. September 2011 | ISBN: 9783862010103 | Originaltitel: Incognito 2 | Preis: 16,95 Euro | 132 Seiten | Sprache: Deutsch

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