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FAYZ, so nennen die Kinder den abgeschotteten Bereich, in dem sie seit mehreren Monaten leben. Plötzlich hat sich eine Barriere um Perdido Beach gebildet und alle, die älter als 15 Jahre waren, waren plötzlich verschwunden. Nun müssen sich die Kinder ganz alleine zurecht finden. Einige von ihnen haben Mutanten-Kräfte entwickelt, andere sind Kämpfer, noch andere Jäger nach Nahrung geworden, die Lage ist katastrophal. Da kommen den hoffnungslosen Kids die Worte von Orsay gerade Recht. Sie hat die Macht, in die Träume von anderen Menschen eintauchen zu kommen und behauptet, sie würde die Eltern und Freunde der Bewohner der FAYZ hinter der Barriere spüren können, was für einigen Aufruhr sorgt. Ist da draußen wirklich die normale Welt, so wie sie die Kinder kennen? Warten ihre Eltern auf sie? Oder versucht Orsay sich mit ihren Geschichten nur wichtig zu machen?
Sam kämpft unterdessen mit ganz anderen Problemen. Er wurde von Drake, dem Jungen mit dem Peitschenarm, fast zu Tode geprügelt und wird in seinen Träumen immer noch von grauenhaften Visionen dieses Vorfalls verfolgt. Dazu kommt seine Angst davor, nicht mehr das Richtige zu tun können, weil ihm durch den Rat die Hände gebunden sind. Dieser Zusammenschluss will Probleme nämlich eher durch Regeln denn durch Taten beheben. Und das Schlimmste für Sam ist, dass auch seine Freundin Astrid dem Rat angehört, mit der er deswegen immer öfter in Streit gerät. Als dann auch noch ein bereits mehrere Wochen totes Mädchen plötzlich wieder aufersteht und sogar der tot geglaubte Psychopath Drake gesichtet worden sein soll, weiß Sam endgültig nicht mehr, was er eigentlich tun soll.
Zwar ist "Lügen" als der dritte Band der "Gone"-Reihe von Michael Grant wieder ein spannender Pageturner, aber trotzdem auch der bisher schwächste Roman der Serie. Auf jeden Fall wird vom Leser erwartet, dass er die vorangegangenen Teile bereits kennt, ansonsten würde er mit der Menge der hier vorkommenden Personen, deren Fähigkeiten und Eigenschaften, glatt überfordert sein.
Zu den ohnehin schon sehr zahlreichen Charakteren kommen diesmal noch eine ganze Handvoll neue hinzu, deswegen muss man sehr konzentriert lesen und sich jedes Mal aufs Neue klar machen, mit wem man es gerade zu tun hat. Sehr schön ist, dass der Autor sich für die einzelnen Figuren viel Zeit nimmt, jedenfalls für die, die im Mittelpunkt stehen, und intensiv beleuchtet, wie sie sich weiterentwickeln. Ganz klar hervorzuheben ist hier natürlich Sam, der diesmal eine schmerzhafte Selbstfindung durchmachen muss. Als Folge davon ebenfalls betroffen ist Astrid, seine Freundin. Aber auch bei einigen anderen Figuren wird noch klarer, was ihre Beweggründe sind und was sie antreibt. Ein sehr zwiegespaltener Charakter ist zum Beispiel Diana, das Mädchen an der Seite des brutalen Caine, dem Widersacher von Sam.
Neu ist, dass man diesmal mit einigen wenigen, blitzlichtartigen Eindrücken von der Welt außerhalb der FAYZ konfrontiert wird. Aber sind die wirklich real oder nur eine Illusion? Das muss noch herausgefunden werden. Sicher ist, dass es so schnell keine Auflösung geben wird, da noch mehrere Bände der Reihe geplant sind.
Besonders schade ist, dass das eigentliche Geheimnis um die FAYZ diesmal nur wenig vorangetrieben wird. Was geschieht, kommt einem zu einem großen Teil bekannt vor. Kinder kämpfen miteinander, haben Hunger und müssen sich irgendwie durch eine für sie völlig neue Welt bewegen. Alles steigert sich zwar noch weiter zum Dramatischen, eine wirkliche Weiterentwicklung in der Hintergrundgeschichte wird man aber vergeblich suchen. Trotzdem ist der Roman so fesselnd und spannend geschrieben, dass man sich kaum von ihm lösen mag und gebannt verfolgt, wie das Leben in der FAYZ sich entwickelt. "Gone" ist auf jeden Fall eine außergewöhnliche Jugendroman-Serie, die sich trotz kleiner Tiefpunkte zu lesen lohnt.
Auf der Verlagswebseite kann in das Buch reingelesen werden: zur Leseprobe.